Husten beim Kind: was kann ich aktuell tun?
Euer Kind ist krank, hat Husten und ihr könnt euren Kinderarzt nicht erreichen bzw. aus verschiedensten Gründen die Praxis derzeit nicht aufsuchen?
Was können Eltern in so einer Situation tun?
Diese Frage erreicht mich derzeit in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen und in unterschiedlichsten Varianten.
Und auch wenn in der aktuellen Ausnahmesituation alle Kolleginnen und Kollegen ihr Bestes geben, um ihre Patienten auch weiterhin bestmöglich zu versorgen und gleichzeitig vor einer möglichen Ansteckung mit dem neuartigen Corona-Virus zu schützen, ist es eine Herausforderung für uns alle. Vor allem aber für Familien, deren Kind derzeit erkrankt, denn:
Manche haben kein Auto und müssten für den Besuch beim Kinderarzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und möchten gerade das vermeiden.
Zumal auch ältere Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, um zu ihren Hausärzten zu kommen und gerade diese Risikogruppe ja besonders gefährdet ist.
Andere sind alleinerziehend und haben noch weitere Kinder zu betreuen, sollen diese aber möglichst nicht mit zum Arztbesuch nehmen.
Es gibt also unzählige Gründe, warum viele Eltern derzeit überfordert sind, insbesondere dann, wenn ihr Kind krank ist und die Notfallambulanzen, Hotlines und ähnliches maximal ausgelastet sind.
Allgemeine Tipps
Für diese Eltern möchte ich ein paar wesentliche Inhalte und Tipps aus vorherigen Blog-Beiträgen zu bestimmten Symptomen bzw. Erkrankungen zusammenfassen.
Ich habe bisher in allen medizinischen Beiträgen aus haftungsrechtlichen Gründen darauf hingewiesen, dass meine Empfehlungen lediglich als Information dienen und den Arztbesuch nicht ersetzen können.
Das gilt natürlich auch weiterhin. Und aufgrund des Heilmittelwerbegesetzes darf ich die Namen verschiedener Medikamente auch weiterhin nicht nennen, da ich damit gegen den rechtlichen Rahmen meiner Berufsordnung verstossen würde. Diese Tatsache macht es uns in der aktuellen Situation nicht einfacher, aber wir versuchen dennoch auf dieser Plattform das Beste daraus zu machen.
Die Familien, die schon vor der Corona-Krise von ihrem Kinderarzt Medikamente gegen bestimmte Symptome verschrieben bekommen haben, werden vermutlich wissen, von welchen ich spreche. Und diejenigen, die noch keine Medikamente im Haus haben, müssen so oder so einen Arzt kontaktieren.
Wenn ihr, aus welchen Gründen auch immer, den Verdacht haben solltet, dass sich euer Kind womöglich mit dem neuartigen Corona-Virus infiziert haben könnte und deshalb hustet, dann befolgt bitte die behördlichen Vorgaben. Mehr dazu findet ihr z.B. auf der Seite des RKI (Werbung wegen Verlinkung; unbeauftragt und unbezahlt).
Falls ihr mehr Informationen zu den jeweiligen Symptomen bzw. Erkrankungen braucht, dann könnt ihr euch in den entsprechenden Beiträgen umfassender informieren; ich werde sie euch entsprechend verlinken.
HUSTEN
Was kann ich tun, um meinem Kind, mit „Hausmitteln“ oder bereits verordneten Medikamenten zu helfen?
Trockener Reizhusten:
- 1. Versucht, euren Kinderarzt zu erreichen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Wenn das nicht klappt:
- 2. Viel Flüssigkeit anbieten; am besten Tee. Gut bewährt gegen Husten ist z.B. Thymiantee. Jeder andere Tee tut es aber im Prinzip auch; ausser Grün- und Schwarztee.
- 3. Ihr könnt aus dem Tee auch warme Brustwickel machen und auf die Husten-geplagte Brust legen, dafür den Thymiantee aufkochen, abkühlen lassen, ein Baumwolltuch darin tränken und das Tuch als feucht-warmen Wickel mit einem darüber liegenden trockenen Tuch auf die Brust eures Kindes legen.
- 4. Ein Wärmekissen kann ebenfalls Linderung verschaffen
- 5. Vor dem Schlafengehen das Schlafzimmer des Kindes gut durchlüften und auf eine Raumtemperatur von ca 18 Grad achten
- 6. Den Oberkörper des Kindes bzw das Kopfende des Bettes etwas höher lagern (z.B. eine Handtuchrolle unter das Kopfende der Matratze legen)
- 7. Auf eine freie Nasenatmung achten, ggf. vor dem Schlafengehen abschwellende Nasentropfen oder Meerwasser-Nasenspray verabreichen
- 8. Ggf. feuchte Tücher über die Heizung legen, die nasse Wäsche im Zimmer trocknen lassen, oder eine Schale mit Wasser im Zimmer aufstellen
- 9. Falls ihr ein Inhaliergerät (Kompressionsvernebler) und 0,9%-ige Kochsalzlösung im Haus, inhaliert damit
- 10. Eine kleingeschnittene Zwiebel im Zimmer kann helfen, die Atemwege frei zu machen
- 11. Bei älteren Kindern kann 1 Teelöffel Honig oder Fenchel-Honig den Hustenreiz lindern, aber
- 12. Bitte keinen Honig an Kinder unter 1 Jahr! Denn Honig kann bei bei Kindern unter einem Jahr zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung (Säuglingsbotulismus) führen!
- 13. Man kann Hustensaft auch selbst machen. Dafür kann man z.B. eine Zwiebel kleinschneiden, darüber etwas Zucker oder Honig (Honig nur bei Kinder über einem Jahr) geben, einige Stunden ziehen lassen, absieben und den Saft, der dadurch entsteht, löffelchenweise (zB 3x1 Teelöffel am Tag) verabreichen
Mehr zum Thema Husten erfahrt ihr hier.
Bellender Husten, ggf. anfallsweise in der Nacht:
- 1. Vermutlich hat euer Kind einen Pseudokrupp-Anfall
- 2. Versucht, euren Kinderarzt zu erreichen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Wenn das nicht klappt:
- 3. Dann helfen, neben den oben genannte Maßnahmen:
- 4. Bei akutem Hustenanfall:
- 5. Kind hochnehmen
- 6. Kind beruhigen
- 7. Am besten auf den Arm nehmen, in eine Decke wickeln und zusammen vor das offene Fenster stellen oder auf den Balkon bzw die Terrasse gehen
- 8. Wenn euer Kind das schon mal hatte und sich beruhigt; super
- 9. Wenn es das schon hatte, sich nicht beruhigt und angestrengt atmet (siehe hier) und ihr von eurem Kinderarzt bereits ein Notfallzäpfchen mit Kortison verordnet bekommen habt, dann verabreicht bitte das Notfallzäpfchen
- 10. Wenn es sich nicht beruhigt u/o Atemnot hat u/o ihr kein Medikament habt:
- 11. 112 rufen!
Mehr zum Thema Pseudokrupp erfahrt ihr hier.
Mein Kind neigt zur obstruktiven Bronchitis und hat Husten:
- 1. Versucht, euren Kinderarzt zu erreichen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Wenn das nicht klappt:
- 2. Allgemeine Maßnahmen versuchen (siehe Abschnitt trockener Reizhusten)
- 3. Falls euer Kind eine angestrengte u/o pfeifende Atmung hat und schon im Vorfeld eine obstruktive Bronchitis mit ähnlichen Symptomen hatte und ihr entweder:
- 4. Ein Spray mit einem bronchienerweiternden Inhaltsstoff (ein sog. Bronchospasmolytikum) und eine Inhalierhilfe
- meine Frisur danach im Eimer ist"... und vieles andere.
ODER
- 5. Einen Kompressionsvernebler und bronchienerweiternde Tropfen, verschrieben bekommen habt:
- 6. dann versucht, damit zu inhalieren (einmalig und in der Dosis, die euch der Kinderarzt zuletzt in dieser Situation verordnet hat)
- 7. Wenn das nicht ausreicht bzw nicht hilft: solltet ihr einen Arzt kontaktieren bzw. bei Atemnot die 112 rufen
Mehr zum Thema obstruktive Bronchitis erfahrt ihr hier.
Mein Kind hat ein bekanntes Asthma bronchiale und Husten:
- 1. Versucht, euren Kinderarzt zu erreichen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Wenn das nicht klappt:
- 2. Allgemeine Maßnahmen versuchen (siehe Abschnitt trockener Reizhusten)
- 3. Vermutlich hat euch der Kinderarzt eine Dauertherapie mit einem Kortisonspray zum Inhalieren verordnet, dann inhaliert damit so weiter, wie es euch vom KiA empfohlen worden ist
- 4. Für den Bedarfsfall habt ihr vermutlich ein bronchienerweiterndes Medikament (Spray) verschrieben bekommen (siehe vorherigen Abschnitt: obstruktive Bronchitis), dann inhaliert bei Bedarf zusätzlich damit
- 5. Wenn das nicht ausreicht bzw nicht hilft: solltet ihr einen Arzt kontaktieren bzw. bei Atemnot die 112 rufen
Mein Kind hat ein bekanntes allergisches Asthma bronchiale und Husten
- 1. Versucht, euren Kinderarzt zu erreichen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Wenn das nicht klappt:
- 2. Siehe vorheriger Abschnitt
- 3. Zusätzlich habe ihr vermutlich ein sog. Antiallergikum (meist in Tabletten oder Tropfenform) bekommen, das ihr im Bedarfsfall anwenden sollt: gebt es eurem Kind und schaut, ob es damit besser wird
- 4. Wenn das nicht ausreicht bzw nicht hilft: solltet ihr einen Arzt kontaktieren bzw. bei Atemnot die 112 rufen
Grundsätzlich gilt, wenn euer Kind Atemnot hat:
- 112 anrufen!
- Ein Notfall ist ein Notfall und wird, unabhängig von der Corona-Pandemie, als solcher behandelt werden. Mit allen erforderlichen Maßnahmen und Erfordernissen, die zum Schutz vor einer Infektion notwendig sind.
Wenn ihr zum Kinderarzt müsst, dann ruft im Vorfeld dort an und fragt nach, wie die Abläufe derzeit sind.
Anmerkung: Diesen Beitrag habe ich natürlich mit bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Er dient jedoch ausschließlich der Information und ersetzt in keiner Weise den Arztbesuch.
Ich wünsche euch weiterhin gute Nerven. Bleibt gesund und passt gut auf euch auf.
Alles Liebe
eure
Snjezi