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Sichere Schlafumgebung für Babys
Die sichere Schlafumgebung für Babys ist wichtig und nimmt bei der Aufklärung zur Prävention des plötzlichen Kindstodes eine entscheidende Rolle im kinderärztlichen Alltag ein.
Welche Empfehlungen in diesem Zusammenhang wichtig sind und was ihr in Bezug auf die Schlafumgebung und das Babybettchen beachten solltet, erfahrt ihr im folgenden Beitrag.
Kinder sind wundervoll. Sie sind einzigartig und bereichern unser Leben.
Sobald wir von ihrer Existenz erfahren, im Prinzip also schon mit Beginn der Schwangerschaft, erfüllen sie unser Leben mit einer unbändigen Liebe, ganz viel Freude, wahren Glücksmomenten aber auch mit einer gehörigen Portion Sorge. Die Sorge mag sich mit zunehmendem Alter des Kindes vielleicht inhaltlich verändern. Doch sie währt ein Leben lang. Genauso, wie die Liebe.
Als Mutter von zwei Kindern kenne ich sowohl die unbändige Liebe, als auch die Sorgen, die mich begleiten, seit ich Kinder habe. Ich kenne sie nicht nur aus meinem privaten Umfeld, sondern selbstverständlich auch aus meinem beruflichen Alltag. Daher liegt mir das Thema Beratung, Vorsorge und Prävention besonders am Herzen.
Gerade das Thema Schlaf begegnet mir dabei häufig. Oftmals natürlich in Bezug auf die vielen schlaflosen Nächte, die manche Babys und somit auch ihre Eltern durchzustehen haben.
Was sich die Natur dabei „gedacht“ hat, unzählige Eltern in den schlafLOS-Modus zu treiben, weiß ich leider auch nicht. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass aus vielen der anfangs schlaflosen Babys spätestens in der Pubertät tief schlafende Teenager werden. Dummerweise haben sich spätestens dann aber auch die meisten Eltern mit den wenigen Stunden Schlaf abgefunden und dürfen den schnarchenden schlafenden Nachwuchs morgens mühsam aus den Betten an den Frühstückstisch zerren bitten.
Schläft das Baby nicht, ist man wach. Schläft es endlich doch, ist man auch wach:
Doch beim Thema Schlaf geht es nicht nur um den Wunsch nach friedlich schlafenden Babys und erholsamen Nächten (für alle), sondern vielmehr auch um das Thema Sicherheit. Denn genauso, wie wir unseren Kindern für die Nacht süße Träume wünschen, wünschen wir uns, dass wir sie morgens wohlbehalten wieder in unsere Arme schließen dürfen. Und sei es noch so früh am Morgen oder auch mitten in der Nacht.
Denn wenn es um den Schlaf von Babys geht, schleicht sich still und heimlich immer wieder auch ein wahrer Albtraum in unsere Gedanken. Die Sorge um unser Baby, insbesondere im Schlaf. Wie viele Mütter und Väter schrecken in der Nacht oder am Morgen plötzlich auf, weil sich das Baby über Stunden nicht gemeldet hat?
Wie viele sind gerade nach einer ruhigen Nacht in extremer Sorge und erst dann wieder beruhigt, wenn sie das Baby friedlich schlafend in seinem Bettchen vorfinden? Ich denke, dass es jede/r von uns kennt, denn wenn uns schon nicht das Baby um den Schlaf bringt, dann doch zumindest die Sorge um seinen Schlaf.
Sichere Schlafumgebung für Babys:
Das Thema Schlafsicherheit liegt mir besonders am Herzen, denn es ist eng verknüpft mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema des plötzlichen Kindstodes. Ein Thema, das insbesondere bei frischgebackenen Eltern für viel Angst und Schrecken sorgt. Und das zu Recht. Auch wenn es (zum Glück!) immer seltener vorkommt, ist es für jede betroffene Familie ein unvorstellbares Drama und ein wahrhaftiger Albtraum! Denn jeder einzelne Fall ist zweifelsohne ein tragischer Fall zu viel.
Ich möchte das Thema deshalb aufgreifen, weil es, trotz der vielen zur Verfügung stehenden Informationen, immer noch Aufklärungsbedarf dazu gibt. Auch im kinderärztlichen Alltag nimmt die Beratung zu dem Thema, z.B. im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen, einen wichtigen Stellenwert ein.
Plötzlicher Kindstod/Säuglingstod (SIDS: sudden infant death syndrome / SID: sudden infant death):
Doch was genau ist der plötzliche Kindstod? Wodurch wird er verursacht und gibt es Möglichkeiten, ihn zu verhindern bzw. das Risiko zu reduzieren?
Viele wichtige Fragen, auf die es leider keine hundertprozentig sicheren Antworten gibt. Denn wir wissen leider immer noch viel zu wenig über die genauen Mechanismen. Doch über das, was wir Mediziner darüber wissen, möchte ich heute schreiben.
Definition SIDS
Der plötzliche Kindstod, auch plötzlicher Säuglings- oder Krippentod genannt, bezeichnet das plötzliche und unerwartete Versterben eines Säuglings ohne erklärbare Ursache.
Beim Begriff ALTE: Apparent Life Threatening Event (früher auch als Near-missed-SIDS bezeichnet) handelt es sich um ein akut lebensbedrohliches Ereignis, bei dem durch ein rechtzeitiges Eingreifen der plötzliche Kindstod verhindert werden konnte.
Häufigkeit SIDS
Erfreulicherweise ist die Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes in den letzten Jahren und Jahrzehnten durch die entsprechenden Empfehlungen und die konsequente Vermeidung bekannter Risikofaktoren kontinuierlich zurückgegangen. In Deutschland liegt die Häufigkeit mittlerweile bei unter 0,02%.
Der plötzliche Kindstod tritt am häufigsten im ersten Lebensjahr, meist in der (vermuteten) Schlafenszeit des Säuglings, auf. Dabei ereignen sich etwa 80% der Todesfälle vor dem 6. Lebensmonat; meist zwischen dem 2. und 4. Lebensmonat des Babys.
Männliche Säuglinge sind etwas häufiger (60%) betroffen als weibliche. In 2/3 aller Fälle ereignet sich der plötzliche Säuglingstod in den Wintermonaten.
Ursachen SIDS
Leider gibt es bis heute keine eindeutig geklärte Ursache für den plötzlichen Kindstod. Anhand der bisherigen Untersuchungen und Erkenntnisse geht man davon aus, dass es sich um ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren handelt.
Risikofaktoren SIDS:
Die wichtigsten Risikofaktoren sind:
- Zigaretten-/ Alkohol-/ Drogenkonsum der Mutter
- Passivrauchen (sowohl während der Schwangerschaft als auch nach der Geburt)
- ein am plötzlichen Kindstod verstorbenes Geschwisterkind
Risikofaktoren des Säuglings:
- ein im Vorfeld eingetretenes lebensbedrohendes Ereignis beim Kind (siehe oben: ALTE bzw. near-missed-SIDS)
- Frühgeburtlichkeit vor der 33. SSW und/oder ein sehr niedriges Geburtsgewicht
- Überwärmung des Kindes
- Schlafen in Bauchlage
- Schlafen im Kinderzimmer
- Babybett mit Bettumrandung ("Nestchen"), Kissen oder zusätzlichen Decken
- Zudecken des Kopfes / ungenügende Luftzirkulation
Vorbeugung SIDS / Sichere Schlafumgebung für Babys
Die wichtigste und effektivste Vorsorgemaßnahme beim plötzlichen Kindstod ist daher die Vermeidung bzw. Reduktion der bekannten Risikofaktoren!
Bei den Empfehlungen zur Vorbeugung des SIDS hat sich die sog. drei „R“ Faustregel als besonders bedeutsam erwiesen:
Drei „R“ Faustregel: Rückenlage – Rauchfrei – Richtige Schlafumgebung
Sichere Schlafumgebung für Babys, Schlafen in Rückenlage
Studien in den frühen 90-er Jahren konnten zeigen, dass das Risiko für den plötzlichen Kindstod für Kinder, die in Bauchlage schliefen, sechsfach erhöht war! Mit der entsprechenden Empfehlung zum Schlafen in Rückenlage konnte ein deutlicher Rückgang der an SIDS verstorbenen Kinder erreicht werden.
Im wachen und beaufsichtigten Zustand dürfen Babys natürlich auch auf den Bauch gelegt werden.
Dadurch sehen sie die Welt nicht nur aus einer anderen Perspektive und „trainieren“ ein paar wichtige Muskelgruppen, sondern legen damit auch den Grundstein, sich mit zunehmendem Alter selbständig aus potenziell gefährlichen Schlaf- und Liegepositionen befreien bzw. wegdrehen zu können.
Sobald sich Babys von alleine von der Rückenlage in die Bauchlage und wieder zurückdrehen können, sinkt meist auch das Risiko für den gefürchteten Kindstod.
Sichere Schlafumgebung für Babys, Rauchfreie Umgebung
Das Passivrauchen stellt einen bedeutsamen Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod dar und sollte daher sowohl während der Schwangerschaft als auch nach der Geburt des Kindes im gesamten Wohnraum vermieden werden. Leider wird das Passivrauchen m.E. immer noch viel zu häufig unterschätzt.
Und das, obwohl es nicht nur das Risiko für den plötzlichen Kindstod, sondern auch die Neigung der Kinder zu obstruktiven Bronchitiden (siehe hier) und anderen Atemwegsinfekten, erhöht. Von einer rauchfreien Umgebung profitieren die kleinen Atemwege unserer Kinder somit in mehrfacher Hinsicht. Doch schon jede Zigarette weniger, die in einem Haushalt mit Kind geraucht wird, senkt das Risiko für den plötzlichen Kindstod.
Sichere / „richtige“ = empfohlene Schlafumgebung für Babys:
Laut der bisherigen Erkenntnisse schläft das Baby am sichersten:
- bei einer Schlafzimmertemperatur zwischen 16 und 18°C; nicht in der Nähe einer Heizung
- im Elternschlafzimmer
- im eigenen (Beistell-)Bettchen ("room-sharing without bed-sharing")
- auf einer festen und luftdurchlässigen Matratze (möglichst neuwertig und schadstofffrei), ohne Matratzenschutz
- in einem passenden und dünnen Schlafsack
- ohne Kopfbedeckung
- keine Bettumrandung (Nestchen)
- ohne zusätzliche Decken, Felle, Kissen etc.
Warum sind die Empfehlungen so wichtig?
Eine definierte und eher kühlere Umgebungstemperatur im Schlafzimmer ist wichtig, um eine Überhitzung des Kindes zu vermeiden. Das gleiche gilt für die Empfehlungen bezüglich des Schlafens im eigenen Bettchen, welches nicht in der Nähe einer Heizung stehen sollte. Auch die Verwendung einer luftdurchlässigen Matratze ohne Matratzenschutz (Hitzestau) sowie das Schlafen in einem dünnen Schlafsack ohne Decken und ohne Kopfbedeckung soll das Risiko einer Überhitzung beim Kind reduzieren.
Beim Schlafen im gemeinsamen Bett kann es durch die Körperwärme der Eltern und/oder deren Bettdecken zu einer ungewollten Überhitzung des Babys kommen. Darüber hinaus besteht im Bett der Eltern das Risiko, dass das Kind versehentlich unter die Bettdecke der Eltern rutschen könnte. Leider gibt es immer wieder auch Fälle, bei denen die Kinder im Schlaf von den Eltern erdrückt werden. Hier ist das Risiko insbesondere bei einem elterlichen Alkohol- und/oder Nikotinkonsum erhöht.
Daher schläft das Baby am sichersten im eigenen Bettchen im Zimmer der Eltern: room-sharing without bed sharing.
Aaufgrund der erhöhten Erstickungsgefahr sollte man auf Bettumrandungen sowie Kissen, Felle, Decken, Kuscheltiere o.ä. verzichten. Auch wenn sie für uns Erwachsene noch so gemütlich erscheinen mögen: für ein Neugeborenes oder einen jungen Säugling können sie ein tödliches Risiko darstellen.
Ein passender Schlafsack ist wichtig, damit das Kind im Schlaf nicht in den Schlafsack hineinrutschen kann. Mehr als eine Windel sowie einen Schlafanzug braucht das Baby darunter übrigens nicht. Ketten und Schnüre (z.B. von Spieluhren) stellen potenzielle Strangulationsgefahren dar und sollten daher ebenfalls vermieden werden. Auch ein sicherer Abstand der Gitterstäbe des Baby-Bettchens ist wichtig, damit die Kinder mit dem Kopf nicht zwischen die Stäbe geraten können.
Ich kann mir vorstellen, dass sich all das für den ein oder anderen vielleicht „übertrieben vorsichtig“ anhören mag. Allerdings kenne ich leider einige traurige Fälle, die uns immer wieder vor Augen führen, dass es bei diesem Thema kein „übertrieben vorsichtig“ gibt. Weitere Informationen zu dem Thema, z.B. der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin (unbeauftragte Werbung) sowie eine kompakte Elternbroschüre zum Download, findet ihr hier.
Gibt es weitere „Schutzfaktoren“?
Als ein protektiver Faktor hat sich z.B. das Stillen erwiesen. Stillen ist somit nicht nur praktisch und gesund, sondern hat auch einen schützenden Effekt in Bezug auf den plötzlichen Kindstod. Ebenso scheint der Gebrauch eines Schnullers einen schützenden Effekt zu haben.
Übrigens konnte in zahlreichen Studien gezeigt werden, dass auch Impfungen einen protektiven Effekt haben. Gegenüber geimpften Säuglingen wiesen ungeimpfte bzw. nicht vollständig geimpfte Säuglinge ein deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Kindstod auf. Achtet also auf die Durchführung der Regelimpfungen (mehr dazu findet ihr hier) und nehmt die Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt wahr.
Sprecht dort unbedingt auch eure Sorgen und/oder auffälligen Beobachtungen (Atemaussetzer während des Schlafes o.ä.) an.
Bei Risikokindern sollte eine Überwachung mit einem Heimmonitor sowie eine Schulung zu den Erste Hilfe Maßnahmen am Kind erfolgen. Eine solche Schulung bzw. einen solchen Kurs würde ich übrigens allen Eltern ans Herz legen!
Erste Hilfe am Kind:
Um in einem Notfall -der hoffentlich NIE eintreten wird!- richtig und besonnen handeln zu können, sind Grundkenntnisse der Ersten Hilfe Maßnahmen sowie regelmäßige Auffrischungen des Erlernten erforderlich.
Der Besuch eines Erste Hilfe Kurses am Kind und Säugling ist daher wichtig und empfehlenswert; in Zeiten der Corona-Pandemie jedoch nur schwer umsetzbar.
Hier können online-Kurse Abhilfe schaffen. Den ausführlichen Erste Hilfe Kurs eines kinderärztlichen Kollegen hatte ich euch kürzlich hier vorgestellt. Der Kurs beinhaltet alle relevanten Notfallsituationen im Säuglings- und Kindesalter und hat darüberhinaus den Vorteil, dass ihr ihn euch online, d.h. ganz ohne Terminstress und ohne „Infektions-Risiko“, anschauen und beliebig oft wiederholen könnt.
Ich weiß, dass dieses Thema mit sehr viel Sorge und Angst besetzt ist. Doch gerade deshalb finde ich die Aufklärung darüber ganz besonders wichtig.
Sie soll nicht dazu dienen, noch mehr Angst zu erzeugen. Sondern so viel Hintergrundwissen, wie möglich, zu vermitteln, damit ihr die Entscheidungen treffen könnt, die für euch und eure Familie richtig sind.
Anmerkung:
Alle medizinischen Beiträge, die ich zu gesundheitlichen Themen auf meinem Blog verfasse oder veröffentliche, dienen ausschließlich der Information. Sie ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch bei gesundheitlichen Beschwerden.
Bleibt gesund und munter und natürlich stets gut ausgeschlafen
Eure
Snježi
Eine Antwort
Danke für diese tollen und vor allem hilfreichen Blogs. War sehr interessant zu lesen.