Alles voll:
Neben Berichten über volle Intensivstationen sind die aktuellen Nachrichten auch voll mit Berichten über volle Parkplätze in den begehrten Schneegebieten.
Der Wunsch, den eigenen vier Wänden zumindest für ein paar Stunden, zu entfliehen und die Natur zu genießen, ist in Zeiten des Lockdowns und der zahlreichen Beschränkungen mehr als verständlich; zumal die Aussichten auf eine schnelle Besserung der Lage ungefähr so trüb sind, wie regnerische Wintertage.
Aber eines ist leider auch ziemlich sicher: je voller die Parkplätze, umso voller werden auch die Betten in den Krankenhäusern werden. Und umso länger werden wir folglich auch auf entspannende und unbeschwerte Ausflugs- und Urlaubstage verzichten müssen.
Und auch wenn ich persönlich der größte Fan von Natur pur bin und selber nur zu gerne wieder in die Sonne oder den Schnee reisen würde, halte ich die Füße still.
Ich schwelge stattdessen in Urlaubs-Erinnerungen und wenn ihr mitschwelgen möchtet; dann habe ich einen kostenlosen und ganz Corona-konformen „Urlaub für die Augen“ für euch. Einen Urlaub, den wir vor ziemlich genau einem Jahr in der für mich schönsten Bergkulisse überhaupt verbracht haben. Einer Region, über die ich bereits einen Sommer-Beitrag geschrieben hatte (siehe hier).
Und ebenso, wie ich vor unserem ersten Urlaub ein bisschen familiäre Überzeugungsarbeit leisten musste (meine „Männer“ mochten bis dahin lieber die „Sommer-Sonne-Strand-Urlaubsgebiete“), musste ich es erneut tun; wegen fehlender Sommer-Sonne-Strand-Version.
Vorfreude auf`s Winterwunderland
Aus meiner Studentenzeit und einigen sehr vergnüglichen Skireisen wusste ich, wie wunderschön die Berge auch im Winter sind. Ich blieb daher beharrlich bei meiner Wunschvision vom Familienurlaub im Winterwonderland.
Ich besorgte warme Unterwäsche, wasserdichte und schneetaugliche Jacken und Hosen, dicke Handschuhe, hatte dazu noch zwei befreundete Familien „im Gepäck“ (ja, das war damals noch möglich; unglaublich, oder?) und hatte schließlich Erfolg: wir buchten unseren Winterurlaub.
Und freuten uns nun gemeinsam und ohne dass auch nur eine/r von uns Ski laufen kann (ich hatte es als Studentin lediglich zur „Schneepflug-Meisterin“ geschafft) auf lange Spaziergänge in der verschneiten Berg-Landschaft; über wackelige Versuche auf den Skipisten, verfrorene Nasen und rote Wangen, Kaiserschmarrn und warmen Kakao am prasselnden Kaminfeuer, ganz viel Spaß mit unseren Freunden und auf die herzlichen Gastgeber im Arthurhaus.
Schmelzende Schneemänner
Doch je näher der Urlaub rückte, umso weniger weiße Flöckchen waren in den Livecams unseres Urlaubsortes zu sehen. Zum Schluss sogar kein einziges; stattdessen grüne Wiesen und schmelzende Schneemänner.
Doch es nützte nix und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Zur Not würden wir es uns auch ohne Schnee schön machen; aber dann wäre dies wohl die erste und letzte Urlaubsfahrt „in den Schnee ohne Schnee“ geworden.
Das Nörgeln der mitfahrenden Pubertiere, die sich für einige Zeit auch noch von den heißgeliebten Spielekonsolen trennen mussten, verstärkte sich jedoch mit jedem Kilometer, mit dem wir uns der grünen Berglandschaft näherten. Nur der Hund; der freute sich auch so. Somit waren wir immerhin schon zwei; denn auch mein Mann träumte -mehr oder weniger heimlich- von Sommer-Sonne-Meer. Na toll!
Wenn Nordlichter in die verschneiten Berge reisen:
Glücklicherweise erhörte Frau Holle mein allabendliches Wetter-Flehen und schenkte mir und meinen nörgelnden Reisebegleitern pünktlich zum Anreisetag eine ordentliche Ladung Schnee.
Das hatte zwar kurzfristig auch zur Folge, dass wir mitten auf dem Berg stehenbleiben und mehr oder weniger planlos die Schneeketten anlegen mussten. Dies wiederum trug nun auch nicht zur Stimmungsaufhellung meiner Begleiter bei.
Nur der Hund … der war immer noch fröhlich, aber den fragte in dem Moment niemand. Und als der größte Teil der Auto-Insassen (=alle außer dem Fahrer) auch noch das heimelige Auto verlassen und die letzten Meter zu Fuß laufen musste, schlidderte die Stimmung meiner „Sommer-Sonne-Meer-Fraktion“ geradewegs auf den Abhang zu.
Oh du fröhliche Schlitterpartie
Aus mir unerklärlichen Gründen war auch unser Fahrer, der immerhin im Auto bleiben und es den Berg hochfahren durfte, nicht soooo sehr begeistert. Gut, es könnte vielleicht daran liegen, dass er für eine Weile fluchend und frierend unter dem Auto liegen und die verhakten Schneeketten retten musste …
Ja; vielleicht lag es daran. Aber wer hätte auch ahnen können, dass es nicht ganz so blöd gewesen wäre, sich die Gebrauchsanleitung VORHER durchzulesen. Hätte hätte Schneekette 😉
Ihr merkt es schon bzw könnt es euch vielleicht ansatzweise vorstellen: die Stimmung war … sagen wir mal … semi gut. Wobei das vielleicht sogar etwas übertrieben ist. Aber immerhin: die Pubertiere freuten sich so langsam über die weiße Pracht.
Und spätestens beim Anblick vom Arthurhaus und unserer schon angereisten (Allrad-sei-Dank-)Freunde war das Glück dann doch zum Greifen nahe. Und als uns am nächsten Tag dieser Anblick erwartete, war es soweit: ich sah das Leuchten in den Augen meiner Jungs und auch meines Mannes und ahnte, dass aus der Sommer-Sonne-Meer-Fraktion ganz bald auch eine Winter-Sonne-Schnee-Begeisterung werden würde. Denn wer bitte könnte sich nicht in diesen Anblick verlieben:
Schneebedeckte Tannen, Zaunpfähle, die kleine Zipfelmützen aus Schnee tragen, blauer Himmel und eine atemberaubende Schneelandschaft.
Und nicht zu vergessen natürlich die imposante Berglandschaft der Mandlwand. Sie bildet die südöstliche Flanke des Hochkönig-Massivs und thront zerklüftet über dem Arthurhaus. Was für ein Anblick. Schöner geht es doch kaum, oder?
Die Wege, die wir im Sommer unterhalb der Mandlwand gewandert waren, lagen nun unter einer zauberhaften Schneedecke und verliehen der Landschaft eine unfassbare Schönheit und Ruhe. Blickte man nach unten ins Tal, sah man links der kleinen, aber für uns vollkommen ausreichenden Skipiste, sanfte Hänge, Wolken, die zum Greifen nah erschienen sowie Puderzucker-bestäubte Tannen.
Überall Schnee, der in der Sonne wunderschön glitzerte und man gar nicht wusste, wohin man erst schauen sollte.
Winterwunderland: Hier war selbst das Grau schön
In all den Nuancen von blauem Himmel und dem Weiß des Schnees gab es auch ein paar Tage in grau; aber auch die waren nicht minder schön. Wir gingen raus, bauten Schneemänner und Schneeengel und kamen nach einiger Zeit durchgefroren wieder zurück.
Anschließend schmeckte der warme Kakao und Tee noch besser bzw ließ es sich besonders gut in der hauseigenen Sauna entspannen.
Winterwunderland: Viele Highlights, doch dies war mein Schönstes
Neben einer Schneeschuhwanderung und dem wunderschönen Heiligabend war eines meiner persönlichen Highlights (wie auch damals im Sommer) der Besuch der Sennerei Schweizerhütte des Arthurshauses. Hier wartete ein Käsefondue der leckersten Art auf uns.
Und ein Augen-Schmankerl hatte Heidi, die Wirtin, auch noch für uns. Denn sie hatte um die gesamte Hütte herum Lichter platziert und somit meinen ganz persönlichen Wintertraum wahr werden lassen.
Nach einem Tag mit unzähligen Abfahrten auf der kleinen Piste stiefelten wir bei klirrender Kälte durch den tiefen Schnee begleitet von einem atemberaubend schönen Sonnenuntergang der beleuchteten Hütte entgegen.
Wie kann denn etwas so schön sein?
Mit diesem Abend wurde mein persönlicher Winterwundertraum wahr und ich fiel nicht nur pappsatt, sondern auch ganz furchtbar glücklich ins Bett.
Wunder
Kaum zu glauben, dass diese schöne Erinnerung etwas über ein Jahr her ist und dass sich die Welt in dieser kurzen Zeit so grundlegend geändert hat. Statt sich über viele Gäste zu freuen und diesen einen wunderbaren Urlaub zu bescheren, musste auch das Team des Arthurhauses viele Entbehrungen hinnehmen.
Ich hoffe von Herzen, dass wir alle diese Zeit irgendwann hinter uns haben und uns bald wieder freuen können, wenn Winterwunder wahr werden.
Ich wünsche euch ein gutes und gesundes Neues Jahr. Ein Jahr, in dem ihr all die Momente wiedererleben könnt, die ihr euch wünscht. Dass ihr all eure Lieben wieder fest in die Armen schließen könnt. Dass die Menschen weltweit wieder Hoffnung auf eine offene Welt haben können und dabei stets ein offenes Herz behalten.
P.S. Meine Sommer-Sonne-Meer-Fraktion ist seit diesem Urlaub übrigens vom Bergfieber erfasst. Wen wundert`s? Mich jedenfalls nich 🙂
Bleibt gesund und munter und: zu Hause!
Eure
Snjezi