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Nasenbluten beim Kind: ein häufiges Ereignis, mit dem viel Unsicherheit verbunden ist
Kennt ihr das: Euer Kind hat plötzlich, „wie aus heiterem Himmel“, Nasenbluten? Ihr habt schon mehrere Taschentücher verbraucht, doch die Blutung will einfach nicht aufhören. Das Kind wird zunehmend ängstlich und auch ihr werdet langsam unruhig. Wie war das noch gleich: Taschentücher in die Nase? Kopf nach hinten? Auf jeden Fall die Nase zusammendrücken! Oder???
So oder ähnlich hat es fast jeder schon einmal erlebt. Und obwohl es fast jeder von uns kennt, ist die Unsicherheit im Umgang mit Nasenbluten, gerade, wenn es das eigene Kind betrifft, doch sehr groß. Und da wir Kinderärzte mit dem Fachgebiet der Hals-Nasen-und Ohrenheilkunde (HNO) sehr häufig und eng zusammen arbeiten, freue ich mich sehr, dass ich heute einen ganz tollen Gastbeitrag aus der Feder einer Fachfrau auf diesem Gebiet für euch habe.
Ein Gastbeitrag von einer Ärztin mit viel Erfahrung auf dem Gebiet der HNO
Die liebe Susanne ist nicht nur Mutter von zwei Kindern, sondern hat als Ärztin sowohl mehrere Jahre in der Klinik für HNO als auch in der Anästhesiologie in Kassel gearbeitet. In beiden Fachgebieten hat sie reichlich Erfahrung im Umgang mit den kleinen Patienten gesammelt. Derzeit ist sie in Elternzeit und hat mit ihren süßen Kleinen und der Sanierung ihres Hauses eigentlich schon genug zu tun. Allerdings hatte sie auch Lust, in der Elternzeit medizinisch „produktiv“ zu sein und hat zum Thema Nasenbluten einen tollen und informativen Beitrag für euch geschrieben. Vielen Dank dafür, liebe Susanne! Mehr von meiner Gastautorin erfahrt ihr hier.
Euch nun viel Spaß beim Lesen.
Nasenbluten bei Kindern: ein häufiges und meist recht blutiges Ereignis
Etwa 60% der Bevölkerung haben bzw. hatten mindestens einmal im Leben Nasenbluten und auch im Kindesalter ist dies kein seltenes Ereignis. Im überwiegenden Fall handelt es sich hier um leichte unkomplizierte Blutungen, die in der Regel keine ärztliche Behandlung erforderlich machen. Allerdings erscheinen selbst kleine, eigentlich unkomplizierte Blutungen manchmal massiv und können zu großer Angst bei Eltern und kleinen Patienten führen.
Außerdem besteht gerade bei Säuglingen, Klein- und Kindergartenkindern, aufgrund geringerer Reserven, ab einem Blutverlust von 20% des Blutvolumens die Gefahr eines lebensbedrohlichen Schockzustandes. Deswegen lohnt es zu wissen, wie man im Fall der Fälle am besten helfen kann und wann man vielleicht doch lieber die Notaufnahme aufsuchen sollte. In diesem Zusammenhang besteht nämlich erfahrungsgemäß bei vielen Eltern noch immer eine große Unsicherheit.
Allgemeines zum Nasenbluten
Unter Medizinern wird Nasenbluten auch als Epistaxis bezeichnet. Die Ursachen sind vielfältig und liegen häufig lokal im Bereich der Nasenschleimhaut. Andere mögliche Ursachen können jedoch auch Krankheiten sein, die den ganzen Körper betreffen. In den überwiegenden Fällen reichen einfache Maßnahmen aus, um das spontane Ende der Blutung zu unterstützen. In seltenen Fällen entstehen lebensbedrohliche Blutungen, die eine sofortige Notfallbehandlung erforderlich machen.
Der überwiegende Teil der Blutungen (90-95%) entspringen einem kleinen Geflecht von Blutgefäßen (sog. Locus Kieselbachi) im vorderen Teil der Nase. Nur in 5-10% entstehen die Blutungen im hinteren Bereich der Nasenhöhle; diese sind meist auch ausgeprägter und schwieriger zu behandeln.
Ursachen Nasenbluten
Die Ursachen für Nasenbluten sind vielfältig. Die häufigsten Gründe für eine Blutung aus der Nase finden sich lokal im Bereich der Schleimhäute. Oft liegt der Blutung eine Manipulation der Schleimhaut, z.B. durch Nasenbohren zugrunde. Begünstigende Faktoren für eine Blutung sind vor allem trockene Nasenschleimhäute, wie sie im Winter bei trockener Heizungsluft, aber auch bei übermäßiger Verwendung von abschwellenden oder kortisonhaltigen Nasentropfen vorkommen können. Auch Entzündungen von Nase und/oder Nasennebenhöhlen im Rahmen von Erkältungen oder Allergien können zu Blutungen im Bereich der Nasenschleimhaut führen.
Weitere Ursachen für Blutungen sind Unfälle, wie etwa ein Nasenbeinbruch oder eine Prellung. Gerade bei Kindern sollte unbedingt auch an Fremdkörper in der Nase gedacht werden, die neben einer Blutung vor allem auch eine gesteigerte und oft übel riechende Nasensekretion hervorrufen können. Tumore als Ursache für Nasenbluten im Kindesalter kommen zwar vor, wie z.B. Hämangiome, juveniles Nasenrachenfibrom und andere, sind jedoch extrem selten.
Weiterhin gibt es Erkrankungen, die den ganzen Körper betreffen und sich ebenfalls durch Nasenbluten äußern können. Ein zu hoher Blutdruck ist im Kindesalter zwar selten, jedoch kann eine Blutdrucksteigerung im Rahmen von Angst und Aufregung eine bestehende Blutung verstärken. Störungen der Blutgerinnung dagegen, wie z.B. die sog. Bluterkrankheit (Hämophilie), oder auch genetisch bedingte Störung bzw. eine Verminderung der Blutplättchen im Rahmen von Leukämien oder Blutbildungsstörungen, können auch im Kindesalter Ursache für eine erhöhte Blutungsneigung sein.
Sollte in eurer Familie eine dieser Erkrankungen vorkommen, oder euer Kind neben dem Nasenbluten weitere Auffälligkeiten zeigen, dann solltet ihr unbedingt mit eurem Kinderarzt darüber sprechen. Im Zweifel kann eine Blutuntersuchung wichtige Hinweise liefern.
Diagnose Nasenbluten beim Kind
Wichtige Informationen zur Einschätzung des kleinen Patienten für den behandelnden Arzt sind zunächst der zeitliche Verlauf sowie die Intensität der Blutung. Weiterhin eventuelle Vorerkrankungen des Kindes, insbesondere jene, die mit einer Blutungsneigung einhergehen (siehe oben).
Von entscheidender Bedeutung ist die Inspektion des Naseninneren unter Zuhilfenahme des Nasensaugers. So kann die genaue Blutungsquelle lokalisiert und behandelt werden. Die Verwendung abschwellender Medikamente muss aufgrund möglicher Nebenwirkungen im Einzelfall abgewogen werden und ist bei Kindern unter 6 Jahren grundsätzlich als kritisch zu betrachten. Bei stärkeren Blutungen müssen regelmäßige Kreislauf- und Blutdruckkontrollen erfolgen, um einen lebensbedrohlichen Kreislaufschock durch massiven Blutverlust zu verhindern.
Weitere Untersuchungen, wie etwa Labordiagnostik oder Bildgebung sind nur bei wiederholten und/oder komplizierten Blutungen zum Ausschluss anderer zugrundeliegender Erkrankungen erforderlich.
Komplikationen Nasenbluten
Je jünger das Kind ist, umso schneller können starke Blutungen zu potentiell lebensbedrohlichen Zuständen führen, da anders als beim Erwachsenen, weniger Reserven bestehen. Allgemein gilt ein Blutverlust von mehr als 20% des Blutvolumens als Risikofaktor für einen lebensbedrohlichen Kreislaufschock.
Therapie Nasenbluten
Bei jeder Art von Nasenbluten sind folgende Sofortmaßnahmen sinnvoll:
- Ruhe bewahren (oft gar nicht so einfach – gerade auch für das nicht betroffene Elternteil- aber sehr wichtig), da Aufregung und Stress durch Blutdruckerhöhung eine Blutung verstärken können.
- Kompression der Nasenflügel; durch den Druck können die allermeisten Blutungen aus den vorderen Nasenbereichen gestoppt werden. Dies kann zum Teil bis zu 15-20 Minuten dauern.
- Aufrechtes Sitzen, Kopf nach vorne beugen. Dies vermindert die Gefahr, dass Blut in Speise- oder Luftröhre gelangt. Blut möglichst ausspucken und nicht herunterschlucken (dies kann zu Übelkeit und Erbrechen führen.)
- Kühlung im Nacken mit Hilfe von Eiskrawatten (um lokale Erfrierungen zu vermeiden, stets in ein Tuch gewickelt). Hierdurch wird die Durchblutung der Nase gemindert, die Blutung kann sich abschwächen.
- Medikamentös: abschwellendes Nasenspray in einer dem Alter des Kindes angepassten Dosierung führt zum Zusammenziehen der Gefäße, sodass die Blutung schwächer wird. Prinzipiell aufgrund möglicher Nebenwirkungen jedoch zurückhaltend bei Kindern unter 6 Jahren zu verwenden.
- Die Blutung sollte in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden.
Bei anhaltender Blutung, länger als 30 Minuten, insbesondere bei Kleinkindern und Babys, den Rettungsdienst informieren
Was passiert im Krankenhaus?
Sollte eine Vorstellung in der Klinik notwendig sein, so wird der Arzt dort die Blutung noch einmal begutachten und die genaue Blutungsquelle lokalisieren. Da vor allem Blutungen aus den vorderen Nasenabschnitten mit Hilfe o.g. Erstmaßnahmen nach einer Weile meist von selber aufhören, ist hier auch in der Klinik ein zurückhaltendes Vorgehen angebracht. Das Kind wird beobachtet, die Blutung sowie Kreislauf und Blutdruck regelmäßig kontrolliert.
Bei sehr starken Blutungen, die auch unter Zuhilfenahme der o.g. Maßnahmen nicht sistieren, sind weitere Maßnahmen angezeigt, um die Blutung zu stoppen und einen potentiell lebendbedrohlichen Blutverlust zu vermeiden. Als Möglichkeit kommt eine chemische oder elektrische Verödung infrage. Die Tamponade der Nase wird bei Kindern nur in Ausnahmefällen durchgeführt. Bei erfahrungsgemäß schlechter Mitarbeit der kleinen Patienten und großer Angst im fremden und als bedrohlich empfundenen Klinikumfeld, wird dies meist in kurzer Narkose durchgeführt. Eine operative Blutstillung in Vollnarkose ist im Kindesalter so gut wie nie erforderlich.
In seltenen Fällen liegt dem Nasenbluten eine Blutungsneigung zugrunde, die ursächlich abgeklärt werden muss. Dies ist vor allem bei wiederholten und/ oder sehr starken Blutungen der Fall, bei denen keine andere lokale Ursache ersichtlich ist.
Vorbeugende Maßnahmen:
Sind Blutungsneigungen oder andere ursächliche Erkrankungen ausgeschlossen, kann man einer erneuten Blutung vorbeugen, indem man die Nasenschleimhäute reinigt und pflegt und somit einer Austrocknung entgegenwirkt. Gerade bei Kindern bietet sich hier ein Meersalz Nasenspray ohne abschwellende Zusätze an. Nasenduschen oder –Spülungen mit Sole pflegen die Schleimhäute. Bei Babys kann Kochsalzlösung auch gut mit Hilfe einer kleinen Spritze verabreicht werden. Darüber hinaus gibt es spezielle Nasenöle und -Salben, die in der Apotheke erhältlich sind. Erfahrungsgemäß sind auch Sesam- oder Olivenöl gut wirksam zur Nasenpflege. Nach akuter Blutung sollte die Nase für 7 bis 10 Tage nicht geschnäuzt werden, körperliche Anstrengung sollte vermieden werden.
Fazit
Nasenbluten ist sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter ein häufiges und meist unkompliziertes Ereignis. Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren und bei Bedarf die genannten Maßnahmen zur Erstversorgung anzuwenden. In seltenen Fällen kann es zu massiven und lebendbedrohlichen Blutungen kommen, die notfallmäßig behandelt werden müssen. Mögliche Erkrankungen, die dem Nasenbluten zugrunde liegen, sollten gerade bei wiederholten Blutungsepisoden ausgeschlossen werden. Bei lokalen Ursachen eignen sich verschiedenen Maßnahmen zur Nasenpflege, um die Nasenschleimhäute zu befeuchten und ein Abheilen zu erleichtern.
Kennt ihr das Thema?
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr Erfahrungen mit dem Thema „Nasenbluten“? Was tut ihr, um die Blutung zu stillen?
An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an Dich, liebe Susanne.
Anmerkung: Alle medizinischen Beiträge auf meinem Blog dienen ausschließlich der Information. Sie ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch bei gesundheitlichen Beschwerden.
Weitere medizinische Beiträge findet ihr unter der Rubrik Sprechstunde. Dort könnt ihr euch u.a. auch zu Themen, wie Husten, Fieber oder auch zur obstruktiven Bronchitis bei Kindern belesen und informieren.
Bleibt gesund und munter und behaltet auch im Falle eines Falles die Nerven 😉
Eure
Snježi
4 Antworten
Da sowohl meine Kinder als auch ich relativ häufig Nasenbluten haben, war ich sehr dankbar für einen tollen Tipp, den ich in einem Erste-Hilfe-Kurs erhalten habe: bei Nasenbluten ein Tempo Taschentuch unter die Zunge legen und ein anderes Tadchentuch vor die blutende Nase halten. Innerhalb kürzester Zeit hört die Blutung auf. Aus welchem Grund das so toll funktioniert habe ich leider bisher nicht herausfinden können, aber wir sind seitdem deutlich weniger schreckhaft, wenn wieder einem aus der Familie die Nase blutet. Lohnt sich auf jeden Fall mal auszuprobieren!
Hallo Bix,
vielen Dank für den interessanten Tipp; beim nächsten Nasenbluten werden wir ihn ausprobieren. Ich kann mir zwar nicht erklären, wie es wirkt, aber da ich -zumindest bei größeren Kindern- keine Nachteile sehe, ist es definitiv einen Versuch wert. Bei kleinen Kindern würde ich es, wegen der potenziellen Gefahr des Verschluckens, nicht empfehlen.
Vielen lieben Dank für Deinen Kommentar und dass Du den Tipp hier weitergegeben hast.
Liebe Grüße
Snjezi
Ich habe oben stehenden Tipp auch als Kind schon bekommen, allerdings war ein Stück eines Löschblatts damals die Lösung. Es funktioniert wirklich! Aber warum das so ist, konnte mir mein Zahnarzt, der mir den Tipp gab, auch nicht sagen!
Liebe Christine,
vielen Dank für Deine Rückmeldung und die Information, was Dir im Falle von Nasenbluten geholfen hat.
Liebe Grüße
Snjezi