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"Überraschungs"-Post für Schnelltests
Kurz vor den Osterferien hatten viele Schulen und in der Folge auch viele Familien von schulpflichtigen Kindern „Überraschungspost“ zum Thema Schnelltestungen im Briefkasten bzw. Schulranzen der Kinder.
Meist erfolgte dies zusammen mit einem Informationsschreiben über die zeitnahe Möglichkeit zur Testung der Kinder in den Schulen und einem Vordruck zur Einverständniserklärung der Eltern.
Kurze Zeit später bekam ich unzählige Fragen dazu und habe mit einer Story auf Instagram versucht, darauf einzugehen. Die Resonanz auf die Story war unglaublich groß und positiv.
Sie zeigte mir, dass es einen hohen Informationsbedarf dazu gab und noch immer gibt. Viele von euch hatten mich gebeten, dazu auch einen Blog Beitrag zu schreiben, so dass man die Informationen besser abrufen könnte.
Dieser Bitte komme ich gerne nach; zumal ich es sehr bedauerlich finde, dass die Kommunikation zu diesem Thema bisher so „unglücklich“ verlaufen ist.
Schnelltests, Umgang damit und die „unglückliche“ Kommunikation…:
Bedauerlich ist aus meiner Sicht:
- 1. dass die Tests nicht primär (und schon längst) bei berufstätigen Erwachsenen, z.B. in Großraumbüros begonnen worden sind, sondern
- 2. als Testungen in Schulen (und KiTa`s) und das
- 3. leider so kurzfristig, dass es vor den Ferien
- 4. weder Zeit für eine umfassende Aufklärung der Lehrkräfte und Organisation in den Schulen
- 5. noch für eine angemessene Information der Eltern und Kinder gegeben hat
… und ihre Folgen:
Dies wiederum hatte zur Folge, dass viele wichtige Fragen nur unzureichend geklärt werden konnten, wie z.B.:
- welche Lehrkraft betreut die Kinder während der Testung?
- wer betreut sie im Falle eines positiven Befundes?
- wenn der Test positiv ausfällt: wie ist der weitere Ablauf? wer informiert die Eltern? wie und von wem wird das Kind abgeholt? wie geht es danach weiter?
- welches Labor führt orts-und zeitnah die erforderliche PCR-Testung im Falle eines positiv getesteten Kindes durch?
- wann kann ich mit dem Ergebnis einer PCR-Untersuchung rechnen?
- wie können die Kinder kindgerecht aufgeklärt werden?
- wie kann eine Stigmatisierung/Traumatisierung/Ausgrenzung der Kinder mit positivem Befund verhindert werden?
- und vermutlich noch viele weitere Fragen
Ich habe mich seitdem mit einigen Lehrkräften (überwiegend aus dem Grundschulbereich) ausgetauscht und dabei gesehen, wie positiv, kreativ, flexibel und kindgerecht viele dieser Lehrkräfte diese nicht einfache Aufgabe spontan umgesetzt haben.
Ich hoffe, dass dies bald bundesweit der Fall ist und die Osterferien dazu genutzt werden, vorhandene Probleme zu lösen, um das Konzept bzw. die Kommunikation dazu zu verbessern
Grundsätzlich wichtige Infos zu Schnelltests müssen im Vorfeld kommuniziert werden:
Um welche Art von Tests handelt es sich und wer führt sie wie und wo durch?
Wichtig ist aus meiner Sicht, das Wissen darüber, dass
- 1. das Kind den Test selbst durchführt und es nicht die Lehrkräfte tun
- 2. die Lehrkräfte das Kind lediglich pädagogisch anleiten und den Test begleiten
- 3. die Tests im vorderer Nasenbereich durchgeführt werden; da es kitzelt wird der Test auch als sog. "Kitzeltest" bezeichnet
- 4. es sich also NICHT um einen tiefen Nasen-/Rachenabstrich handelt!
Gerade die letzte Info ist aus meiner Sicht besonders wichtig. Schließlich gibt es viele Kinder/Erwachsene, bei denen im Laufes des letzten Jahres ein solcher Abstrich für eine PCR-Untersuchung entnommen werden musste.
Wenn sie diesen Abstrich als unangenehm empfunden haben, kann man ihre Vorbehalte gegen einen solchen Test und die häufige Durchführung nur zu gut verstehen.
Stellungnahme verschiedener pädiatrischer Fachgesellschaften zu Schnelltests in Schulen:
All dies hatte zur Folge, dass vor den Osterferien ziemlich viele kontroverse Diskussionen geführt wurden und diese Diskussion auch nach den Ferien nicht beendet sein wird. Dafür ist das Thema auch zu wichtig.
Da es aber grundsätzlich, wie bei allen Überlegungen zur Pandemie-Situation (die ja für uns alle neu ist), sowohl Vor- als auch Nachteile gibt und das Wohl der Kinder- und Jugendlichen stets an oberster Stelle aller Überlegungen stehen sollte, gibt es zum Thema Schnelltests bei Kindern und Jugendlichen eine Stellungnahme verschiedener pädiatrischer Fachgesellschaften. Ihr findet sie z.B. hier.
Wichtig:
Mein aktueller Beitrag soll lediglich dazu dienen, Familien den Umgang mit dem Thema ein wenig zu erleichtern. Und ihnen ggf. eine Idee für eine mögliche kindgerechte Aufklärung mitzugeben. Was am Ende dazu von behördlicher und fachlicher Ebene entschieden wird, liegt weder in meinem Ermessen noch in meiner Kompetenz!
Kinder und Jugendliche: meine ganz persönlichen Pandemie-Held:innen:
Da ich gerade Kinder und Jugendliche in der bisherigen Pandemie-Bewältigung -trotz der vielen Konsequenzen, die sie seit über einem Jahr tragen müssen- oftmals als extrem offen und konstruktiv empfunden habe, sehe ich sie nicht nur als meine ganz persönlichen Pandemie-Held:innen an, sondern bin mir auch sicher, dass viele Kinder einem solchen Test mit einer entsprechenden kindgerechten Aufklärung offener gegenüberstünden, als wir Erwachsene es vielleicht vermuten würden
Schnelltests bieten eine zusätzliche Option:
Schnelltests sind eine zusätzliche Option, quasi ein zusätzliches „Handwerkszeug“ im Kampf gegen die Pandemie. Und bei dem Wunsch nach einer erfolgreichen Bekämpfung der Pandemie benötigen wir m.E. jedes Handwerkszeug, das wir bekommen können. Dabei gibt es verschiedene Arten von Handwerkszeug und jedes davon ist von unterschiedlicher Qualität. Aber jedes einzelne Werkzeug ist aus meiner Sicht besser, als gar keins.
Vor- und Nachteile von Schnelltests:
Tests können falsch positiv und falsch negativ sein. Eher sind sie falsch positiv und müssen dann per PCR-Test nachgetestet werden. Das ist definitiv doof und unangenehm für den Patienten.
Ebenso doof wäre es für den Patienten (seine Familie und viele andere Kontaktpersonen) jedoch auch, wenn er -ohne es zu wissen – viele Tage in Kontakt mit anderen Personen kommt, diese ansteckt und das Virus auf diese Weise innerhalb z.B. einer Klassenkohorte, eines Büros und / einer Familie verbreitet.
Denn das hat steigende Inzidenzen zur Folge und kann innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu einer exponentiellen Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung führen.
Wenn wir die asymptomatischen, aber potenziell ansteckenden, Personen frühzeitig entdecken würden, könnte daraus durchaus ein Vorteil entstehen, der letztendlich auch für den Patienten selbst vorteilhaft wäre (einige Tage Isolation statt wochenlanger Schulschließung / Jojo-Lockdown).
Wichtig ist dabei, dass:
- wir die Kinder und Jugendlichen intensiv begleiten und ihnen vorab den potenziellen Nutzen und die potenziellen Risiken der Tests erklären
- sie ohne Zwang oder Druck anbieten
- Ängste wahrnehmen und ernstnehmen
- sinnvolle Alternativen und Konzepte für die Familien haben, die sich gegen einen Test entscheiden
- und immer und immer wieder aufklären
Wie effektiv ist der „Spürhund“ = Schnelltest und „was wäre wenn“?
Sie müssen vor allem darüber aufgeklärt werden, dass die allermeisten Infektionen mit SARS-CoV-2- im Kindes- und Jugendalter zu einem asymptomatischen oder milden Verlauf führen!
-Zusätzlich müssen sie bestmöglich auf das „Was-wäre-wenn-der-Test-positiv-ausfällt -Szenario“ vorbereitet werden; bestmöglich im Sinne von verantwortungsvoll, ohne zu ängstigen, oder Panik zu schüren.
-Und dass ein positives Schnelltest-Ergebnis zunächst einmal „nur“ bedeutet, dass ein kleiner „Spürhund“ (der Test) etwas aufgespürt hat, was -gerade wegen des meist milden Verlaufs bei Kindern- von außen nur schwer oder gar nicht zu erkennen ist.
-Weil sich der Spürhund aber auch täuschen und falsch riechen bzw. versehentlich „falschen Alarm“ auslösen kann, wird in einem solchen Fall der „Super-Profi-PCR-Spürhund“ angefordert (der viel besser und genauer riechen kann).
-Und bis sein Ergebnis vorliegt (je nach Labor unterschiedlich; meist 1-2 Tage nach Abstrich-Entnahme), verfallen wir nicht in Panik.
-Sondern gehen verantwortungsvoll damit um; ähnlich einer Brandschutzübung in der Schule
Der mögliche Nutzen eines Schnelltests
Der positive Grundgedanke bei den Tests besteht darin, diejenigen, die tatsächlich mit dem Virus infiziert sind (bei denen also auch der PCR-Spürhund ein positives Ergebnis anzeigt), frühzeitig zu entdecken. Entdeckt man sie nicht, tragen sie das Virus ohne es zu wissen oder sich krank zu fühlen, für einen längeren Zeitraum mit sich und können ungewollt und unabsichtlich andere Personen (Familie u/o Risikopatienten) anstecken.
Passiert dies bei vielen gleichzeitig, stecken sich viele Menschen im Laufe von 1-2 Wochen mit dem Virus an, was die bereits bekannten und unangenehmen Folgen (Beschränkungen / Schulschließungen etc.) nach sich zieht.
Diesen Zusammenhang verstehen die meisten Kinder (ab einem bestimmten Alter) und Jugendlichen übrigens sehr gut.
Sie verstehen den Nutzen mancher Maßnahmen mitunter sogar besser als manch ein Erwachsener und sind nicht nur aus diesem Grund meine ganz persönlichen Pandemie-Helden. Kinder möchten ja, genauso wie wir Erwachsenen dazu beitragen, die schwierige Gesamtsituation an möglichst vielen Stellen besser in den Griff zu bekommen.
Der mögliche Nutzen eines solchen Tests sollte also kommuniziert werden. Das geht natürlich nur, wenn Eltern und Lehrkräfte ihn auch sehen und vermitteln können. Wenn sie es nicht können, oder davon ausgehen, dass das Kind dadurch zu sehr geängstigt oder verunsichert werden könnte, dann würde ich definitiv von einer Testung abraten.
Die möglichen Risiken und die Grenzen eines Schnelltests
Neben dem Risiko, dass der Test vielleicht unangenehm ist, zu doll kitzelt und falsch positiv sein könnte (Spürhund kann sich täuschen), man sich in diesem Fall erneut testen und zumindest bis zum Erhalt eines negativen PCR- Befundes isolieren müsste; kann der Spürhund (nicht nur falsch positiv, sondern) auch falsch negativ riechen und tatsächlich infizierte Personen somit auch übersehen.
Daher ist es wichtig, auch mit und nach den Tests die allgemeinen Empfehlungen (AHA-L-Regeln) beizubehalten und zu beachten!
Außerdem ist der Test nur eine Momentaufnahme und hängt von der Viruslast zum Zeitpunkt der Testabnahme ab. Da die Viruslast zu Beginn einer Infektion noch niedrig sein kann und sich innerhalb von Tagen deutlich verändern bzw. man sich jederzeit neu infizieren kann, muss der Test häufiger in der Woche durchgeführt werden. Auch dann wird er leider keine „sichere Sicherheit“ geben können, jedoch eine bessere, als gar keine.
Anmerkung
Tatsächlich gibt es mittlerweile speziell ausgebildete „echte“ Spürhunde, die einen „Corona-Geruch“ erspüren, d.h. Duftstoffe von Zellen infizierter Menschen erschnüffeln können, siehe z.B. hier.
Auch wenn diese Fellnasen sicher die von vielen Kindern bevorzugtere „Testmethode“ wären, wird es sicher noch viel Zeit erfordern, bis solche Möglichkeiten (wenn überhaupt) in größerem Umfang umgesetzt werden könnten.
Die Vorstellung von einem speziellen Corona-Schul-Hund, der morgens freudig alle Kinder begrüßt und erschnüffelt und im Gegenzug viele Streicheleinheiten bekommt, finde ich persönlich sehr schön. Unser Figo würde einen solchen Job sicher gerne übernommen, zumindest dann, wenn man im Anschluss an die anstrengende Testung lange mit ihm Fußball spielen würde 😉
Keine „sichere Sicherheit“ und mögliche Nachteile: Worin genau bestünde dann der mögliche Nutzen eines solchen Vorgehens?
Dass die Kinder und Jugendlichen mit einem solchen „Hilfsmittel“-Konzept auch nach den Ferien (sofern wir dann keinen Lockdown haben) zur Schule gehen könnten.
Fazit Schnelltests:
Natürlich hoffen wir alle, dass wir bessere Wege und bessere Möglichkeiten finden werden, um Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Bildung und zu einem weitgehend normalen Leben ermöglichen können. Und dass es künftig bessere und genauere Tests geben wird und / oder wir ganz neue Wege finden werden.
Dies ist wichtig und sollte auch weiterhin das Ziel wissenschaftlicher Bestrebungen und politischer Entscheidungen sein. Ebenso wichtig ist bei der Durchführung von solchen Testungen an Schulen, neben der logistischen Umsetzung und Organisation, eine enge wissenschaftliche Begleitung und zeitnahe Auswertung der Daten. Schließlich muss bei all diesen Entscheidungen das Wohl der Kinder und Jugendlichen an oberster Stelle stehen und bei neu gewonnenen Erkenntnissen eine schnelle Anpassung erfolgen können.
Denn ganz klar ist und man muss es leider immer wieder betonen: wir befinden uns in einer Pandemie. Diese Situation ist in jeglicher Hinsicht schlimm. Man kann sie weder „schönreden“ noch schnell und gleichzeitig für alle gut lösen. Wie bei allen Dingen ist es eine schwierige Abwägung. Allerdings ist aus meiner Sicht jede, auch noch so kleine Lösungsidee besser, als gar keine Lösungsidee!
Ich hoffe daher, dass die Zeit der Osterferien von den Verantwortlichen sowohl für die erforderliche Aufklärung als auch für neue / sinnvolle Konzepte genutzt wird. Denn das Thema: Schule und Bildung in Zeiten der Corona-Pandemie wird uns sicher noch eine ganze Weile begleiten und herausfordern.
Anmerkung:
Alle medizinischen Beiträge, die ich zu gesundheitlichen Themen auf meinem Blog verfasse, dienen ausschließlich der Information. Sie ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch bei gesundheitlichen Beschwerden.
Ich wünsche euch -trotz aller möglichen Sorgen und Ängste- eine schöne restliche Osterzeit.
Bleibt gesund und munter.
Eure
Snježi