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Impfungen Teil 5: Fachliche Antworten auf häufig gestellte Fragen
In den ersten vier Beiträgen meiner Impf-Reihe habt ihr schon Einiges zum Thema Impfungen erfahren, unter anderem auch, warum Impfungen so wichtig sind.
Im heutigen Beitrag wird es um häufig gestellte Fragen zum Thema Impfungen gehen. Und natürlich erfahrt ihr auch die fachlichen Antworten dazu.
Die bisherigen Impf-Beiträge:
Im ersten Teil (siehe hier) habe ich euch in einem Vorwort erläutert, warum mir das Thema am Herzen liegt und warum ich -trotz des zu erwartenden „Gegenwindes“- darüber schreibe. Öffentlich und sogar gleich mit einer ganzen Beitragsreihe.
Im zweiten Teil (siehe hier) habe ich euch den Weg eines Impfstoffes aufgezeigt, um darüber zu informieren, an wie vielen Stellen er von unabhängigen Instanzen kontrolliert und überwacht wird.
Im dritten Teil (siehe hier) habe ich über die empfohlenen Standardimpfungen und vor allem auch die zugrundeliegenden Erkrankungen berichtet. Denn nur wenn man ein be-greif-bares Bild der Erkrankung und ihrer Komplikationen hat, hat man auch eine Vorstellung davon, warum der Schutz davor so wichtig ist.
Im vierten Teil (siehe hier) hat euch Dr. Judith Bildau über die HPV-Impfung aus gynäkologischer Sicht informiert.
Warum sind Impfungen so oft in der Diskussion?
Trotz (oder wegen?) der vielen zur Verfügung stehenden Informationen ist das Thema Impfungen immer noch/immer wieder mit sehr vielen Ängsten, Sorgen und manchmal auch Vorurteilen behaftet.
Obwohl Impfstoffe als einer der größten medizinischen Fortschritte in der Geschichte der Menschheit gelten und jährlich mehrere Millionen Todesfälle verhindern, ist gerade in den westlichen Industrieländern eine zunehmende Impfskepsis zu verzeichnen.
Impfskepsis:
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet dies als „Vaccine-hesitancy“ und beschreibt damit die verzögerte Akzeptanz bzw. Ablehnung von Impfprogrammen. Leider ist es dadurch nicht nur zu einem Anstieg der Häufigkeit von impfpräventablen Erkrankungen, sondern auch zu einem Anstieg der Sterblichkeit gekommen. Aus diesem Grund zählt die WHO die mangelnde Impfbereitschaft gegenwärtig zu den größten Gesundheitsrisiken der Welt.
Doch wie kommt es zu diesem Misstrauen und der Skepsis?
Die Erkrankungen werden seltener und somit auch die Sorge davor:
Gerade in westlichen Ländern, in denen es durch die Impfprogramme zu einem erfolgreichen Rückgang der Erkrankungsfälle gekommen ist, ist mit der Zeit auch die Furcht bzw. der Respekt vor den Erkrankungen und den damit verbundenen Risiken zurückgegangen.
Das ist natürlich erfreulich, gleichzeitig jedoch ein Dilemma. Denn nur wenn man weiß, mit welchem „Gegner“ man es zu tun hat und was er anzurichten vermag, kann man auch den „Wert“ einer Gegenmaßnahme erkennen.
Widerlegte „Mythen“ halten sich hartnäckig in der Presse:
Es gibt Berichte, die in der Vergangenheit zum Thema Impfstoff-Nebenwirkungen veröffentlicht worden sind und damit viel Aufsehen erregt haben.
Auch wenn die Behauptungen in diesem Zusammenhang (Autismus, Allergien, Diabetes mellitus, Multiple Sklerose) mittlerweile eindeutig widerlegt und z.B. im Falle der MMR-Impfung vom Autor selbst als „völlig falsch“ deklariert worden sind, halten sich die falschen Behauptungen hartnäckig in der Laienpresse und führen immer wieder zur Verunsicherung der Bevölkerung.
Das Paul-Ehrlich-Institut hat zu den häufigsten kritischen Aussagen in Bezug auf mögliche Impfnebenwirkungen in mehreren Publikationen Stellung genommen.
Diese sind auf den Internetseiten des Paul-Ehrlich-Instituts zusammengefasst unter: pei.de/impf-publikationen.
Grundsätzlich lautet meine Empfehlung, sich gerade bei diesem Thema und noch offenen Fragen, an den Arzt/Kinderarzt eures Vertrauens zu wenden.
Information als Voraussetzung für eine Impf-Akzeptanz:
Somit zählt es zu meiner Herzensangelegenheit, darüber zu informieren. Ich möchte dadurch keinesfalls Ängste schüren oder gar die Entscheidung von Eltern und Familien in Frage stellen. Denn wir alle möchten für unsere Kinder und Kindeskinder nur das Beste.
Da es für Eltern jedoch, aufgrund der derzeitigen Möglichkeiten und der Fülle an Informationen im Netz, nicht immer einfach ist, eine Entscheidung zu treffen, möchte ich an dieser Stelle unterstützen.
Grundlage hierfür bilden unzählige wissenschaftliche Untersuchungen, die für eine Evidenz-basierte Medizin unentbehrlich sind und die eindeutig den positiven Effekt von Impfungen belegen!
Warum haben Impfungen nicht nur eine individuelle, sondern auch eine gesellschaftliche Bedeutung (Herdenimmunität)?
Mit Impfungen schützt man doppelt. Direkt sich selbst und sein (z.B. noch ungeborenes) Baby. Indirekt schützt man damit jedoch auch Personen, die aufgrund ihres Alters (Babys) oder einer chronischen Erkrankung bzw. Immunschwäche nicht geimpft werden können.
Man schützt sie, weil man sie nicht anstecken kann! Denn gerade ungeimpfte oder nicht ausreichend geimpfte Personen, die unbemerkt Träger eines Keimes sind, können für bestimmte Risikogruppen eine lebensbedrohliche Gefahr darstellen.
Viele dieser Erkrankungen haben nämlich die „fiese Angewohnheit“, schon ansteckend zu sein, bevor es überhaupt zu den ersten Krankheitssymptome gekommen ist (sog. Inkubationszeit). Des weiteren gibt es, gerade bei Erwachsenen, viele asymptomatische Krankheitsverläufe.
Und mit Risikogruppe sind nicht nur schwerkranke Menschen, die in Krankenhäusern um ihr Leben kämpfen und essenziell auf den indirekten Herdenschutz angewiesen sind, gemeint, sondern gleichzeitig auch Schwangere, deren ungeborene oder neugeborene Kinder, Patienten nach einer OP und viele andere, die wir durch unseren Schutz mit schützen.
Aktuelles Beispiel sind Häufungen von Keuchhusten-Infektionen, bei denen nicht ausreichend geimpfte Erwachsene eine Gefahr für Säuglinge darstellen, die noch nicht geimpft sind und keinen ausreichenden Nestschutz besitzen. Gerade bei ihnen kann die Infektion zu lebensbedrohlichen Atemstillständen führen.
Wie sicher sind Impfstoffe?
Aktuelles Zitat des Robert-Koch-Institutes : „Impfungen gehören zu den wirksamsten und wichtigsten medizinischen Maßnahmen. Moderne Impfstoffe sind gut verträglich; bleibende gravierende unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) werden nur in sehr seltenen Fällen beobachtet.“ (RKI: Epidemiologisches Bulletin/Informationsblatt vom 22.08.2019)
Wie lang der Weg eines Impfstoffes ist und auf wievielen unabhängigen Ebenen er regelmäßig überprüft und kontrolliert wird, erfahrt ihr hier.
Wann besteht ein sicherer Impfschutz?
Ein sicherer Impfschutz besteht dann, wenn eine Schutzimpfung entsprechend der Empfehlungen vollständig durchgeführt und aufgefrischt worden ist.
Warum gibt es Begleit- bzw. Zusatzstoffe in Impfstoffen?
Auf die sog. Begleitstoffe kann in keiner Impfung gänzlich verzichtet werden, da sie mehrere Funktionen erfüllen. Sie dienen vor allem der Inaktivierung von Viren (Formaldehyd) bzw. verhindern Verunreinigungen während der Herstellung (Antibiotika).
Daneben werden sog. Wirkverstärker (Aluminiumsalze) benötigt, da in den Impfstoffen (im Vergleich zur Erregermenge bei einer „echten“ Infektion) nur geringe Mengen des entsprechenden Erreger-Antigens enthalten sind. Mit Hilfe der Wirkverstärker ist es -trotz der geringen Antigen-Menge- möglich, eine ausreichend hohe Antikörperbildung und eine verstärkte Immunantwort zu erreichen.
All diese Begleistoffe sind in den heutigen Impfstoffen in geringen und für den Körper unbedenklichen Mengen enthalten und werden im Rahmen normaler Stoffwechselvorgänge vom Körper abgebaut und ausgeschieden.
Kleine „Anmerkung am Rande“: die Zusatzstoffe in Lebensmitteln (manchmal sogar gerade in denen für Kinder) sind m.E. übrigens nicht minder „gefährlich“ und dennoch kaum beachtet! Aber da das nichts mit dem Thema Impfungen zu tun hat, werde ich mir weiter Anmerkungen dazu sparen und evtl auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
Warum werden Kombinations-Impfstoffe empfohlen?
Bei den sog. Kombinationspräparaten schützt eine Impfung gleich gegen mehrere Erreger. Quasi „mehrere Fliegen=Erreger mit einer Klatsche=Impfung schlagen“.
Damit verringert man zum Einen die Anzahl der insgesamt erforderlichen Injektionen. Zum Anderen reduziert sich damit auch noch die Menge der notwendigen Begleitstoffe.
Mögliche Nebenwirkungen von Impfungen?
Impfreaktion:
Nach einer Impfung kommt es häufig zu einer sog. Impfreaktion, d.h. einer Rötung oder Schwellung im Bereich der Impfstelle. Diese Impfreaktionen zeigen an, dass der Körper auf die Impfung reagiert.
Solche lokalen Impfreaktionen sind ebenso wie die leichten Allgemeinreaktionen (Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit, Durchfall) ungefährlich und klingen nach wenigen Tagen wieder ab. Nach Impfungen mit Lebendimpfstoffen (MMR/MMR-V) können gelegentlich sog. „Impfmasern“ auftreten.
Diese sind in ihrer Ausprägung mit den „echten“ Masern nicht vergleichbar und auch nicht ansteckend.
Impfkomplikation:
Bei den heute zur Verfügung stehenden Impfstoffen kommen Impfkomplikationen, im Sinne von schwerwiegenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen, sehr selten vor.
Impfschäden:
Noch seltener sind Impfschäden, bei der eine Schutzimpfung zu einer gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schädigung des Geimpften führt. Die Versorgung bei einem anerkannten Impfschaden nach einer empfohlenen Standardimpfung wird von den Bundesländern sichergestellt.
Fieberkrämpfe:
Selten treten nach Impfungen Fieberkrämpfe auf. Da Fieberkrämpfe bei Kleinkindern auch unabhängig von Impfungen häufig auftreten, ist eine klare Zuordnung der eigentlichen Ursache nicht immer leicht.
Man geht davon aus, dass nach der MMR-Impfung 25-35 Fälle/100.000 geimpfte Kinder auftreten; meist bei Kindern, die eine sog. genetische „Empfänglichkeit“ für Fieberkrämpfe haben.
Grundsätzlich unterscheiden sich Fieberkrämpfe nach Impfungen nicht von Fieberkrämpfen anderer Ursachen.
Sie sind nicht lebensbedrohlich und sie erhöhen nicht das Risiko für ein späteres Krampfleiden oder eine neurologische Entwicklungsstörung (mehr zum Thema Fieberkrampf erfahrt ihr hier).
Im Allgemeinen treten Fieberkrämpfe in einem Zeitraum von 72 Stunden nach der Impfung auf. Ausnahmen bilden die Impfungen mit Lebendimpfstoffen, bei denen ein Fieberkrampf auch bis zu 14 Tagen nach der Impfung auftreten kann.
Wie wichtig ist eine Impfung gegen Meningokokken?
Meninkokokken-Infektionen haben mich während meiner Arbeitszeit auf der Kinderintensivstation nachhaltig geprägt. Sie sind auch heute noch ein wichtiges Thema im kinderärztlichen Alltag.
Denn bei jedem Kind, das sich mit Fieber in einer kinderärztlichen Praxis oder einer Notaufnahme vorstellt, schwingt ganz leise aber doch sehr nachdrücklich die Sorge um genau diese Erkrankung mit.
Denn auch wenn sie insgesamt selten ist, so ist sie für die betroffenen Patienten und Familien folgenschwer und nicht selten tödlich.
10 Prozent der betroffenen Kinder sterben an dieser Infektion und diejenigen, die diese Erkrankung überleben, bleiben meist ihr Leben lang davon gezeichnet. Amputationen gehören ebenso zu den möglichen Folgen, wie Hautdefekte, Hörschäden und andere neurologische Ausfälle (mehr zum Thema Meningokokken findet ihr hier).
Die Patienten und Familien, deren tragische Schicksale ich miterlebt habe, werden mir definitiv immer in Erinnerung bleiben. Daher bin ich persönlich sehr froh, dass es mittlerweile nicht nur einen Impfstoff gegen Meningokokken Typ C (für Kinder ab dem 2. Lebensjahr), sondern auch einen Impfstoff gegen Meningokokken Typ B gibt (zugelassen für Kinder ab dem 2. Lebensmonat).
Auch wenn das Risiko für eine Meningokokken B-Infektion für die Allgemeinbevölkerung insgesamt gering ist, so ist es gerade für Säuglinge am höchsten.
Warum wird die Impfung gegen Meningokokken Typ B von der STIKO nicht für alle Kinder empfohlen?
Neben den üblichen, von der STIKO empfohlenen Impfungen gibt es einige, die zwar sicher und wirksam sind, die aber nur einen geringen oder einen noch nicht beurteilbaren Nutzen für die Allgemeinheit haben. Die STIKO spricht daher keine allgemeine Impfempfehlung aus. Dennoch kann eine solche Impfung für bestimmte Personen sehr sinnvoll sein.
Derzeit empfiehlt die STIKO die Meningokokken Typ B Impfung für besonders gefährdete Risikogruppen. Als besonders gefährdet gelten Frühgeborene, Neugeborene, Säuglinge sowie ältere Personen.
Im aktuellen Bericht gibt das Robert-Koch-Institut dazu folgende Mitteilung:
„Neben den von der STIKO empfohlenen Impfungen sind auf der Basis der existierenden Impfstoff-Zulassungen weitere „Impfindikationen“ möglich, auf die nachfolgend nicht eingegangen wird, die aber für einzelne Personen, ihrer individuellen (gesundheitlichen) Situation entsprechend, sinnvoll sein können.
Es liegt in der ärztlichen Verantwortung, PatientInnen auf diese weiteren Schutzmöglichkeiten hinzuweisen. Insofern ist auch eine fehlende STIKO-Empfehlung kein Hindernis für eine begründete Impfung.„
Bitte informiert euch hierzu bei eurem Kinderarzt. Zur Klärung der Frage einer möglichen Kostenübernahme (z.B. bei der Impfung gegen Meningokokken B) wendet euch an eure Krankenkasse. Mittlerweile übernehmen viele Krankenkassen die Kosten für eine entsprechende Impfung.
Darüber hinaus empfehlen bereits einige Bundesländer, wie z.B. Schleswig-Holstein, öffentlich einen Impfschutz gegen Meningokokken; unabhängig vom Alter und der Serogruppe.
Mit dieser öffentlichen Empfehlung des Bundeslandes wird eine versorgungsrechtliche Absicherung des Impflings gewährleistet.
Ist der frühe Impfbeginn wirklich sinnvoll?
Ja, das ist er. Das liegt unter anderem daran, dass das Immunsystem von Säuglingen noch sehr unausgereift ist und im Laufe des Lebens erst „lernen“ muss, wie es Krankheitserreger bekämpfen kann. Ihr Immunsystem ist quasi noch ein unbeschriebenes Blatt und muss erst durch die „Infekt-Schule“ gehen, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie es mit Erregern umzugehen hat. Babys haben zu Beginn ihres Lebens zwar eine besondere Schutzmaßnahme gegen einige Krankheitserreger, ABER:
Nestschutz: was ist das?
Babys verfügen in den ersten Lebenswochen/-monaten über eine spezielle Schutzfunktion gegen Erreger, den sogenannten Nestschutz. Dieser wird ihnen in den letzten Wochen der Schwangerschaft im Mutterleib von der Mutter übertragen und schützt sie nach der Geburt vor diversen Erregern.
Allerdings nur gegen solche, die die Mutter entweder selbst durchgemacht hat oder gegen die die Mutter einen ausreichenden Impfschutz besitzt. Somit wirkt der Nestschutz nicht gegen alle Erreger und lässt außerdem ab dem 2. bis 3. Lebensmonat stetig nach! Frühgeborene Kinder verfügen (je nach Schwangerschaftswoche) nur über einen geringen Nestschutz und sind daher besonders anfällig für Infektionen.
Wenn der Nestschutz „aufgebraucht“ ist, muss sich das Immunsystem des Kindes eigenständig um die Bekämpfung von Krankheitserregern kümmern.
Gerade junge Säuglinge sind daher besonders anfällig für Erkrankungen. Da zu Beginn der Impfreihe nur inaktivierte Erreger verabreicht werden und das Immunsystem mit den wiederholten Impfungen zu bestimmten Zeitabständen Zeit hat, den abgeschwächten Erreger kennenzulernen, bildet es mit der Zeit einen wirksamen Schutzmechanismus gegen den jeweiligen Erreger aus.
Impfungen sind somit quasi eine „Lerneinheit“, mit der das noch unerfahrene Immunsystem trainiert wird, um im Falle einer Infektion mit dem echten Erreger „gewappnet“ zu sein.
Kann und sollte man Impfungen nachholen?
Bei den meisten Impfungen heisst es: „jede Impfung zählt“ und „besser spät, als nie“.
Einige Impfungen werden jedoch nur bis zu einem bestimmten Alter empfohlen (Pneumokokken, Hib, Rotavirus). Eine unvollständige Impfung wird in diesen Fällen dann nicht fortgesetzt, wenn die zu impfende Person ein bestimmtes Alter überschritten hat. Alle anderen Standard-Impfungen sollen bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt und komplettiert werden.
Was ist, wenn ich die Windpocken schon hatte?
Sofern die Angaben eindeutig sind, ist nach einer durchgemachten Windpocken-Infektion die Varizellen-Impfung nicht erforderlich. In Zweifelsfällen sollte die Varizellen-Impfung jedoch durchgeführt werden, da insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Varizellen-Infektion häufig mit Komplikationen verbunden ist (siehe hier).
Warum ist die Varizellen-Impfung sinnvoll?
Mehr zum Thema Varizellen findet ihr hier. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Varizellen zwar bei vielen Menschen komplikationslos verlaufen. Allerdings kann niemand im Vorfeld erkennen, bei welchen Personen mit Komplikationen zu rechnen ist.
Entgegen der weitläufigen Meinung sind auch an sich gesunde Menschen häufig von Komplikationen betroffen. Für andere Personengruppen sind sie sogar potenziell lebensbedrohlich.
Ausserdem sollten Eltern beachten, dass betroffene Kinder bis zur vollständigen Ausheilung der Windpocken (d.h. bis alle Krusten abgeheilt sind = bis zu zwei Wochen und länger!) Gemeinschaftseinrichtungen (KiTa/Schule) nicht besuchen dürfen.
Dieser Punkt spielt gerade dann, wenn beide Eltern berufstätig sind und keine Fremdbetreuung möglich ist, bei vielen Familien eine nicht unerhebliche Rolle.
Warum gibt es in anderen Ländern andere Impf-Empfehlungen?
Das liegt unter anderem an epidemiologischen Daten. Diese berücksichtigen Fragen, wie: welche Erkrankung ist in dem jeweiligen Land wie oft aufgetreten? Welche Personengruppen waren besonders betroffen? Welche Personengruppen benötigen einen besonderen Schutz?
Schützt die zur Verfügung stehende Impfung diese Personengruppe? Daneben spielt auch das jeweilige Gesundheitssystem des Landes eine wichtige Rolle: welche Kosten werden von wem übernommen? Im Gegensatz zu anderen Ländern werden in Deutschland die Kosten für die empfohlenen Impfungen vollumfanäglich durch das öffentliche Gesundheitswesen übernommen.
All diese Faktoren werden von dem Gremium, das in Deutschland für die Impf-Empfehlungen zuständig ist (STIKO) und sich aus Ärzten, Wissenschaftlern, sowie Vertretern der Krankenkassen und der Gesundheitsbehörden zusammensetzt, berücksichtigt, aktualisiert und bei Bedarf angepasst (siehe hier).
Einige Beispiele für unterschiedliche/ergänzende Impf-Empfehlungen:
In Österreich: FSME-Impfung, da keines der dortigen Bundesländer frei von FSME ist. Ausserdem Meningokokken B Impfung im ersten Lebensjahr. Drei Sechsfach-Impfungen statt wie bei uns vier.
In den Niederlanden: Impfung gegen Meningokokken der Gruppe A, C, W, Y anstelle der alleinigen Impfungen gegen Meningokokken C, da dort eine Zunahme der durch Meningokokken W verursachten Erkrankungen beobachtet wurde.
Auch in Deutschland beobachtet man solche Trends sehr genau und passt die Empfehlungen bei Bedarf an.
Anmerkung:
Alle medizinischen Beiträge, die ich zu gesundheitlichen Themen auf meinem Blog verfasse oder veröffentliche, dienen ausschließlich der Information. Sie ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch bei gesundheitlichen Beschwerden.
Ich hoffe, ich konnte einige eurer Fragen zum Thema Impfungen beantworten und euch in der Entscheidungsfindung unterstützen.
Bleibt gesund und munter,
Eure
Snježi