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Impfungen Teil 4: HPV-Impfung

Inhaltsverzeichnis

Impfungen Teil 4: HPV-Impfung

Im heutigen Gastbeitrag geht es um die HPV-Impfung aus gynäkologischer Sicht. Warum ich Impfungen wichtig finde, habe ich euch in den ersten drei Beiträgen dieser Reihe bereits erklärt.

Die bisherigen Impf-Beiträge:

Im ersten Teil (siehe hier) habe ich euch in einem Vorwort erläutert, warum mir das Thema am Herzen liegt und warum ich -trotz des zu erwartenden „Gegenwindes“- darüber schreibe. Öffentlich und sogar gleich mit mehreren Beiträgen.

 

Im zweiten Teil (siehe hier) habe ich euch den Weg eines Impfstoffes aufgezeigt, um darüber zu informieren, an wie vielen Stellen er von unabhängigen Instanzen kontrolliert und überwacht wird.

 

Im dritten Teil (siehe hier) habe ich über die empfohlenen Standardimpfungen und vor allem auch die zugrundeliegenden Erkrankungen berichtet. Denn nur wenn man ein be-greif-bares Bild der Erkrankung und ihrer Komplikationen hat, hat man auch eine Vorstellung davon, warum der Schutz davor so wichtig ist.

 

Ich persönlich finde, dass das Wissen über die sog. impfpräventablen Erkrankungen eine Grundvoraussetzung in der Impfdiskussion ist.

 

Im nun folgenden vierten Beitrag der Impfreihe wird es um das Thema HPV-Impfung aus gynäkologischer Sicht gehen. Denn Impfungen sind ein Thema, das fachübergreifend wichtig ist.

Ein Gastbeitrag von Frauenärztin Dr. med. Judith Bildau:

Ich freue mich daher sehr, dass ich für den Beitrag eine liebe Kollegin aus dem Fachbereich Gynäkologie gewinnen konnte.

 

Auch wenn ich sie bisher nur virtuell kenne, schätze ich sie und ihre Arbeit sehr. Frau Dr. med. Judith Bildau ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und lebt seit einiger Zeit mit ihrer Familie in der für mich schönsten Stadt der Welt: in Rom.

 

„Nebenbei“ schreibt sie auf Instagram und dem Blog Mutterkutter über medizinische Themen (und mehr) und betreibt eine online-Sprechstunde.

 

Darüber hinaus kümmert sie sich in einer Landarzt-Praxis in der Toskana um die gynäkologischen Belange von Frauen und jungen Mädchen. Hin und wieder findet ihr sie übrigens auch in Hochglanz-Magazinen, denn als Model arbeitet sie auch noch. Eine vielseitige und wunderschöne Frau; nicht nur äußerlich, sondern auch im Herzen.

 

Danke liebe Judith für Deinen Beitrag.

Impfungen Teil 4 Interview mit Judith Bildau

Impfungen in der Gynäkologie: ist die HPV-Impfung sinnvoll?

Impfen- ein wichtiges und bisweilen hoch emotionales Thema. Auch ich möchte mich gerne dazu äußern. Denn ich glaube, Aufklärung hilft, Ängste abzubauen. Schafft Klarheit. Und das ist es, was wir in dieser Diskussion brauchen. Um uns strukturiert und sachlich mitteilen und austauschen zu können.

 

Ich möchte heute das Thema ‚Impfungen in der Gynäkologie‘ aufgreifen. Denn auch wir Frauenärzte und -ärztinnen befassen uns in unserer täglichen Arbeit damit.

 

Ich bekomme in meiner Onlinesprechstunde und auch in meiner praktischen Arbeit sehr viele Fragen zur -noch relativ neuen- HPV-Impfung. Meist sind es Mütter, die mich fragen, wie ich zu dieser Impfung stehe und ob sie ihre Töchter gegen HPV impfen lassen sollen.

 

Deshalb möchte ich heute darüber schreiben und aufklären. Häufig schlägt mir diesbezüglich nämlich noch sehr viel Skepsis entgegen. Ist diese Impfung wirklich nötig? Ist es nicht nur eine Modeerscheinung? Früher gab es die doch auch noch nicht! Soll ich wirklich impfen lassen? Meine Antwort ist: ja! Und das möchte ich euch gerne erklären.

 

Allgemeines zur HPV-Impfung

Die Impfung wird seit dem Jahre 2007 von der STIKO (Ständige Impfkommission) für junge Mädchen empfohlen. Mittlerweile, genauer gesagt seit Juni 2018, wird sie nicht mehr nur für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen, sondern auch für alle Jungen in diesem Alter.

 

Die Humanen Papillomaviren gehören zu den häufigsten Erregern, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden. Es sind inzwischen über 200 HPV-Typen bekannt. Die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptomatik und werden dadurch gar nicht bemerkt. Übrigens erfolgt eine Infektion am häufigsten bei Männern und Frauen bis zum 25.Lebensjahr.

 

Bis zu 90% der Infektionen heilen unbemerkt und folgenlos aus. Sie können aber auch im Körper persistieren und ernsthafte Erkrankungen verursachen. Zum Beispiel verursachen die Hochrisikotypen 16 und 18 (und insgesamt mehr als 13 weitere Typen) Zellveränderungen, die letztendlich in einer Krebserkrankung enden können.

 

Bei Frauen handelt es sich in der Regel um Gebärmutterhalskrebs, bei Männern um Krebs in Mund- und Rachenbereich, sowie an Penis und Anus. Die HPV-Typen 6 und 11 wiederum sind ursächlich für sogenannte Kondylome, auch bekannt als Feigwarzen, ungefährlich, aber sehr lästig und störend. Die Frauen, die ich damit betreue, leiden sehr darunter.

 

Hier einige Zahlen: Jährlich erkranken mehr als 4.500 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, etwa 1.500 sterben daran. Hauptursache dafür sind HPV. Rauchen, andere sexuell übertragbare Erkrankungen, ein geschwächtes Immunsystem, viele Geburten und der frühe Beginn mit Geschlechtsverkehr sind weitere Risikofaktoren (1).

 

Der Nachweis von HPV ist relativ einfach. Durch einen speziellen Abstrich am Gebärmutterhals können die Viren nachgewiesen werden. Auch eine Benennung der einzelnen Typen ist möglich. Bereits vorhandene Zellveränderungen werden durch einen PAP-Test verifiziert.

 

HPV-Impfstoffe

Seit über 10 Jahren wird eine HPV-Impfung nun schon empfohlen. Zunächst wurde mit einem 2-fach Impfstoff geimpft. Dieser schützte vor den HPV-Typen 16 und 18. Schließlich kam der 4-fach Impfstoff auf den Markt, der zusätzlich auch vor den Feigwarzen-verursachenden HPV 6 und 11 schütze. Mittlerweile gibt es einen 9-fach Impfstoff.

 

Dieser bewahrt vor der Ansteckung mit HPV 16 und 18, außerdem ebenfalls vor den Hochrisikotypen 31, 33, 45, 52 und 58. Zudem vor HPV 6 und 11 (2). Die STIKO empfiehlt die Impfung mit einem 2-Dosenschema (Abstand 5 bis 13 Monate) für alle Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren.

 

Bei Jugendlichen zwischen 15 bis einschließlich 17 Jahren wird ein 3-Dosenschema (Impf-Abstand: 2. Impfung nach 2 Monaten und 3. Impfung nach 6-12 Monaten). Am besten schützt die Impfung natürlich, wenn die Impfserie vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen ist.

 

Bei dem Impfstoff handelt es sich um keinen Lebendimpfstoff; schwere Nebenwirkungen nach der HPV-Impfung sind ausgesprochen selten. Die häufigsten Reaktionen sind lokale Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle sowie leichte Allgemeinsymptome wie Müdigkeit und Kopfschmerzen.

 

Studien haben übrigens gezeigt, dass das spontane Ausheilen einer Infektion, im Gegensatz zu einer Impfung, nicht zu einer Immunität gegen das Virus führt. Eine erneute Ansteckung ist also möglich.

 

Aus meiner Praxis:

Ich habe während meiner Zeit einige Frauen mit fortgeschrittenen Stadien eines Gebärmutterhalskrebses gesehen und erlebt. Die Geschichte einer Frau wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Eine Impfung hätte sie mit einer fast 100%-igen Sicherheit vor diesem Krebs bewahrt.

 

Meine Bitte ist deshalb: Bei Sorgen oder Bedenken bezüglich dieser Impfung sprecht mit den behandelnden Ärzten, egal, ob Kinderärzten oder Frauenärzten. Diese Impfung ist, genauso wie die anderen, von der STIKO empfohlenen, ein wichtiger Baustein für ein sicheres Leben unserer Kinder.

 

Diese Impfung (und überhaupt alle Impfungen) aus Furcht oder aufgrund von mangelnden Informationen nicht durchführen zu lassen, ist nicht richtig. Wenn Zweifel bestehen, bitte sucht das Gespräch.

 

Wichtig:

Und eine Sache liegt mir als Frauenärztin noch sehr am Herzen. Ich weiß natürlich, dass die wenigsten Frauen, egal, welchen Alters, gerne zur einer gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung gehen. Das verstehe ich sehr gut. Dennoch ist sie wichtig.

 

Und in diesem Zusammenhang möchte ich deshalb noch einmal betonen, dass eine HPV-Impfung nicht dazu dient, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen mit Abstrichen am Gebärmutterhals bei eurem Frauenarzt/ eurer Frauenärztin zu ersetzen oder unnötig zu machen. 

 

Diese sollten natürlich nach wie vor durchgeführt werden. Wir können uns nicht vor allem Bösen dieser Welt schützen. Das funktioniert -leider- nicht. Wir können aber das tun, was möglich ist. Und dazu zählen Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen.

 

Alles Liebe,

 

Eure

Judith

Herzlichen Dank liebe Judith für diesen wichtigen und informativen Beitrag.

 

Anmerkung:

Alle medizinischen Beiträge, die ich zu gesundheitlichen Themen auf meinem Blog verfasse oder veröffentliche, dienen ausschließlich der Information. Sie ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch bei gesundheitlichen Beschwerden.

 

Bleibt gesund und munter

 

Eure

Snježi

Quellenangaben:

 

(1) Zentrum für Krebsregisterdaten (RKI). Gebärmutterhalskrebs.

https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Gebaermutterhalskrebs/gebaermutterhalskrebs_node.html

(2) European Medicines Agency, Science Medicines Health. Gardasil 9.

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