Empfohlene Standardimpfungen im Kindesalter
Vor zwei Wochen habe ich meine Beitrags-Reihe zum Thema Standardimpfungen begonnen. Im ersten Teil habe ich euch erklärt, warum mir das Thema am Herzen liegt und warum ich -trotz des zu erwartenden „Gegenwindes“- darüber schreibe. Öffentlich und sogar gleich mit mehreren Beiträgen.
Wie gut und ausführlich Impfstoffe untersucht werden, habe ich euch im zweiten Teil meiner Blogpost-Reihe beschrieben. Denn der Weg eines Impfstoffes ist lang und wird auf unterschiedlichsten Ebenen kontrolliert und überprüft.
Impfungen sind wichtig, weil sie euer Kind vor einigen schwerwiegenden Krankheiten schützen können. In Anbetracht der unfassbar großen Zahl von Krankheitserregern, haben wir eigentlich nur wenige Impfmöglichkeiten und ich persönlich würde mir noch viele weitere Impfungen wünschen.
Zum zum Beispiel eine gegen Krebs. Oder eine gegen Herzinfarkte. Oder gegen chronische Erkrankungen, wie z.B. Asthma bronchiale oder Diabetes mellitus. Damit ließe sich unfassbar viel Leid verhindern. Doch leider gibt es diese Impfungen (noch?) nicht. Gäbe es sie und wären sie so gut untersucht und in ihrer Wirksamkeit belegt, wie die empfohlenen Standardimpfungen es sind, wäre es aus meiner Sicht ein Segen.
Warum ist Prävention so wichtig und was brauchen wir, damit Prävention erfolgreich ist:
Prävention
Wir Kinderärzt:innen haben die wunderbare Möglichkeit der Prävention. Das heißt, wir können durch bestimmte Maßnahmen der Entstehung von Krankheiten vorbeugen und sie im Optimalfall sogar verhindern. Impfungen gehören daher zu einem wichtigen Pfeiler in unserem Tätigkeitsbereich.
Denn mit den heute zur Verfügung stehenden Impfstoffen haben wir die Möglichkeit, der Entstehung von einigen folgenschweren (und keinesfalls immer harmlos verlaufenden) Krankheiten im Kindesalter vorzubeugen.
Am Anfang steht die Information
Die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Prävention ist immer eine gute und umfassende Information über die Erkrankung selbst und natürlich auch über die entsprechenden Impfungen. Leider ist es aufgrund der Fülle an Informationen für Eltern nicht immer leicht, eine Entscheidung zu treffen.
Dies liegt unter anderem daran, dass viele Informationen im Netz fachlich nicht korrekt sind bzw. auf einer sehr emotionalen Ebene geführt werden.
Aus diesem Grund ist es mir ein echtes Anliegen, euch mit der Beitragsreihe einen ausführlichen Überblick zu dem Thema zu geben. Denn das Thema ist umfassend und geht weit über die reinen Impf-Empfehlungen hinaus. Und das nicht nur aus kinderärztlicher Sicht, sondern fachübergreifend.
Am Anfang einer guten Präventionsmaßnahme steht somit immer die Information und die Aufklärung. Denn nur wer die Erkrankungen und deren Komplikationen kennt, weiß auch, warum es Sinn macht, sich und sein Kind davor zu schützen.
Empfohlene Standardimpfungen
Heute möchte ich auf die von der STIKO (wer das ist, könnt ihr hier nachlesen) empfohlenen Standardimpfungen eingehen.
Vor dem jeweiligen Impfschema möchte ich euch über die Erkrankung informieren. Denn nur wer ein be-greif-bares Bild von einer Erkrankung hat, kann auch nachvollziehen, warum der Impf-Schutz so wichtig ist.
Eins noch vorweg: auf viele häufig gestellte Fragen, wie z.B. warum Kombinationsimpfstoffe Sinn machen, werde ich auf jeden Fall noch in einem gesonderten Beitrag eingehen.
Rota-Viren
Rota-Viren sind weltweit vorkommende Erreger von Magen-Darm-Infektionen, die gerade bei Säuglingen und Kleinkindern besonders schwer verlaufen können.
Die Beschwerden bestehen meistens über 2 bis 6 Tage und können zu erheblichen Flüssigkeitsverlusten führen. Sofern diese nicht rechtzeitig oder ausreichend ausgeglichen werden, kann der Zustand mitunter sogar lebensbedrohlich werden.
Vor Einführung der Impfung waren Rota-Viren die häufigsten Erreger, die bei kleinen Kindern zu einer Klinikeinweisung geführt haben. Meine Jungs mussten im Säuglingsalter übrigens beide wegen einer Rota-Virus-Infektion stationär behandelt werden. Ich hätte ihnen den Aufenthalt gerne „erspart“, allerdings gab es die Impfung damals noch nicht.
IMPFSCHEMA:
Grundimmunisierung:
2 bzw. 3 Schluckimpfungen (je nach Impfstoff)
Erste Impfung möglichst früh (ab vollendeter 6. Lebenswoche). Je nach Impfstoff werden 2 bzw. 3 Schluckimpfungen mit einem Mindestabstand von 4 Wochen verabreicht.
Aufgrund des leicht erhöhten Risikos für Darmeinstülpungen (Invagination) sollte die Impfserie bis zu einem gewissen Alter abgeschlossen sein. Euer Kinderarzt wird euch in Abhängigkeit des Impfstoffes die genauen Zeiten nennen.
Keine Auffrischungen erforderlich
Diphtherie / Pertussis / Tetanus / HiB / Polio / Hepatitis B:
als 6-fach Kombinationsimpfung möglich
(das entsprechende Impfschema findet ihr unter Hepatitis B):
Diphtherie:
Die Diphtherie war über Jahrhunderte hinweg eine gefürchtete Erkrankung. Sie führt(e) gerade bei kleinen Kindern häufig zu einem Erstickungstod. Im Volksmund wird sie daher auch als „Würgeengel der Kinder“ bezeichnet. Verursacht wird sie durch ein Bakterium (Corynebakterium diphtheriae), das ein spezielles Gift produziert.
Dieses Gift verursacht die typischen Symptome. Im Bereich der oberen Atemwege verursacht es u.a. Halsschmerzen, Fieber, Heiserkeit, fest haftende Beläge an den Mandeln oder eine Lymphknotenschwellung. Im Bereich des Kehlkopfes kann es über Heiserkeit, bellenden Husten und Atemnot bis hin zum Erstickungstod führen. Gelegentlich befallen die Bakterien auch die Haut und verursachen das Bild der sog. Hautdiphtherie.
Die Folgeschäden einer Infektion betreffen das Herz-Kreislaufsystem, die Nervenbahnen und die Nieren. Auch wenn die Zahl der Erkrankungen mittlerweile deutlich zurückgegangen ist, ist der Erreger weltweit noch nicht ausgerottet und kann zu erneuten Ausbrüchen führen.
Als Abgrenzung zum sog. Pseudo-Krupp (der in der Regel harmlos verläuft und durch Viren verursacht wird) wurde die Diphtherie früher auch als „echter Krupp“ bezeichnet.
Pertussis (Keuchhusten):
Keuchhusten wird durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht und ist weltweit eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwege.
Die Krankheit durchläuft klassischerweise drei Stadien und ist sehr langwierig (im Volksmund auch „100-Tage-Husten“ genannt). Zu Beginn treten allgemeine Erkältungsbeschwerden auf, die 1 bis 2 Wochen anhalten und anschließend in das Stadium mit den typischen Hustenanfällen übergehen.
Diese können über einen Zeitraum von 4 bis 6 Wochen zu quälenden Hustenattacken mit z.T. keuchender Einatmung und Auswurf von zähem Schleim führen.
Säuglinge sind besonders gefährdet, da es gegen das Bakterium keinen Nestschutz gibt. Bei Säuglingen unter 6 Monaten verläuft die Erkrankung häufig atypisch und kann sich in Form von lebensbedrohlichen Atemstillständen äußern. Als mögliche Komplikationen kann es zu Lungen- und Mittelohrentzündungen, selten auch zu Krampfanfällen kommen. Gefürchtet ist vor allem der Sauerstoffmangel, der bei jungen Säuglingen infolge der Atemaussetzer zu Hirnschädigungen führen kann.
Derzeit treten gehäuft Erkrankungen bei nicht ausreichend geschützten Jugendlichen und Erwachsenen auf. Grund dafür ist eine fehlende oder lang zurückliegende Auffrischung. Auch in dieser Altersgruppe gibt es viele atypische Verläufe, die die Diagnose erschweren und die Gefahr der Ansteckung für andere erhöhen.
Infizierte Erwachsene sind übrigens die Hauptinfektionsquelle für Neugeborene und Säuglinge. Werft daher unbedingt mal einen Blick in den eigenen Impfausweis!
Tetanus (Wundstarrkrampf):
Der Wundstarrkrampf wird durch das Bakterium Clostridium tetani verursacht. Dieses Bakterium kommt weltweit und überall vor (Erde, Schmutz, Straßenstaub etc.). Über kleinste Wunden in der Haut oder in der Schleimhaut kann es in den Körper gelangen und sich vermehren.
Über die Produktion eines speziellen Giftes kann es zu extremen Krämpfen in der Muskulatur führen. Dabei wird zu Beginn meist die Kau- später auch die Atemmuskulatur befallen. Unbehandelt führt die Infektion zu einer Atemlähmung und trotz moderner Intensivmedizin häufig zum Tode.
Da es keinen natürlichen Schutz gegen Tetanus gibt und die Erreger überall vorkommen, ist eine Impfung der einzig mögliche Schutz vor der Erkrankung.
Diese schützt übrigens nur den einzelnen Menschen, nicht die Gemeinschaft. Daher muss quasi jeder für seinen eigenen Schutz sorgen. Eigentlich müssten aus diesem Grund die Durchimpfungsraten bei 100% liegen.
Da jedoch viele Erwachsenen die notwendigen Auffrischungen vergessen, kommt es auch hierzulande zu Erkrankungsfällen. Ein lebenslanger Schutz besteht übrigens auch nach einer überstandenen Erkrankung nicht. Mehr zum Thema Tetanus-Auffrisch-Impfung wird euch bald die liebe Elena schreiben (mehr über sie erfahrt ihr hier).
Hib (Haemophilus influenzae Typ b):
Das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b (das übrigens nichts mit dem Influenza-(Grippe)-Virus zu tun hat) kommt weltweit vor und wird durch Tröpfcheninfektion übertragen.
Es kann schon bei jungen Säuglingen schwere Erkrankungen verursachen. Gefürchtet sind sowohl die durch Hib verursachte Hirnhautentzündung (Meningitis), als auch die Kehldeckelentzündung (Epiglottitis). Beide Erkrankungen weisen, auch bei entsprechender Therapie, eine hohe Sterblichkeitsrate auf.
Poliomyelitis (Kinderlähmung):
Die Poliomyelitis (kurz Polio) ist eine durch das Polio-Virus verursachte Erkrankung, die vor Einführung der Impfung weltweit verbreitet war und zu schwerwiegenden Lähmungen, meist der Arm- und Beinmuskulatur geführt hat.
Gefürchtet war/ist auch der Befall der Atemmuskulatur, da er eine lebenslange Beatmung erfordert und ohne diese tödlich verläuft. Durch Jahrzehntelange konsequente Impfprogramme gilt die Polio in vielen Teilen der Welt als ausgerottet.
Eine weltweite Ausrottung, wie bei den Pocken, gelang bisher jedoch nicht, so dass auch weiterhin entsprechende Schutzimpfungen erforderlich sind.
Hepatitis B:
Die Hepatitis B ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt. Verursacht wird sie durch das Hepatitis B Virus, welches weltweit verbreitet ist. Im Falle einer Infektion kann es zu einer chronischen Entzündung der Leber führen.
Problematisch dabei ist, dass eine Infektion sehr unterschiedlich verlaufen und von einem asymptomatischen Verlauf bis hin zu einer chronischen Hepatitis reichen kann. Die Zahl der chronischen Hepatitis B-Träger wird weltweit auf über 300 Millionen geschätzt und stellt somit ein hohes Infektionsrisiko für Gesunde dar. Schwangere Frauen, die an Hepatitis B erkrankt sind, können ihr Kind während der Geburt infizieren.
Bei Neugeborenen führen 90 % aller Hepatitis B-Infektionen zu einem chronischen Verlauf und in einem Viertel der Fälle langfristig zum Tode. Wird bei Schwangeren eine Hepatitis B festgestellt, kann das Neugeborene durch eine rechtzeitige Impfung wirksam geschützt werden.
Impfschema der 6-fach Impfung gegen Diphtherie / Pertussis / Tetanus / HiB / Polio und Hepatitis B
IMPFSCHEMA:
Grundimmunisierung:
NEU:
Im Sommer 2020 hat die STIKO die Empfehlung für die Sechsfachimpfung im Säuglingsalter aktualisiert (siehe hier) und empfiehlt seitdem das reduzierte „2+1-Impfschema“.
Dieses sieht – bei vergleichbarem Impfschutz – für die Grundimmunisierung von Säuglingen eine Impfstoffdosis weniger vor als beim bisherigen 3+1 Schema vor. Von der STIKO heißt es in diesem Zusammenhang:
Um auch bei dem reduzierten Impfschema einen sicheren Impfschutz zu vermitteln, ist es besonders wichtig, frühzeitig mit der Impfserie der Grundimmunisierung zu beginnen (im Alter von 8 Wochen) und die folgenden Impfungen zu den empfohlenen Zeitpunkten im Alter von 4 und 11 Monaten durchzuführen.
Für einen zuverlässigen Langzeitschutz ist es besonders wichtig, dass zwischen der 2. und 3. Impfstoffdosis ein Abstand von mindestens 6 Monaten eingehalten wird (daher die Bezeichnung „2+1“). Es ist empfohlen, die Impfserie um den ersten Geburtstag abzuschließen, damit die Kleinkinder auch bei frühem Kindergarteneintritt geschützt sind.
Insgesamt werden nun also 3 Sechsfachimpfungen im ersten Lebensjahr durchgeführt.
Die erste im Alter von 8 Wochen und die beiden folgenden im Alter von 4 und 11 Monaten.
Bei Frühgeborenen wird weiterhin das 3+1 Schema empfohlen.
Auffrisch-Impfungen im Kindes- und Jugendalter:
Erste Diphtherie-Pertussis-Tetanus-Auffrischung im Alter von 5-6 Jahren (vor Schulbeginn).
Zweite Diphtherie-Pertussis-Tetanus-Auffrischung, zusammen mit Polio, im Alter von 9-16 Jahren (Jugendliche).
Grundsätzlich sollten alle versäumten Impfungen bis zum 18. Lj. nachgeholt werden
Auffrisch-Impfungen im Erwachsenenalter:
Diphtherie: alle 10 Jahre.
Tetanus: alle 10 Jahre.
Pertussis: grundsätzlich einmal; möglichst zusammen mit der Auffrischung für Diphtherie und Tetanus. Für bestimmte Personen wird eine Impfung alle 10 Jahre empfohlen:
Frauen im gebärfähigen Alter, enge Haushaltskontaktpersonen (Eltern, Geschwister) und Betreuende (z. B. Tagesmütter, Babysitter, ggf. Großeltern) eines Neugeborenen spätestens 4 Wochen vor Geburt des Kindes.
Mütter, deren Erkrankung oder letzte Impfung gegen Pertussis mehr als 10 Jahre zurückliegt, sollten bevorzugt in den ersten Tagen nach der Geburt des Kindes geimpft werden.
Polio: ggf. auch im Erwachsenenalter.
HiB: Keine Auffrischung erforderlich.
Pneumokokken:
Pneumokokken sind Bakterien, die weltweit häufig vorkommen und zu einer Vielzahl von schwerwiegenden Erkrankungen führen können.
Hauptsächlich erkranken Säuglinge (zwischen 6 und 12 Monaten = 40–50 % aller Erkrankungen), Kleinkinder (2. bis 4. Lebensjahr) sowie Jugendliche. Gefürchtet sind neben der Lungenentzündung, die Blutvergiftung (Sepsis) sowie die eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis), die in 10% der Fälle, trotz intensivmedizinischer Behandlung, innerhalb weniger Stunden zum Tode führen kann.
IMPFSCHEMA:
Grundimmunisierung:
Insgesamt 3 Impfungen.
Die erste mit dem vollendeten 2. Lebensmonat, die zweite mit 4 Monaten und letzte mit ungefähr einem Jahr. Frühgeborene erhalten eine zusätzliche Impfung im Alter von 3 Monaten (somit insgesamt 4 Impfungen)
„Auffrischung“:
als Pneumokokken- Standardimpfung für Menschen über 60 Jahre (Polysaccharid-Impfstoff)
Meningokokken Typ C:
Meningokokken sind Bakterien (Neisseria meningitidis), die weltweit vorkommen und in unterschiedliche Untergruppen (=Serogruppen) eingeteilt werden.
In Deutschland sind vor allem Meningokokken der Gruppe B und C relevant. Die Erreger können innerhalb von Stunden ein lebensbedrohliches Krankheitsbild verursachen. Am häufigsten sind die eitrige Hirnhautentzündung (= Meningitis) sowie eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (= Sepsis).
In manchen Fällen treten beide Erkrankungen gleichzeitig auf. Eine Komplikation der Blutvergiftung durch Meningokokken ist der sog. septische Schock, an dem ein Drittel der Betroffenen verstirbt. Die Patienten, die eine Erkrankung überstehen, leiden häufig unter Krampfanfällen, Taubheit oder sind von Amputation der Gliedmaßen betroffen.
Tückisch an der Erkrankung ist nicht nur der schnelle und potentiell lebensbedrohliche Verlauf, sondern auch die Tatsache, dass die Symptome zu Beginn der Erkrankung (Fieber, Kopfschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl) nur schwer von einem banalen Erkältungsinfekt zu unterscheiden sind.
Die Nackensteifigkeit, die bei älteren Kindern und Erwachsenen ein typisches Symptom beim Vorliegen einer Hirnhautentzündung ist, kann bei Säuglingen fehlen und die Diagnose zusätzlich erschweren. Aufgrund des noch unreifen Immunsystems sind gerade Säuglinge und Kleinkinder besonders gefährdet.
IMPFSCHEMA:
Eine Impfung ab dem 12. Lebensmonat
Nach all den Infos, die ihr bisher tapfer durchgelesen habt, habt ihr euch eine kleine Pause redlich verdient! Holt euch also einen Kaffee, einen Tee, oder ein leckeres Kaltgetränk und macht es euch gemütlich. Denn ein paar Infos habe ich noch für euch 😉
Masern / Mumps / Röteln:
als 3-fach Kombinationsimpfung möglich
(das entsprechende Impfschema findet ihr unter Röteln):
Masern:
Das Masern-Virus kommt weltweit vor und führt zu einer hochansteckenden Erkrankung, die sich mit den Zeichen einer oberen Atemwegsinfektion, einer Bindehautentzündung und einem Hautausschlag äußert.
Da die Masern-Viren zu einer vorübergehenden Immunschwäche von mindestens 6 Wochen Dauer führen, ist die Gefahr von Komplikationen infolge einer sog. bakteriellen Superinfektion sehr hoch.
Am häufigsten kommt es zu einer Masern-assoziierten Mittelohr- und Lungenentzündung sowie Bronchitiden und Durchfallerkrankungen.
Eine besonders gefürchtete Komplikation ist der Befall des Gehirns, der als postinfektiöse Enzephalitis bezeichnet wird und einige Tage nach Beginn des Hautausschlags auftreten kann.
In 10-20% der Fälle verläuft die Enzephalitis tödlich. Eine zwar sehr seltene, jedoch immer tödlich verlaufende Komplikation der Masern stellt die sog. subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) dar, die sich erst einige Jahre (ca. 6 – 8) nach der Infektion manifestiert.
Von einer harmlosen Kinderkrankheit kann bei Masern daher keine Rede sein, zumal die Zahl der erkrankten Erwachsenen seit Jahren stetig ansteigt und somit nicht nur Kinder betrifft.
Bei noch sehr jungen Kindern, die aufgrund ihres Alters noch nicht geimpft werden können, ist grundsätzlich nicht nur das Risiko, an Masern zu erkranken sehr hoch, sondern auch das Risiko für das Auftreten einer SSPE nach einer Masernerkrankung am höchsten.
Diese Altersgruppe ist somit, neben immungeschwächten Personen, auf den sog. Herdenschutz angewiesen.
Mumps:
Mumps ist eine Infektionskrankheit, die durch das Mumpsvirus verursacht wird. Die Mumps-Viren kommen weltweit vor und verursachen neben Fieber typischerweise eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse(n). Je älter die betroffenen Patienten zum Zeitpunkt der Erkrankung sind, umso höher ist das Risiko für Komplikationen und Spätschäden.
Diese können sich in Form einer Hirnhaut- oder Hirnentzündung, Taubheit sowie bei männlichen Patienten in einer Entzündung des Hodens und Unfruchtbarkeit äußern. Bei Frauen kann es zu Entzündungen der Eierstöcke und Brustdrüsen kommen.
Röteln:
Röteln sind hoch ansteckend und werden durch Viren ausgelöst. Im Kindesalter verläuft eine Röteln-Infektion nur in 50% der Fälle mit den typischen Symptomen: Hautausschlag, erkältungsähnliche Beschwerden, erhöhte Temperatur, Bindehautentzündung und Lymphknotenschwellung.
Bei der anderen Hälfte der Betroffenen verläuft die Infektion asymptomatisch. Komplikationen infolge einer Röteln-Infektion sind bei Kindern selten. Bei Jugendlichen und Erwachsenen hingegen kann die Infektion zu Bronchitiden oder Mittelohrentzündungen führen und selten auch das Herz oder das Gehirn betreffen.
Schwangere ohne ausreichenden Impfschutz gegen Röteln stellen eine besondere Risikogruppe dar. Erkranken sie während der Schwangerschaft an einer Röteln-Infektion, so kann es dadurch zur Schädigung des ungeborenen Kindes und zur gefürchteten Röteln-Embryopathie kommen.
Diese äußert sich durch Fehlbildungen am Innenohr, Herz, Auge und seltener an anderen Organen wie Gehirn, Leber oder Milz.
Kombinationsimpfung Masern-Mumps-Röteln:
IMPFSCHEMA:
Grundimmunisierung:
2 Impfungen
Die erste mit ungefähr einem Jahr (11-14 Monate). Die zweite im Alter von 15-23 Monaten (also vor dem 2. Geburtstag)
Auffrischung:
keine.
Jedoch sollte sie als Standardimpfung bei allen Personen, die nach 1970 geboren sind und deren Impfschutz unklar ist bzw. die in der Kindheit nur eine Impfung erhalten haben, erfolgen.
Varizellen (Windpocken):
Windpocken sind eine hochansteckende Erkrankung, die durch das Varizella zoster Virus übertragen werden.
Die Viren kommen weltweit vor und sind so ansteckenden, dass sie quasi „mit dem Wind“ übertragen werden können. Ein Aufenthalt mit einem Erkrankten zusammen in einem Zimmer reicht für eine Ansteckung bereits aus.
Durch die hohe Ansteckungsrate infiziert sich praktisch jeder Mensch im Laufe seines Lebens mit Windpocken. Leider kann jedoch niemand vorhersagen, wer die potenziell schweren Komplikationen erleiden wird. Entgegen der weit verbreiteten Meinung sind es im Wesentlichen ansonsten gesunde Personen, die von Komplikationen betroffen sind.
Hautausschlag:
Windpocken äußern sich in einem typischen Hautausschlag, der oft von Fieber begleitet wird: zunächst sind es kleine rote Flecken, die sich rasch in Bläschen umwandeln. Diese trüben im weiteren Verlauf ein, verkrusten und heilen anschließend ab.
Insgesamt dauert dieser Krankheitsprozess bis zur Abheilung ungefähr 2 Wochen. Betroffene Kinder gelten bis zur Abheilung der letzten Kruste als ansteckend und dürfen öffentliche Einrichtungen in dieser Zeit nicht besuchen.
Komplikationen:
Windpocken können bei einem Teil der Betroffenen zu Komplikationen führen (oft bei Erkrankungen vor dem 1. Lebensjahr bis hin zum 6. Lebensjahr und bei Erwachsenen).
Diese können sich in einer Entzündung des Kleinhirns äußern.
Auch Entzündungen des Großhirns können auftreten und haben eine meist ungünstige Prognose. Besonders gefährdet sind Patienten mit einer Abwehrschwäche (z.T. lebensbedrohliche Verläufe), Kinder mit Neurodermitis (durch bakterielle Superinfektionen) und Schwangere.
Erkrankt eine Schwangere in den ersten 5 Monaten der Schwangerschaft, können Fehlbildungen des ungeborenen Kindes die Folge sein. Bei einer Infektion um den Geburtstermin herum, kann es zu schweren Krankheitsverläufen beim Neugeborenen kommen.
Eine Besonderheit des Virus besteht darin, dass er nach überstandener Erkrankung in den Nervenzellen des Körpers verbleiben und viele Jahre später (meist bei älteren Patienten und bei Immunschwäche) zu einer Gürtelrose (Herpes zoster) führen kann. Windpocken sind somit keinesfalls eine harmlose Kinderkrankheit, auch wenn sie bei vielen Menschen harmlos verlaufen.
IMPFSCHEMA:
Wie bei Masern. Sie kann zeitglich mit der Masern-Mumps-Röteln-Impfung erfolgen.
HPV (humane Papillomviren):
Humane Papillomviren lassen sich in viele verschiedene Typen unterteilen und gehören zu den häufigsten Erregern, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden. Am häufigsten betroffen sind Männer und Frauen bis zum 25. Lebensjahr.
In den meisten Fällen verläuft die Infektion asymptomatisch und wird dadurch gar nicht bemerkt. Bei der Mehrzahl der Infizierten heilt die Infektion folgenlos ab.
In einigen Fällen können die Erreger jedoch im Körper verbleiben und zu Zellveränderungen führen bzw. Krebserkrankungen verursachen. Bei Frauen handelt es sich in der Regel um Gebärmutterhalskrebs.
Bei Männern um Krebs in Mund- und Rachenbereich, sowie an Penis und Anus. Einige der HPV-Typen verursachen sog. Kondylome, die als Feigwarzen bekannt sind. Diese sind für die Betroffenen zwar ungefährlich, jedoch sehr lästig und störend.
Seit 2018 wird die Impfung nicht mehr nur für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren, sondern auch für alle Jungen in diesem Alter empfohlen.
Spätestens bis zum vollendeten 18. Lebensjahr (d. h. bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag) sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden. Die vollständige Impfserie sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein.
Zum Thema HPV und Impfungen wird es noch einen gesonderten Beitrag von der lieben Jule geben (mehr über sie erfahrt ihr hier).
IMPFSCHEMA:
Bei Impfungen zwischen dem 9. Und 14. Lebensjahr werden 2 Impfungen im Abstand von mind. 5 Monaten verabreicht.
Bei Impfungsbeginn nach dem 14. Lebensjahr sind drei Impfungen erforderlich. In Abhängigkeit des jeweiligen Impfstoffes können die Impfabstände hierbei variieren.
Anmerkung:
Alle medizinischen Beiträge, die ich zu gesundheitlichen Themen auf meinem Blog verfasse, dienen ausschließlich der Information. Sie ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch bei gesundheitlichen Beschwerden.
Bleibt gesund und munter und schaut gerne mal in eurem Impfausweis nach, wie lange die letzte Impfung her ist
Eure
Snježi
6 Antworten
Vielen Dank für die tolle INFO ?!!!!
Maike
Sehr gerne liebe Maike.
Liebe Grüße
Snjezi
Liebe Snjezi,
vielen Dank für die ausführlichen Informationen. Ich habe jedoch eine Frage zu den Windpocken. Da es noch nicht sicher ist, wie lange der Schutz der Impfung reichen wird, stellt sich mir die Frage, ob ich meine kleine Tochter in Hinblick auf eine spätere Schwangerschaft impfen lassen soll oder nicht. Das ist der einzige Grund, der mich an der Windpockenimpfung etwas verunsichert (für Mädchen). Kannst du mir dazu vielleicht noch ein paar Infos geben?
Ganz liebe Grüße und über eine Antwort würde ich mich sehr freuen,
Frederike