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Meningokokken: lebensbedrohliche Erreger

Meningokokken Beitragsbild
Inhaltsverzeichnis

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Meningokokken Infektionen und mögliche Schutzimpfungen

Im kinderärztlichen Alltag gibt es Erkrankungen, die die betroffenen Kinder, ihre Familien und auch uns Ärzte vor große Herausforderungen stellen. Die meisten davon sind gut behandelbar. Viele von ihnen sogar vermeidbar. Denn wir Kinderärzt:innen haben, im Gegensatz zu manch anderen Fachbereichen, die wunderbare Möglichkeit der Prävention. Während die Erwachsenen-Mediziner meist vor vollendeten Tatsachen stehen, wie z.B.: „der Blutdruck ist zu hoch, die Arterienwände verkalkt“, haben wir im Optimal-Fall die Möglichkeit, schon im Kindesalter der Entstehung von einigen schwerwiegenden Krankheiten

Prävention:

Das ist in vielen Fällen schon erfolgreich gelungen. So sind zum Beispiel Erkrankungen wie die Kinderlähmung (=Polio) durch die Standardimpfungen mittlerweile so selten geworden, dass viele Menschen sie nur noch theoretisch kennen. Das ist wunderbar und soll auch so bleiben.

Prävention bleibt jedoch nicht stehen. Sie muss stetig erneuert und angepasst werden. Sie richtet sich nach aktuellen Empfehlungen und ist für jede Familie und für jedes Kind eine individuelle Entscheidung.

Miteinander:

Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Prävention ist aus meiner Sicht immer ein Miteinander. Ein Miteinander all derjenigen, die für das gesundheitliche Wohlergehen eines Kindes bzw. unserer Kinder verantwortlich sind.

Verantwortung:

Meine persönliche Verantwortung sehe ich unter anderem darin, Eltern umfassend zu bestimmten Erkrankungen zu informieren. Denn zu einigen Erkrankungen gibt es, aktuellen Umfragen zufolge, noch großen Informationsbedarf. Und nur, wenn man ein be-greif-bares Bild von einer Erkrankung hat, kann man auch nachvollziehen, warum der Schutz davor so wichtig ist.

Heute geht es um ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt: Meningokokken.

Denn so harmlos der Erreger-Name auch klingen mag: er kann das Leben eines Kindes und seiner ganzen Familie in kürzester Zeit zerstören.

Meningokokken:

Meninkokokken-Infektionen haben mich während meiner Arbeitszeit auf der Kinderintensivstation nachhaltig geprägt. Sie sind auch heute noch ein wichtiges Thema im kinderärztlichen Alltag. Denn bei jedem Kind, das sich mit Fieber in einer kinderärztlichen Praxis oder einer Notaufnahme vorstellt, schwingt ganz leise aber doch sehr nachdrücklich die Sorge um genau diese Erkrankung mit. Und gerade im Winter ist das Symptome „Fieber“ natürlich besonders häufig.

Zum Glück gilt jedoch auch beim fiebernden Kind ein sehr treffender Leitsatz: „Häufiges ist häufig und Seltenes ist selten“!

Das heißt: ein ganz banaler und harmloser Virusinfekt ist häufig, eine bakterielle Erkrankung eher selten. Und eine so Folgenschwere, wie die Meningokokken-Infektion noch seltener. Aber sie womöglich nicht rechtzeitig zu erkennen, weil sie sich zunächst als banaler Infekt „tarnen“ kann, wäre nicht nur für die betroffenen Familien, sondern auch für mich und jeden meiner Kollegen ein wahrhaftiger Albtraum.

Ein Albtraum:

Jährlich wird dieser Albtraum in Deutschland für mehr als 300 Kinder und ihre Familien zur Realität.

Mehr als 300 Kinder im Jahr. Das ist fast ein betroffenes Kind pro Tag!

Immer noch eins am Tag zu viel!

10 Prozent der betroffenen Kinder sterben an dieser Infektion und diejenigen, die diese Erkrankung überleben, bleiben meist ihr Leben lang davon gezeichnet. Amputationen gehören ebenso zu den möglichen Folgen, wie Hautdefekte, Hörschäden und andere neurologische Ausfälle.

Was genau eine Meningokokken-Infektion ist und warum wir (Kinder-)Ärzte sie so fürchten, erfahrt ihr im folgenden Text.

Meningokokken (= Neisseria meningitidis):

Bei Meningokokken handelt es sich um eine Gruppe von Bakterien, die weltweit vorkommen und sich bei ca. 10% der Bevölkerung im Nasen-Rachen-Raum ansiedeln, ohne dabei klinische Symptome zu verursachen. Meningokokken kommen in verschiedenen Untergruppen (= Serogruppen) vor, wobei in Deutschland hauptsächlich Infektionen mit Bakterien der Serogruppe B und C von Bedeutung sind.

Übertragung:

Meningokokken werden durch Tröpfchen übertragen (Niesen, Husten). Jährlich erkranken in Deutschland etwa 700 Menschen an einer Meningokokken-Infektion, wobei der weitaus größte Teil (ca. 70 %) auf Meningokokken der Serogruppe B zurückzuführen sind. Fast die Hälfte der Betroffenen sind Kinder, wobei Säuglinge, Kleinkinder und immungeschwächte Personen besonders gefährdet sind.

Erkrankungen:

Meningokokken können lebensgefährliche Erkrankungen hervorrufen. Am häufigsten sind die eitrige Hirnhautentzündung (= Meningitis) sowie eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (= Sepsis). In manchen Fällen treten beide Erkrankungen gleichzeitig auf. Eine Komplikation der Blutvergiftung durch Meningokokken ist der sog. septische Schock, an dem ein Drittel der Betroffenen verstirbt.

Ich habe während meiner Facharztausbildung sämtliche Varianten miterlebt und erinnere mich auch heute noch an jeden einzelnen dieser dramatischen Fälle.

Eitrige Meningitis:

Die Symptome einer Meningokokken Infektion beginnen meist mit grippeähnlichen Beschwerden:

Unbehandelt vermehren sich Meningokokken rasant im Körper des Betroffenen und verursacht ein sehr akutes, schweres Krankheitsbild mit:

Symptome bei Säuglingen und Kindern

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist es besonders schwierig, eine Meningitis zu erkennen, da die Symptome uncharakteristisch sind.

Nicht selten entwickeln sich zusätzlich Begleitsymptome. Diese weisen darauf hin, dass nicht nur die Hirnhaut, sondern auch das Gehirn (= Enzephalitis) gereizt wird:

Sepsis:

Bei einer Sepsis oder Blutvergiftung kommt es durch die Endotoxingifte der Bakterien zu einer folgenschweren Störung des Gerinnungssystem. Die Folge sind Einblutungen in die Haut (= Petechien) und in andere Organe, insbesondere in die Nebennieren, was zum gefürchteten Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom führt. Die daraus resultierende Schocksymptomatik ist, trotz rechtzeitiger Behandlung, mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden.

Septischer Schock ( = Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom):

Durch die hohe Ausschüttung von Bakteriengiften kommt es zu einer massiven Aktivierung der Gerinnungsfaktoren im Blut. Somit werden einerseits viele Thromben gebildet, die zum Verschluss von Gefäßen führen. Andererseits kommt es zu einem hohen Verbrauch an Gerinnungsfaktoren und dadurch zu massiven Haut- und Organ-Blutungen. Diese Schocksituation führt meist rasch zum Organversagen und zum Absterben von Gliedmaßen.

Amputationen:

Wenn Patienten diesen Verlauf überleben, sind aufgrund der Gefäßverschlüsse in den Gliedmaßen und den Einblutungen in der Haut meist großflächige Hautdefekt und oftmals Amputationen der betroffenen Gliedmaßen die Folge. Was das für die Patienten und deren Angehörige bedeutet, könnt ihr weiter unten im Text lesen. Dort stelle ich euch auch eine ganz besondere Frau vor, die sich für Amputationsbetroffene Menschen engagiert.

Schutzmöglichkeiten:

-Impfungen:

-Meningokokken Typ C:

Aufgrund der Schwere von Meningokokken-Erkrankungen, den damit verbundenen Komplikationen und der hohen Sterblichkeit empfiehlt die STIKO seit 2006 allen Kindern im zweiten Lebensjahr eine Impfung gegen Meningokokken Typ C. Dabei gibt es Impfstoffe, die entweder nur die Serogruppe C, oder eine Kombination verschiedener Serogruppen enthalten.

-Meningokokken Typ B:

Seit 2013 steht auch ein Impfstoff gegen Meningokokken Typ B zur Verfügung, der für Kinder ab dem zweiten Lebensmonat zugelassen ist. Derzeit wird diese Impfung von der STIKO lediglich für besonders gefährdete Risikogruppen empfohlen. Als besonders gefährdete Personen gelten Frühgeborene, Neugeborene, Säuglinge sowie ältere Personen.

Über die entsprechende Impf-Möglichkeiten sowie über die möglichen Nebenwirkungen der entsprechenden Impfstoffe wird euch euer Kinderarzt bei Bedarf aufklären und informieren.

-Allgemeine Maßnahmen:

Neben der Schutzimpfung gibt es einige weitere Maßnahmen, die einen gewissen protektiven, also schützenden Effekt gegen Meningokokken (und nicht nur die) haben. Dazu gehören:

Amputationen:

Was es bedeutet, wenn ein Kind oder ein naher Angehöriger durch eine Krankheit oder durch einen Unfall eine oder mehrere Gliedmaße/n verliert, können wir uns nur im Ansatz vorstellen. Neben dem Schock über diesen Verlust, die damit einhergehenden Schmerzen und die Belastungen, die sich im Alltag daraus ergeben, gibt es eine Vielzahl von organisatorischen und bürokratischen Formalitäten, die geregelt werden müssen.

Wo bekomme ich einen Schwerbehinderten-Ausweis? An wen kann ich mich wenden, wenn die Prothese drückt? Was muss ich bei der Beantragung des Pflegegrades beachten? Und vor allem: Wie kann ich mein Kind darin unterstützen, trotz der körperlichen Einschränkung, ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu führen?

Menschen, die helfen:

Wie gut, wenn man in einer solchen Situation einen Menschen an seiner Seite hat, der viele dieser Probleme aus eigener Erfahrung kennt und weiß, was zu tun und zu beachten ist. Einen solchen Menschen habe ich kürzlich kennengelernt.

Andrea Vogt-Bolm. Sie selbst kam mit einer Fehlbildung des linkes Fußes zur Welt und hat es sich mittlerweile zur Lebensaufgabe gemacht, Familien dabei zu helfen, nach einer Amputation zurück ins Leben und in den Alltag zu finden

Ampu-Vita:

In dieser Herzensangelegenheit ist Andrea mit dem von ihr gegründeten gemeinnützigen Verein Ampu-Vita“ bundesweit aktiv und legt nicht selten mehrere Tausend Kilometer im Monat zurück, um betroffene Familien zu besuchen und ihnen mit Rat und Tat und ganz viel Herz beizustehen. Für ihr jahrelanges Engagement hat sie 2017 das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen.

Auch mich hat Andrea tief beeindruckt und ist mit ihrer sympathischen und herzlichen Art gleich in meinem Herzen gelandet.

Interview:

Vor einigen Tagen habe ich Andrea in Lübeck getroffen und mit ihr nicht nur ein spannendes Interview geführt, sondern auch einen sehr netten Nachmittag verbracht. Es wird garantiert nicht der Letzte gewesen sein.

Liebe Andrea, ich freue mich sehr, dass wir so schnell einen Termin für ein gemeinsames Treffen gefunden haben. Magst Du uns kurz was zu Dir und Deiner persönlichen Situation erzählen?

Ich bin Mutter einer erwachsenen Tochter und wohne in der Nähe von Mölln.

Auch wenn man es nicht merkt, weiß ich, dass Du eine Unterschenkel-Prothese trägst. Was war der Grund dafür

Ich bin ich ohne voll ausgebildeten linken Fuß zur Welt gekommen. Meine erste Beinprothese habe ich bekommen, als ich anfing zu laufen. Für mich gehört die Prothese also schon immer zu mir und trägt mich, zusammen mit meinem anderen Bein durch das Leben. Ich fahre damit Auto, ich laufe, renne, klettere.

Es scheint, als wärst Du mit Deiner Prothese ganz „normal“ aufgewachsen. Gab es in Deiner Kindheit Einschränkungen, oder Dinge, die Du nicht tun durftest?

Nein, ich durfte und sollte sogar alles ausprobieren und Erfahrungen sammeln; ganz so, wie die anderen Kinder auch. Meine Eltern haben mich nie „in Watte gepackt“ und mir dadurch eine ganz normale Kindheit ermöglicht.

Welcher Satz Deiner Eltern hat Dich besonders geprägt oder ist Dir in Erinnerung geblieben?

Wenn ich mit meiner Prothese auffiel und mich andere Menschen anschauten, war mir das, vor allem als Jugendliche, manchmal unangenehm. Aber der Satz meines Vaters: „Lass die Leute gucken. Wenn sie hingucken, gucken sie auch wieder weg“, hat sich als sehr treffend herausgestellt und mir immer geholfen.

2005 hast Du den Verein „Ampu-Vita“ und ein Jahr später den Verein „Ampukids“ gegründet. Wie kam es dazu?

Im Prinzip fing alles mit dem Quietschen meiner Prothese an (lacht). Durch das Quietschen landete ich im Wartezimmer meines Orthopädietechnikers und las dort einen Artikel über eine Selbsthilfegruppe für amputationsbetroffene Menschen in Süddeutschland.

Nachdem ich erfahren hatte, dass es im Norden zwar einen großen Bedarf aber keine entsprechende Gruppe gab, beschloss ich, auch hier eine solche Selbsthilfegruppe zu gründen. Nach einigen bürokratischen Hürden und vielen sorgenvollen Momenten war es dann soweit. Mittlerweile ist aus der Selbsthilfegruppe ein gemeinnütziger Verein und aus meiner Teilzeit- eine Vollzeitbeschäftigung geworden.

Mit welchen Schwierigkeiten und Problemen sind amputationsbetroffene Familien konfrontiert?

Neben den körperlichen Schmerzen und der psychischen Belastung gibt es zahlreiche Formalitäten, die bearbeitet werden müssen. Welche Art der Prothese ist passend für mein Kind? Übernimmt die Krankenkasse die anfallenden Kosten für die gewünschte Sportprothese? Wie baue ich die Wohnung behindertengerecht um?

Wie sehen eure Hilfsangebote aus?

Unser Angebot umfasst die psychosoziale Betreuung vor, während und nach einer Amputation. Im Prinzip setzt unsere Arbeit dort an, wo die Möglichkeiten anderer, z.B. aufgrund immer geringer werdender personeller Kapazitäten, aufhören. Nach der Amputation unterstützen wir die Betroffenen bei der Wohnraumanpassung oder auch bei der Erstellung von Anträgen und Widerspruchsschreiben. Wir bieten eine Angehörigenhilfe sowie zahlreiche Kurse und Seminare an.

Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang die ganz individuellen Gespräche, in denen Fragen gestellt werden können und offen über Ängste, Befürchtungen und Sorgen gesprochen werden kann. Keine Frage ist unwichtig oder belanglos!

Darüber hinaus organisieren wir regelmäßige gemeinsame physiotherapeutisch-pädagogisch orientierte Freizeiten mit Sport- und Spielangeboten, bei denen der Spaß im Vordergrund steht und die Kinder die Hauptrolle spielen. Dabei ist mir ganz wichtig, dass auch die Geschwister und Freunde der betroffenen Kinder teilnehmen, so dass am Ende der gemeinsamen Zeit betroffene sowie nicht-betroffene Kinder ganz viele gemeinsame und wunderbare Momente mit nach Hause nehmen können.

Wie stellst Du die Kontakte zwischen den Betroffenen her und warum sind diese so wichtig?

Wenn Familien in eine solche Notsituation geraten, fühlen sie sich oft mit ihren Sorgen allein gelassen. Da hilft es sehr, wenn sie sich mit anderen Betroffenen austauschen können. Denn niemand versteht die Sorgen und Nöte von Betroffenen so gut, wie Familien, die selbst betroffen sind. So können sie über unser individuelles Beratungsangebot hinaus wertvolle Erfahrungen und Kontakte austauschen. In einem solchen Fall überlege ich, wer von unseren Familien passen könnte und stelle den Kontakt zu anderen Betroffenen in Wohnortnähe her.

Was sind in den Familien, die Du betreust, die häufigsten Gründe für Amputationen?

Die drei häufigsten Gründe für Amputationen sind angeborene Fehlbildungen, bösartige Tumoren und Meningokokken-Infektionen.

Wie sieht Deine Arbeit mit den Familien aus?

In einigen wenigen Fällen reicht es schon aus, wenn ich den Betroffenen die Kontaktadresse anderer betroffener Familien gebe und sie sich austauschen können.

Meist braucht es jedoch sehr viel länger, wie z.B. nach einer Meningokokken-Infektion. In diesen Fällen bin ich oft sehr lange bei den Familien und fast rund um die Uhr ansprechbar. So stelle ich sicher, dass die Familien gerade in der ersten sehr schwierigen Zeit, über ihre Ängste und Sorgen sprechen können und diese auch gehört werden.

Durch meine beruflichen Erfahrungen haben mich Meningokokken-Infektionen bei Kindern tief und nachhaltig geprägt. Geht es Dir ähnlich?

Auf jeden Fall! Meningokokken-Infektionen sind einfach nur furchtbar. Nach der Erkrankung ist nichts mehr, wie es vorher war.

Das ganze Leben kippt quasi von den Beinen und es erfordert viel Zeit und Kraft von allen Beteiligten, um sich mit dieser neuen Lebenssituation in irgendeiner Form zu „arrangieren“. Oft müssen den Kindern sogar mehrere Gliedmaßen amputiert werden. Die meist zusätzlich bestehenden Hautdefekte machen auch nach der Amputation noch eine Vielzahl weiterer Operationen erforderlich.

Da die betroffenen Kinder vor der Erkrankung quasi gesund waren, bricht dieser Schicksalsschlag aus dem Nichts über sie herein und hinterlässt tiefe Narben, nicht nur auf der Haut der Betroffenen, sondern auch auf der Seele, sowohl der Kinder als auch der Eltern und der gesamten Familie.

Kannst Du vielleicht von einem Fall berichten, der exemplarisch den Verlauf der Erkrankung aufzeigt?

Auf unserer Homepage steht z.B. die Geschichte von Alexander. Er ist im Alter von 4 Jahren an einer Meningokokken-Infektion erkrankt. Am Tag vor seiner Erkrankung hatte er noch fröhlich mit seinen Geschwistern im Garten gespielt. Nachts bekam er dann Fieber, musste erbrechen und schien von Krämpfen geschüttelt. Innerhalb kürzester Zeit zeigten sich am ganzen Körper rote Flecken, so dass die Eltern mit ihm in die Notaufnahme einer nahegelegenen Klinik fuhren.

Obwohl dort die Diagnose rasch gestellt und sofort eine intensivmedizinische Therapie eingeleitet wurde, mussten die Eltern viele Tage um das Leben ihres Kindes bangen. Glücklicherweise hat Alexander den Kampf um sein Leben gewonnen, allerdings mussten ihm aufgrund der Meningokokken-Sepsis beide Unterschenkel und ein Teil seiner linken Hand amputiert werden.

Du betreust Menschen vor, während oder nach einer Amputation. Das ist für alle Beteiligten eine sehr belastende Zeit. Wie schaffst Du es, trotz der schweren Schicksale, nach vorne zu schauen? Was treibt Dich an? Was motiviert Dich?

Zu sehen, wie die betroffenen Kinder und ihre Familien wieder zurück ins Leben finden, das ist meine Motivation. Auch wenn die Schritte bisweilen winzig klein sind, so bewegen sie mich und treiben mich an.

Was würdest Du Dir für die Zukunft wünschen? Von Politikern, Ärzten und von Krankenkassen?

Ich wünschte mir von allen Verantwortlichen ein offenes und wertschätzendes Miteinander.

Was würdest Du frisch gebackenen Eltern mit auf den Weg geben wollen?

Jungen Eltern würde ich gerne mitgeben, dass sie sich über die Erkrankung ausführlich informieren sollten.

Liebe Andrea, vielen Dank für das Interview und Deine wunderbare Arbeit. Ich wünsche Dir und Deinem Verein alles Gute für die Zukunft und den betroffenen Familien viel Kraft und Zuversicht.

 

 

Menschen, die bewegen:

Für mich ist Andrea ein Herz auf zwei Beinen. Und auch wenn eines ihrer Beine von Geburt an nicht ganz „komplett“ war, so zeigt sie in absolut beeindruckender und bewundernswerter Weise, wie man dennoch etwas bewegen kann. Wie man aus einer vermeintlichen Schwäche einen Schatz an Erfahrungen und Erkenntnissen sammeln und diesen Schatz anderen Betroffenen zur Verfügung stellen kann.

Assistenten:

Der Teddy auf dem Titelbild und im Text (*-Fotos) ist übrigens Gildehardt. Gildehardt ist Andreas Assistent. Er reist zusammen mit ihr durch das Land und klärt bei vielen Vorträgen mit über die Erkrankung auf. Denn Gildehardt hat eine ganz besondere Eigenschaft, er kann mit und ohne Gliedmaßen „auftreten“ und spricht somit eine ganz eigene Sprache.

Danke, liebe Andrea, dass Du extra für uns ein Fotoshooting gemacht und Gildehardt in Szene gesetzt hast 🙂

Ampukids:

Wenn ihr mehr über Andrea, den Verein Ampukids und die Kontaktdaten erfahren wollt, dann könnt ihr euch hier informieren.

Ich kann euch die Seite wirklich ans Herz legen, denn ich finde Andreas Arbeit großartig und hoffe, dass sie ganz viel Unterstützung erhält. Hier kommt ihr z.B. zu einem Film, der dieses Jahr während des Sommerfestes gedreht worden ist. Ich finde, er sagt alles aus. Und falls ihr den Verein, der auf Spendengelder angewiesen ist, unterstützen möchtet, dann findet ihr hier das entsprechende Spendenformular. Ich finde, es ist die perfekte Möglichkeit, ein ganz besonderes Geschenk zu Weihnachten zu überreichen.

Warum?

Warum ich euch von diesem Treffen berichte?

Zum einen, weil mich Geschichten wie diese, fachlich und emotional sehr bewegen. Zum anderen, weil mir das Thema Meningokokken schon immer wichtig war und ich möglichst viele Familien darüber informieren möchte.

 

Fazit:

Meningokokken sind ein echtes Ungeheur! Und wenn ich mit diesem Artikel dazu beitragen kann, dass ihr das Thema Meningokokken in euren Köpfen und Herzen bewegt, dann hat es sich gelohnt.

Bleibt gesund und munter und genießt den Zauber der Vorweihnachtszeit.

 

Anmerkung: Alle medizinischen Beiträge, die ich zu gesundheitlichen Themen auf meinem Blog verfasse, dienen ausschließlich der Information. Sie ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch bei gesundheitlichen Beschwerden

 

Eure

Snježi

 

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10 Antworten

    1. Liebe Jean,
      Danke für Deine lieben Worte und die Rückmeldung.
      Ja man glaubt es kaum. Der Name klingt eigentlich ganz harmlos und auch unter dem Elektronen-Mikroskop sieht man ihnen die Zerstörungswut nicht an. Aber sie sind wirklich furchtbar und ich erinnere mich tatsächlich am jeden Patienten, den ich mit dieser Erkrankung gesehen habe.

      Bleib gesund und genieß die Vorweihnachtszeit.
      Alles Liebe,
      Snjezi

  1. Danke für diesen Beitrag!
    Mein Papa starb letztes Jahr an Meningokokken… und wie du schreibst, an einem Tag steht er mitten im Leben (er war erst 65) am nächsten ist er totkrank… innerhalb von 3 Wochen war er Tod! Diese Mistbakterien haben in seinem Hirn gewütet wie blöde!

    LG Remisa

    1. Oh liebe Remisa, mir fehlen die Worte. Was für ein furchtbares Schicksal! Es tut mir sehr leid, dass Du durch diese Keime Deinen Vater so früh verloren hast und hoffe, ihr habt es geschafft, diesen Schicksalsschlag zu verkraften.

      Ich stimme Dir vollkommen zu und finde sogar, dass es echte Monster sind. Die mit solch einer Wucht zuschlagen, dass man es sich kaum vorstellen kann.

      Ich wünsche Dir und Deiner Familie von Herzen alles Gute.

      Liebste Grüße
      Snjezi

  2. Liebe Snjezi,
    was für ein toller, informativer Bericht.
    ich habe grad erstmal nachgesehen, ob Jakob schon dagegen geimpft ist, geht ja aber erst jetzt wenn er ein Jahr wird, habe ich gelesen.
    Wenn man solche Berichte wie deinen liest, bekommt man es aber sofort mit der Angst. Vor allem weil der Kleine die Tage gerade Fieber hatte.
    Ich bin sowieso so extrem ängstlich geworden, seit der kleine Schatz da ist.
    Danke für deine tollen Berichte!!!
    Alles Liebe
    Tina

    1. Liebe Tina,
      auch ich bin mit und durch die eigenen Kinder ängstlicher geworden. Und doch wollte ich mit dem Beitrag keine Angst schüren, denn wie gesagt: sie sind zum Glück selten. Aber eben so furchtbar, dass man darüber Bescheid wissen sollte. Und ja, die Meningokokken Typ C Impfung ist erst am Ende des ersten Lebensjahres. Die gegen Meningokokken Typ B schon früher. Da würde ich mich an Deiner Stelle vom KiA beraten lassen.
      Liebe Grüße und einen schönen Adventsabend noch,
      Snjezi

  3. Liebe Snjezi,

    ich musste gerade weinen, als ich deinen Artikel las. Unsere kleine Tochter erkrankte im August 2017 im Alter von 9 Wochen an Pneumokokken.
    Da sie noch so klein war, wurde die Menigitis erst sehr spät bemerkt, als sie Krampfanfälle bekam.
    Es war für uns der absolute Schock Notarzt – Rettungshubschrauber – Kinderintensivstation.

    Die Ärzte rechneten nicht damit, dass sie überlebt. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Aber unsere Tochter kämpfte um ihr Leben. Und wir mit ihr.

    Heute ist sie ein fröhliches und glückliches Mädchen. Man sieht ihr nicht an, was sie durchgemacht hat. Wir hatten sehr viel Glück im Unglück- aufgrund der Meningitis ertaubte sie auf einem Ohr. Dort wurde sie mit knapp 5 Monaten mit einem Cochlea Implantat versorgt. Auf dem anderen Ohr hört sie ganz normal (wenn sie will ;-))

    Das erste Lebensjahr unseres Mädchens war durch die Pneumokokken-Meningitis sehr schwer. Mit mehr Tiefen als Höhen.

    Wir wollten sie damals impfen lassen – die Pneumokkoken kamen uns zuvor.
    Ich finde es so toll und so wichtig, dass du über solche Themen schreibst und ich hoffe, dass viele Eltern bei dir lesen…

    …erst neulich saß ich bei unserem Kinderarzt und hörte die Unterhaltung eines Paares „Nein, wir lassen unser Kind jetzt noch nicht impfen. Die Krankheit ist so selten. Warum sollte es uns treffen?“
    Ich habe mich dann – ich tue es normalerweise nicht – eingemischt und gesagt „Ja, sie ist selten. Aber hier sehen Sie ein Mädchen, das diese seltene Krankheit hatte. Und sie war erst 9 Wochen alt.“

    Ich bin oft traurig über diesen Schicksalsschlag – und gleichzeitig so wahnsinnig glücklich, dass unser Mädchen noch bei uns ist. Das größte Wunder überhaupt…

    Ganz viele liebe Grüße,
    ich lese so gerne bei dir!!!!

    Cippie

    1. Liebe Cippie,
      Deine Worte und die Geschichte eures kleinen Mädchens bzw eurer ganzen Familie haben mich sehr berührt. Was für eine kleine Kämpferin. Ich freue mich soooo sehr mit euch, dass ihr euer kleines-großes Wunder tag-täglich geniessen könnt.
      Ich kann mir nur zu gut vorstellen, was sie und was ihr alle durchgemacht habt. All die Sorgen, die bangen Tage, Nächte, Wochen und Monate sitzen sicher noch tief in euch und ich hoffe, dass ihr Zeit hattet, eure Sorgen und Ängste zu verarbeiten. Die beste Therapie für die elterliche Seele hat euch sicher eure Tochter beschert, denn sie jetzt gesund und fröhlich aufwachsen zu sehen, ist sicher das schönste und größte Geschenk, das ihr nach dieser schweren Zeit bekommen konntet.
      Ja, diese Keime sind fürchterlich und niemand weiß, wann und wo sie zuschlagen und wen sie treffen werden. Und auch wenn manche Erkrankungen selten sind, so gibt es sie und alle, die nicht dagegen geimpft sind, sind deutlich gefährdeter. Danke, dass Du eure Geschichte hier geteilt hast, denn gerade Geschichten, wie eure, sind der Grund, warum ich darüber berichten und darüber aufklären möchte. Übrigens hast Du mit Deiner „Einmischung“ im Wartezimmer eures Kinderarztes sicher die beste Impfaufklärung überhaupt geleistet; viel viel besser, als es irgendein Kinderarzt kann.
      Ich wünsche euch und vor allem eurer tapferen Tochter alles erdenklich Gute und eine ganz wunderbare und schöne Weihnachtszeit.
      Alles Liebe und vielen Dank auch für Deine lieben Worte zu meinen Beiträgen,
      Snjezi

  4. Liebe Snjezi,
    vielen Dank für deinen tollen Beitrag und deine sehr informative Website!

    Wir haben unsere Tochter (17 Monate) nach Plan mit der Meningokokken TypC Impfung impfen lassen.
    Unser Kinderarzt sagt, Typ B wäre, wie du auch schreibst, von der STIKO nicht für alle empfohlen, daher sieht er keine Notwendigkeit darin. Eigentlich bin ich für Impfungen und würde sie gerne auch gegen Typ B impfen lassen, bin aber aufgrund der Aussage vom Kinderarzt verunsichert. Wie würdest du die Empfehlung einschätzen?
    Wie handhabst du das bei deinen Kindern? Ich hoffe die Frage ist nicht zu persönlich.

    Dir alles Liebe und vielen Dank für deine wirklich tolle Arbeit,

    Stephanie

    1. Liebe Stephanie,
      vielen lieben Dank für Dein tolles Feedback. Darüber freue ich mich wirklich sehr.
      In meiner Serie zum Thema Impfungen gehe ich auf diese Frage etwas genauer ein und erkläre, warum auch Impfungen, die von der STIKO (noch?) nicht empfohlen werden, sinnvoll sind/sein können.
      Ich persönlich halte die Impfung gegen Meningokokken Typ B für sinnvoll, da es sich dabei um eine zwar seltene, aber für jeden einzelnen Betroffenen (ca 1/Tag), furchtbare und lebensbedrohliche Erkrankung handelt. Gerade für Säuglinge macht sie in meinen Augen viel Sinn. Aber auch bei Jugendlichen oder Familien, die viel reisen (in diesen Fällen gibt es noch andere Impfstoffe gegen Meningokokken).
      Ich hoffe, ich konnte Dir damit weiterhelfen und wünsche Dir und Deinen Lieben alles Gute für das Neue Jahr.
      Liebe Grüße
      Snjezi

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