{Triggerwarnung: Tod eines Kindes}
Pneumokokken Meningitis - Hirnhautentzündung beim Kind
Im heutigen Beitrag wird es um ein Krankheitsbild gehen, welches insgesamt glücklicherweise selten vorkommt, jedoch häufig sehr dramatisch verlaufen und sogar tödlich enden kann: Die Pneumokokken-Meningitis. Anlass dieses Beitrages war die Anfrage einer Familie, die aufgrund dieser Krankheit und auf tragische Weise kürzlich ihr Kind verloren hat.
Diesen Beitrag möchte ich Leon und allen Kindern widmen, die viel zu kurz auf dieser Erde waren und für immer im Herzen ihrer Familien bleiben werden
„Wenn die Erde ein Kind verliert, gewinnt der Himmel einen Engel!“
Eine Anfrage, die mich mitten ins Herz traf
Kürzlich erreichte mich eine Mail. Und aus irgendeinem Grund fiel sie mir in der Fülle der täglich eingehenden Nachrichten sofort ins Auge.
Da ich zu dem Zeitpunkt beruflich unterwegs und in Eile war, las ich sie zunächst nur oberflächlich. Doch bereits nach wenigen Zeilen hatte der Inhalt der Mail meine volle Aufmerksamkeit. Denn es ging um das Schlimmste, was Eltern widerfahren kann: Ihr Kind zu verlieren.
Somit hielt ich inne, überflog die Mail mit all ihren schmerzhaften Details erneut, suchte den angegebenen Account auf Instagram _life_of_karolina_ und verfasste eine Sprachnachricht, in der ich den Eltern nicht nur mein tiefstes Beileid aussprach, sondern zusagte, sie bei der angefragten Hilfe zu einer gemeinsamen Aufklärungsarbeit zu dem Thema, vollumfänglich zu unterstützen.
Für Karolina, die Mama von Leon, stellt das Berichten über Leon und seine Krankengeschichte nicht nur eine überaus wichtige Form der Trauerarbeit dar, sondern es ist für sie auch eine Herzensangelegenheit. Sie möchte die Erinnerung an Leon mit möglichst vielen Menschen teilen und gleichzeitig auf die Erkrankung aufmerksam machen, durch die sie und ihr Mann ihr Kind verloren haben.
Gerne war und bin ich bereit, meinen kleinen Teil dazu beizutragen und so vereinbarten wir recht spontan und zeitnah ein persönliches Treffen für ein Interview.
Das Interview, für welches Karolina im Vorfeld häufige Fragen ihrer Leser:innen zum Thema Pneumokokken-Meningitis gesammelt hatte und die wir im Video aufgegriffen haben, findet ihr hier. Ein weiteres Video, in dem sie gesondert die Krankengeschichte und den tragischen Krankheitsverlauf von Leon schildert, findet ihr hier.
Der schmale Grat zwischen Aufklärung und Angstauslösung
Da ich dem Aufklärungswunsch der Familie nachkommen möchte und mir das Thema Meningitis ebenfalls sehr wichtig ist, möchte ich es auch hier auf dem Blog aufgreifen. Schon vor einiger Zeit habe ich einen Post zum Thema Meningokokken-Meningitis veröffentlicht und dort erklärt, warum mir das Thema und die Aufklärung dazu so wichtig ist.
Gleich vorweg möchte ich betonen, dass mir der schmale Grat zwischen Aufklärung und der damit möglicherweise auch einhergehenden Angstauslösung, sehr bewusst ist. Natürlich ist es keinesfalls meine Absicht, Ängste zu wecken oder zu schüren.
Schließlich weiß ich als Mama von zwei Kindern sehr genau, mit wie vielen Sorgen und Ängsten das Elternsein verbunden ist. Gleichzeitig weiß ich jedoch auch, dass die Aufklärung zu bestimmten Themen überaus wichtig ist, damit Eltern einige Symptome besser einschätzen und sie im Zweifel rechtzeitig kinderärztlich abklären lassen können.
Im „schlimmsten“ Fall wird euch dieser Post noch wachsamer machen, euch vielleicht noch schneller einen Kontrolltermin beim behandelnden Kinderarzt vereinbaren lassen, bei dem ihr am Ende vermutlich mitgeteilt bekommen werdet, dass eure Sorge unberechtigt war.
Wunderbar, wenn und sehr wahrscheinlich auch, dass so kommt. Denn die harmlosen Infekte sind im Kindesalter bei Weitem die häufigsten Gründe für einen kinderärztlichen Besuch! Und viel schlimmer als ein „unnötiger“ Besuch wäre in meinen Augen einer, der nötig, jedoch aus Unsicherheit oder anderen Gründen, nicht erfolgt wäre.
Denn im Zweifel gilt: Kinder, die krank sind und hoch fiebern und/oder wesensverändert sind und/oder bestimmte Begleitsymptome haben, sollten immer zeitnah kinderärztlich untersucht werden.
Warum eine ungestörte Hirnfunktion so wichtig ist und welche Folgen sich ergeben, wenn Krankheitserreger zu einer Entzündung im Bereich der Hirnhäute oder des Gehirns führen, möchte ich euch im folgenden Beitrag erläutern.
Unser Gehirn
Das Gehirn ist die Steuerzentrale unseres Körpers. Ein wahres Wunderwerk der Natur. Es lässt uns sehen, riechen, fühlen, schmecken, laufen, denken, erinnern, atmen, handeln, verstehen, kommunizieren, lieben und vieles mehr.
Es bildet die Grundlage unseres Seins. Anatomisch gesehen besteht es aus einer unfassbar großen Anzahl an Nervenzellen: 100 Milliarden = 100.000.000.000!
Diese unglaublich vielen Zellen sind über Kontaktpunkte miteinander verbunden und bilden ein komplexes Netzwerk. Würde man die Zellen und Verzweigungen nebeneinander legen, ergäbe sich eine Strecke von mehr als 100 Kilometern.
Körpereigene Schutzmaßnahmen für das Gehirn
Damit unser wertvoller „Super-Computer“ gut geschützt vor äußeren Einwirkungen ist, liegt er in einer recht stabilen knöchernen Schale.
Darunter befinden sich drei Hirnhäute und eine Flüssigkeit, die das Gehirn und auch das Rückenmark umgibt, der sog. Liquor cerebrospinalis.
Er wird in den sog. Hirnventrikeln (= flüssigkeitsgefüllte Hohlräume im Inneren des Gehirns) produziert und dient u.a. als Schutz-Polster. Außerdem erfüllt der Liquor noch weitere wichtige Funktionen und versorgt das Gehirn mit Nährstoffen bzw. transportiert Stoffwechselprodukte ab.
Darüber hinaus verfügt das Gehirn noch über eine ganz besondere Schutz-Barriere, die aus speziellen Eiweißstoffen und Hirnzellen (sog. Astrozyten) besteht und welche die Blutgefäße im Gehirn umgibt: Die sog. Blut-Hirn-Schranke.
Blut-Hirn-Schranke
Diese besondere Schutzmaßnahme übernimmt im Prinzip die Aufgabe einer „Security-Einheit“, die verhindern soll, dass sich „ungebetene Gäste“ Zutritt zu unserer Kommandozentrale verschaffen. Sofern sie intakt ist, schützt sie das Gehirn z.B. vor dem Eindringen von Krankheitserregern.
Meningitis
Bei einer Meningitis handelt es sich um eine Entzündung der Hirnhäute, die das Gehirn umgeben (= Hirnhautentzündung). In einigen Fällen kommt es begleitend auch zu einer Entzündung des Gehirns (= Enzephalitis), die in der Kombination dann als Meningoenzephalitis bezeichnet wird.
Erreger
Es gibt verschiedene Erreger und Grunderkrankungen, die eine Meningitis verursachen bzw. mit ihr einhergehen können. Bei den Krankheitserregern spielen vor allem Viren und Bakterien (seltener auch Pilze) eine Rolle. Dementsprechend erfolgt meist eine Einteilung in virale und bakterielle Hirnhautentzündungen. Die Symptome können zwar sehr ähnlich sein, allerdings unterscheiden sie sich meist hinsichtlich der Komplikationsrate und dem Verlauf.
Während die viral bedingten Meningitis-Formen meist milder verlaufen, können die Hirnhautentzündungen, die durch Bakterien hervorgerufen werden schnell (z.T. innerhalb von Stunden) zu einem schweren Verlauf mit bleibenden Schäden und leider auch zum Tode führen.
Leider lässt sich der schwere Verlauf einer bakteriellen Meningitis -trotz medikamentöser Behandlungsmöglichkeiten (Antibiotika) und intensivmedizinischer Betreuung- nicht immer verhindern und ist somit sowohl im Erwachsenen-/ als auch im Kindes- und Jugendalter eine gefürchtete Erkrankung.
Im Kindesalter überwiegen in verschiedenen Altersgruppen bestimmte Erreger. Grundsätzlich sind jedoch die häufigsten Erreger einer Meningitis im Kindesalter Folgende:
Viren:
Herpes-simplex-/ oder auch Masern-/ Mumps- Viren; allerdings verursachen nur wenige Viren ausschließlich eine Meningitis; meist führen sie eher zu einer Enzephalitis oder zu Mischformen. Auch Zecken können Viren übertragen und v.a. im Frühjahr und Sommer zur sog. Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) führen; mehr dazu findet ihr hier
Bakterien:
Meningokokken (= Neisseria meningitidis): Hier nochmal der Link zum Beitrag
HiB (= Haemophilus influenzae Typ b; ein wenig mehr dazu findet ihr hier)
Pneumokokken (= Streptococcus pneumoniae)
Andere:
Pilze, Parasiten, bestimmte Grunderkrankungen
Pneumokokken (= Streptococcus pneumoniae):
Pneumokokken sind Bakterien, die zur Gattung Streptococcus pneumoniae und somit zur übergeordneten Familie der Streptokokken gehören. Streptokokken sind eine bunt gemischte Gruppe von Bakterien, die weit verbreitet sind und von denen es viele unterschiedliche Stämme und Subtypen gibt.
Viele Streptokokken Spezies sind harmlos. Andere wiederum können Infektionen verursachen (= pathogene Erreger), sind jedoch auch bei vielen gesunden Menschen zu finden (= symptomlose Träger).
Die Streptokokken Stämme haben nicht nur unterschiedliche Vorlieben für bestimmte Körperregionen, sondern auch ganz individuelle Eigenschaften, durch die man sie im Labor identifizieren und bestimmten Gruppen zuordnen kann. Die Streptokokken-Arten, die am häufigsten Krankheiten verursachen, sind Streptokokken der Gruppe A und B sowie Pneumokokken.
Streptokokken der Gruppe A:
Einer der bekanntesten Vertreter dieser Gruppe ist der Streptococcus pyogenes, den die meisten von euch als Erreger eitriger Mandelentzündungen / Scharlach kennen. Mehr dazu findet ihr in diesem Beitrag .
Streptokokken der Gruppe B:
Auch der Streptococcus agalactiae ist aus kinderärztlicher Sicht relevant, da er unter der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden und beim Neugeborenen schwere Infektionen verursachen kann (sog. early- und late-onset-Sepsis).
Daneben gibt es noch weitere Gruppen, auf die ich hier inhaltlich nicht weiter eingehen kann.
Pneumokokken gehören zu den weltweit häufigsten Krankheitserregern und können eine Vielzahl von Erkrankungen, wie z.B. Lungenentzündungen (Pneumonien), verursachen.
Vorkommen Streptokokken:
Die Erreger kommen weltweit vor und besiedeln den Nasenrachenraum vieler Menschen, ohne Krankheitssymptome zu verursachen (= symptomlose Keimträger).
Weltweit kommen die jeweiligen Pneumokokken-Varianten in unterschiedlicher Häufigkeit vor. Außerdem ändern sich mit der Zeit oder auch durch die zur Verfügung stehenden Impfstoffe die regionalen Verbreitungen der jeweiligen Typen.
Übertragung Streptokokken:
Die Übertragung erfolgt meist über eine sog. Tröpfcheninfektion. Dabei werden die Erreger über feinste Tröpfchen in der Atemluft (= Aerosole) übertragen, die beim Sprechen, Niesen oder Husten freigesetzt werden.
Auch eine Ansteckung über kontaminierte Oberflächen ist möglich. Eine Ansteckung ist sowohl durch Erkrankte als auch durch symptomlose Keimträger möglich.
Werden die Erreger auf gefährdete Personengruppen übertragen, können sie bei ihnen zu einer invasiven Infektion führen.
Das Tückische an Pneumokokken:
Pneumokokken besitzen eine spezielle Hülle (= Polysaccharid-Kapsel), die für die Ausprägung ihrer krankheitserzeugenden Eigenschaften verantwortlich ist.
Entsprechend der Zusammensetzung der Zuckermoleküle in dieser Kapsel sind bislang über 90 verschiedene Varianten (= Serotypen) bekannt.
Die schwersten Verläufe werden idR durch Pneumokokken ausgelöst, die eine besonders stabile Kapsel besitzen, die sie vor einer speziellen Abwehrmaßnahme des Immunsystems schützt.
Dadurch sind sie in der Lage, einer wichtigen Abwehr-Funktion des Immunsystems zu entkommen und sich im Körper auszubreiten.
Invasive Pneumokokken-Infektionen (IPD = invasive pneumococcal disease):
Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder sowie Patient:innen mit chronischen Erkrankungen, einer Immunschwäche oder fehlender Milz (= Asplenie).
Bei ihnen können die Erreger bspw. zu schweren Infektionen der Atemwege führen oder sich in normalerweise sterilen Körperflüssigkeiten ausbreiten. Sind die Erreger im Blut nachweisbar, spricht man von einer sog. Bakteriämie, die in der Folge zu einer Sepsis (umgangssprachlich auch „Blutvergiftung“) und einem Organversagen führen kann.
Wenn die Erreger die Blut-Hirn-Schranke überwinden und sich im Liquor vermehren, ist eine Meningitis die Folge. Diese invasiven Pneumokokken-Infektionen sind leider mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden.
Häufigkeit invasiver Streptokokken-Infektionen im Kindesalter:
Man rechnet in Deutschland mit etwa 160 Hirnhautentzündungen, die jährlich bei Kindern in den ersten 5 Lebensjahren durch Pneumokokken verursacht werden (Quelle Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)
Symptome Meningitis bei Kindern
Zu Beginn treten meist grippeähnliche Symptome auf. Dazu zählen beispielsweise Kopf-, Glieder- oder Halsschmerzen, hohes Fieber, auch Übelkeit und Erbrechen.
Wichtig: Beim Fiebermessen mit Stirn- oder Ohrthermometern gibt es, gerade bei sehr kleinen Kindern, eine große Ungenauigkeit. Gerade wenn euer Kind hoch fiebert bzw noch sehr klein ist, solltet ihr immer mit einem geeigneten Thermometer die Körperkerntemperatur messen, d.h. rektal im Po des Kindes. Mehr zum Thema Fieber findet ihr hier .
Im weiteren Verlauf kommt es meist zu einem ausgeprägten Krankheitsgefühl und bei älteren Kindern zum sog. Meningismus, also einer schmerzhafter Nackensteifigkeit. Dies liegt daran, dass die Hirnhäute über Schmerzrezeptoren verfügen und die Entzündung zu einer bewegungsabhängigen Reizung der Hirnhäute führt. Das äußert sich typischerweise bei bestimmten Kopfbewegungen, wenn z.B. das Kinn zum Brustkorb bewegt oder das Bein angewinkelt zum Mund geführt wird, sog. Knie-Kuss.
Hinzu kommen meist eine Licht- / Geräusch- und/oder Berührungsempfindlichkeit.
Auch neurologische Auffälligkeiten, wie z.B. eine Wesensveränderung, Bewusstseinstrübung oder Krampfanfälle können auftreten.
Besonderheiten beim Säugling und Kleinkind
Bei Säuglingen und Kleinkindern fehlt oftmals der Meningismus; außerdem können die Symptome sehr unspezifisch sein, was die Diagnose, vor allem zu Beginn der Erkrankung, zusätzlich erschweren kann.
Bei ihnen kann sich eine Meningitis zB auch durch schrilles Schreien, Bauchschmerzen, verstärkte Müdigkeit, Nahrungs- / Trinkverweigerung, Teilnahmslosigkeit oder eine vorgewölbte Fontanelle (weiche Schädellücke im Bereich der Scheitels) äußern.
Verlauf virale versus bakterielle Meningitis:
Der Verlauf einer viral bedingten Meningitis ist i.d.R. milder als der einer bakteriellen Hirnhautentzündung.
Die anfänglichen Grippe-ähnlichen Symptome sind zwar grundsätzlich ähnlich, allerdings verstärken sich die Symptome einer Virus-Meningitis meist nicht so akut, wie bei einer bakteriell bedingten Infektion, sondern eher im Verlauf mehrerer Tage.
Bei ansonsten gesunden Menschen klingen die Beschwerden einer viralen Meningitis zwar meist im Laufe einiger Tage von allein wieder ab, bei jüngeren Kindern kann die Erkrankung jedoch auch schwer verlaufen.
Diagnose
Bei bestimmten Symptomen, wie zB der Nackensteifigkeit, wird die Diagnose bzw der Verdacht darauf bereits anhand der körperlichen Untersuchung gestellt.
Zwar kann auch hohes Fieber selbst dazu führen, dass es zu Kopfschmerzen oder einer eingeschränkten Beweglichkeit des Kopfes kommt. Allerdings sollte diese Einschätzung immer von erfahrenen (Kinder-)Ärzt:innen vorgenommen werden.
Wie bereits oben erwähnt, können die Symptome, vor allem zu Beginn der Erkrankung, unspezifisch sein. Wenn jedoch ein Kind schwer krank wirkt und/oder eines der o.g. Symptome zeigt u/o noch sehr jung ist, sollte eine zeitnahe ärztliche Untersuchung erfolgen.
Insbesondere dann, wenn sich der Allgemeinzustand des Kindes u/o die Symptome im Verlauf verschlechtern, ist eine erneute kinderärztliche Vorstellung wichtig.
Ebenso sollten fiebernde Neugeborene und Säuglinge grundsätzlich auch kinderärztlich untersucht werden. Denn bei ihnen können sich Krankheitserreger besonders schnell im Körper ausbreiten. Bei Neugeborenen und Säuglingen < 3 Monaten sprechen wir übrigens schon ab 38°C von Fieber.
Bei Unklarheiten kann eine Blutentnahme helfen, die Unterscheidung zwischen einer möglichen Virusinfektion und einer bakteriellen Infektion, zu treffen. Auch spezielle Abstriche, zB auf häufige Atemwegs-Viren oder Streptokokken können helfen, die Diagnose zu erleichtern.
Allerdings benötigen zB die PCR-Untersuchungen auf bestimmte Viren etwas Zeit. Außerdem sind die Schnelltests auf Streptokokken nicht immer eindeutig, so dass sich die Diagnose bzw der Ausschluss der Diagnose meist aus verschiedenen Anteilen zusammensetzt:
- Krankengeschichte und Verlauf
- körperliche Untersuchung
- ggf. Blutentnahme, spezielle Abstriche
Bei einem Verdacht ist rasches Handeln erforderlich
Sofern bei einem Kind der konkrete Verdacht auf eine Meningitis besteht, ist rasches Handeln und eine stationäre Behandlung erforderlich. Dabei wird zB mit Hilfe einer sog. Lumbalpunktion (= Entnahme von Hirnwasser im Bereich der Lendenwirbelsäule) und speziellen Untersuchung im Labor überprüft, ob Erreger im Hirnwasser nacheisbar sind.
Da auch hier etwas Zeit bis zum Eintreffen des Ergebnisses nötig ist, wird bei einem Verdacht auf eine Meningitis immer eine spezielle antibiotische Therapie begonnen.
Denn wie oben erwähnt ist die Behandlung einer möglichen bakteriellen Meningitis ein Wettlauf gegen die Zeit, so dass die Antibiotika auch dann gegeben werden, wenn noch nicht sicher ist, ob Bakterien überhaupt die Ursache sind. Bis zum sicheren Beweis des Gegenteils geht man immer von einer bakteriellen Infektion aus und behandelt die Kinder entsprechend.
Je nach Symptomen des Kindes können iR der stationären Abklärung auch weitere Untersuchungen, wie zB ein EEG oder ein MRT notwendig sein.
Therapie
Eine Virus bedingte Meningitis kann nicht ursächlich, sondern idR nur symptomatisch behandelt werden.
Bei einer durch Bakterien verursachten Hirnhautentzündung wird, wie oben bereits erwähnt, auch auf den Verdacht hin antibiotisch über eine Infusion behandelt.
In diesen Fällen werden auch Familienangehörige des erkrankten Kindes mitbehandelt.
Prävention
Die Impfung gegen Pneumokokken wird allen Säuglingen ab einem Alter von 2 Monaten empfohlen und besteht aus insgesamt drei Impfungen (1. Impfung im Alter von 2 Monaten, 2. Impfung im Alter von 4 Monaten, letzte Impfung mindestens 6 Monate später im Alter von 11 Monaten).
Frühgeborenen (Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche) wird ein 3+1-Impfschema empfohlen (je eine Impfung im Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten).
Die Pneumokokken-Impfung kann zeitgleich mit den anderen empfohlenen Standard-Impfungen durchgeführt werden.
Verschiedene Pneumokokken-Impfstoffe:
Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff:
Dieser Impfstoff enthält Bestandteile der äußeren Kapsel von 23 Pneumokokken-Serotypen und ist für Erwachsene, Jugendliche sowie Kinder ab 2 Jahren zugelassen. Bei jüngeren Kindern kann dieser Impfstoff keinen verlässlichen Immunschutz bewirken. Daher wird für sie ein anderer Impfstoff empfohlen.
Pneumokokken-Konjugatimpfstoffe:
Für Säuglinge und Kleinkinder stehen sog. Konjugatimpfstoffe zur Verfügung. In diesen Impfstoffen sind die Zuckermoleküle der Pneumokokken-Kapsel an Eiweiße gebunden.
Dadurch ist es möglich, dass das Immunsystem auch schon im frühen Kindesalter die Kapsel als fremd erkennt und einen Immunschutz aufbaut. Abhängig von der Anzahl der enthaltenen Kapsel-Typen unterscheidet man 10- bzw 13-valente Pneumokokken-Konjugatimpfstoffe (PCV10 und PCV13).
PCV10 ist für Säuglinge und Kinder ab einem Alter von sechs Wochen bis zum 5. Geburtstag zugelassen.
PCV13 ist für Säuglinge ab einem Alter von sechs Wochen sowie für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene zugelassen.
Mehr zur Wirkung und möglichen Nebenwirkungen der Impfungen, erfahrt ihr z.B. hier.
Fazit
Wenn euch euer Kind (schwer) krank und/oder wesensverändert vorkommt, ihr es regelrecht nicht wiedererkennt und/oder es eines oder mehrere der oben aufgeführten Symptome zeigt, dann solltet ihr unbedingt unverzüglich ärztlichen Rat einholen und euer Kind gründlich untersuchen lassen.
Hilfe für verwaiste Eltern und trauernde Geschwister:
Beim Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V. (siehe hier) findet ihr eine wichtige Anlaufstelle und ein bundesweit aktives Netzwerk, welches nach den Leitlinien des Bundesverbandes zur Trauerbegleitung für verwaiste Eltern arbeitet.
Auch beim Leben ohne dich e.V. finden verwaiste Eltern und Geschwister Hilfsangebote und Austauschmöglichkeiten, siehe hier.
Anmerkung: Alle medizinischen Beiträge, die ich zu gesundheitlichen Themen auf meinem Blog verfasse, dienen ausschließlich der Information. Sie ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch bei gesundheitlichen Beschwerden.
Ich wünsche euch und euren Familien ein schönes und gesundes Weihnachtsfest und allen trauernden Menschen ganz viel Kraft.
Alles Liebe
Eure
Snježi
Eine Antwort
Liebe Alexandra,
herzlichen Dank für dein Feedback und die mitfühlenden Worte für die Familie.
Euch ein frohes und gesundes Weihnachtsfest.
Liebe Grüße
Snjezi