Lexikon der Kinderkrankheiten Teil 1
Die Liste der kindlichen Symptome und Erkrankungen ist lang und mein Kinderkrankheitslexikon von A bis Z soll dir dabei helfen, den Überblick zu bewahren.
Denn im Leben mit Kindern gibt es gefühlt nichts, was es nicht gibt. Es gibt ganz viel Liebe, Freude und Glück. Zusätzlich gibt es auch noch lange Nächte, tiefe Augenringe und viele neue Bekanntschaften. Fast so, wie in der Zeit vor der Geburt des Kindes also … Könnte man meinen. Allerdings ist der süße „Grund“ für die langen Nächte und die tiefen Augenringe meist ein anderer, als in der Zeit davor. Außerdem gibt es nach der Geburt eines Kindes gelegentlich auch Dinge, die unter die Rubrik: „braucht kein Mensch“ gehören.
„Gebrauchsanweisung“
Da die passende „Gebrauchsanweisung“ bzw. das Informationshandbuch dazu nicht automatisch mitgeliefert werden, reiche ich sie euch mit dem aktuellen Lexikon der „Kinderkrankheiten“ nach. Denn eins ist ziemlich sicher: früher oder später werdet ihr mit dem einen oder anderen Begriff aus diesem Lexikon Bekanntschaft machen. Und ähnlich wie bei guten Partys, finden diese Begegnungen meist in der Nacht oder am Wochenende statt und hinterlassen anschließend neben den Augenringen auch ein ziemlich geschreddertes Gefühl für alle Beteiligten.
Richtig mies dabei ist, dass diese ungebetenen Gäste auch ohne Einladung kommen, bisweilen sehr hartnäckig sind und selten Spaß verstehen. Damit es also kein unerfreuliches „blind-date“ für euch wird, stelle ich euch heute einige der „üblichen Verdächtigen“ vor.
Von A bis G
Aphthen
sind (kleine) Schleimhautläsionen der Mundschleimhaut, die sehr schmerzhaft sind und oftmals nur langsam (über mehrere Tage) abheilen
- treten gelegentlich als Symptome eines Virusinfektes auf; meist bleibt die Ursache jedoch unklar. Ein Eisen-oder Vitaminmangel sollte bei wiederkehrenden Aphthen ausgeschlossen werden.
- Bei der sog. Hand-Fuß-Mund-Krankheit (siehe später bei H) kommen sie gehäuft vor und können dazu führen, dass die Kinder das Essen und Trinken aufgrund der Schmerzen verweigern.
- Pflegende Mundspülungen können den Heilungsprozess fördern. Betäubende Mund-Gele können die Schmerzen etwas lindern, allerdings geben viele Kinder an, dass der Effekt nicht lange anhält und das Auftragen z.T. brennt. In einigen chronischen Fällen kann der Wechsel zu einer anderen Zahnpastamarke hilfreich sein.
- Bei der sog. Stomatitis aphthosa (siehe später bei S) kommt es durch eine Infektion mit dem Herpes simplex Typ 1 (HSV-1) zu einer Erkrankung der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches; betroffen sind vor allem Kleinkinder, bei denen es nach einer Inkubationszeit von 2-7 Tagen zu einem fieberhaften Krankeitheitsbild mit blasenartigen bzw. aphthösen Mundschleimhautveränderungen kommt
Bindehautentzündung
gerötete, geschwollene, (ggf. eitrig) verklebte Augen, häufig begleitet mit einem Fremdkörpergefühl und einer Lichtempfindlichkeit
- wird verursacht durch Viren, Bakterien oder auch Allergene
- bei viralen und bakteriellen Formen besteht eine hohe Ansteckungsgefahr
- Augenpflege mehrmals täglich: mit sauberem Tuch und Wasser (immer von außen nach innen wischen), in Absprache mit dem behandelndem Kinderarzt: ggf. antibiotische oder antiallergische Augentropfen.
- Wichtig: keine Behandlung mit Kamillentee (Gefahr allergischer Reaktionen).
Borreliose ( = Lyme-Borreliose)
Die Borreliose ist die häufigste, durch Zecken übertragene, Erkrankung
- Erreger der Erkrankung sind Bakterien aus der Gattung der Borrelien
- Zeitspanne zwischen der Infektion mit dem Erreger und dem Auftreten erster Symptome (Inkubationszeit) kann unterschiedlich lang sein und wenige Tage bis zu mehrere Wochen betragen
- in vielen Fällen verursacht die Infektion übrigens keine Symptome
- wenn es zu Krankheitssymptomen kommt (je nach Dauer sind unterschiedliche Stadien der Erkrankung möglich), können sie sich an unterschiedlichen Organen äußern
- am häufigsten betroffen sind folgende Organe: Haut: typisch die sog. Wanderröte (= Erythema migrans): tritt in den meisten Fällen als randbetonte, nicht erhabene Rötung auf, welche sich im Verlauf zunehmend zentrifugal ausbreitet; häufig besteht ein symptomfreies Zeitintervall (mind. 3 Tage) zwischen Zeckenstich und Beginn der Rötung; allerdings können auch atypische Verläufe, ohne die typische Rötung, sowie weitere Hauterkrankungen vorkommen
- weitere Organe: Nervengewebe (frühe und späte Neuroborreliose), Gelenke (Lyme-Arthritis) oder Herz (Lyme-Karditis)
- Therapie: antibiotisch
- Impfung: nicht möglich
Cheilitis
dabei handelt es sich um eine Entzündung der Lippen
- diese sind trocken, gerötet, geschwollen, evtl. eingerissen
- Ursache: häufiges Lecken der Lippen bei trockener, kalter Luft, Schnullergebrauch, Allergien, UV-Einfluss, Medikamente, Eisenmangel
- Therapie: Lippenpflege mit z.B. Bepanthen Lippencreme ®, Honig auf die Lippen (nicht bei Kindern unter einem Jahr), Behandlung der zugrundeliegenden Ursache
Drei-Tage-Fieber
durch Viren verursachtes (meist) drei Tage anhaltendes hohes Fieber (z.T. schwer durch Medikamente zu senken)
- tritt häufig bei Babys im ersten Lebensjahr oder bei Kleinkindern auf
- kommt nach dem dritten Lebensjahr nur noch selten vor
- das liegt daran, dass das Virus weit verbreitet ist und leicht übertragen wird, somit stecken sich Kleinkinder sehr schnell an
- wenn sie die Infektion einmal durchgemacht haben, besteht idR eine lebenslange Immunität
- zusätzlich zum Fieber kann es ggf. begleitend zu Durchfall und/oder Erbrechen kommen, nach dem (meist plötzlichem) Absinken des Fiebers tritt am dritten Tag ein vom Rumpf ausgehender flüchtiger Hautausschlag auf
- Therapie: ausreichende Flüssigkeitszufuhr, ggf. fiebersenkende Medikamente
Mehr dazu erfahrt ihr im Artikel: Drei-Tage-Fieber
Diabetes mellitus
Der Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der der Zuckerspiegel im Blut dauerhaft erhöht ist; die Erkrankung gehört mit über 400 Millionen Betroffenen zu den häufigsten Erkrankungen weltweit
- man unterscheidet den Typ 1 Diabetes vom Typ 2 Diabetes; es heißt übrigens DER DiabetEs 😉
- Diabetes mellitus heißt übersetzt (aus dem Lateinischen / Griechischen) „honigsüßer Durchfluss“, weil die Zuckerkonzentration im Urin von erkrankten Patienten erhöht ist
Typ 1 Diabetes
- beim Typ 1 Diabetes kommt es zu einer Erkrankung der Zellen, die Insulin produzieren; dadurch kommt es zu einem Mangel an Insulin
- da der Zucker aus dem Blut ohne das benötigte Insulin nicht mehr in die Zellen gelangen kann, steigt der Blutzucker an und die betroffenen Patienten sind lebenslang auf die Zufuhr von Insulin angewiesen
- typische Symptome eines Typ 1 Diabetes im Kindes- und Jugendalter sind: erhöhte Infektanfälligkeit, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, verminderte Konzentrationsfähigkeit, starkes Durstgefühl (oft mit mehreren Litern Flüssigkeitsaufnahme pro Tag) und vermehrter Harndrang (Kinder wachen nachts auf u/o nässen plötzlich ein), Gewichtsverlust trotz Heißhunger und vermehrtem Appetit, Bauchschmerzen, Sehstörungen, trockene Haut
- Eine plötzliche Entgleisung des Stoffwechsels (sog. diabetische Ketoazidose), die zu stark erhöhten Blutzuckerspiegeln führt, macht sich zusätzlich zu den o.g. Anzeichen durch unspezifische Beschwerden wie z.B. Erbrechen, akute Bauchschmerzen u/o einen akuten Flüssigkeitsmangel (Dehydratation) bemerkbar
- wird dieser Zustand nicht erkannt und behandelt, kommt es im nächsten Stadium zu einer tiefen Atmung, einem typischen Geruch der Atemluft und des Urins (nach Azeton) und in der Folge zu Bewusstseinsstörungen bis hin zu einem sog. diabetischen Koma (Coma diabeticum, Zuckerkoma); insbesondere bei Kleinkindern kann diese Entwicklung innerhalb weniger Stunden eintreten
Typ 2 Diabetes
- beim Typ 2 Diabetes besteht kein Mangel an Insulin; ganz im Gegenteil: die Insulinproduktion läuft sogar auf Hochtouren, weil die Zellen auf das Insulinsignal nicht entsprechend reagieren und unempfindlich werden; diese geringere Empfindlichkeit der Zellen für Insulin nennt man auch Insulinresistenz
- Symptome beim Typ 2 Diabetes: der Typ 2 Diabetes macht lange Zeit keine Beschwerden, daher kann er oft viele Jahre unentdeckt bleiben: aber auch hier gibt es verschiedene Anzeichen, die auf einen Diabetes hinweisen können; wie auch beim Typ 1 Diabetes versucht der Körper bei erhöhten Blutzuckerspiegeln den überschüssigen Zucker mit dem Urin auszuscheiden. Dadurch erhöht sich der Harndrang und/oder die Betroffene verspüren vermehrt Durst. Auch ein allgemeines Schwächegefühl, Seh- und Konzentrationsstörungen, trockene Haut oder schlecht heilende Wunden können Hinweise auf einen Diabetes sein
- Multisystem Inflammatory Syndrome in Children (=MIS-C)
Mehr dazu erfahrt ihr im Artikel Diabetes mellitus Typ 2: „schwere Kost“ leicht erklärt
Diphtherie
Die Diphtherie war über Jahrhunderte hinweg eine gefürchtete Erkrankung, die gerade bei kleinen Kindern häufig zu einem Erstickungstod führte und daher im Volksmund auch als „Würgeengel der Kinder“ bezeichnet wurde
- wird verursacht durch ein Bakterium (Corynebakterium diphtheriae), das ein spezielles Gift produziert
- dieses Gift verursacht die typischen Symptome:
- im Bereich der oberen Atemwege verursacht es u.a. Halsschmerzen, Fieber, Heiserkeit, fest haftende Beläge an den Mandeln oder eine Lymphknotenschwellung
- im Bereich des Kehlkopfes kann es über Heiserkeit, bellenden Husten und Atemnot bis hin zum Erstickungstod führen
- gelegentlich befallen die Bakterien auch die Haut und verursachen das Bild der sog. Hautdiphtherie
- die Folgeschäden einer Infektion betreffen das Herz-Kreislaufsystem, die Nervenbahnen und die Nieren
- auch wenn die Zahl der Erkrankungen mittlerweile deutlich zurückgegangen ist, ist der Erreger weltweit noch nicht ausgerottet und kann zu erneuten Ausbrüchen führen
Als Abgrenzung zum sog. Pseudo-Krupp (der in der Regel harmlos verläuft und durch Viren verursacht wird; mehr dazu hier) wurde die Diphtherie früher auch als „echter Krupp“ bezeichnet.
Mehr zum Thema Impfungen (gegen Diphtherie u.a.) erfahrt ihr im Artikiel Empfohlene Standardimpfungen im Kindesalter
Eisenmangel
Mangel an roten Blutkörperchen, der infolge einer fehlenden oder unzureichenden Eisenzufuhr entsteht (gerade im kindlichen Wachstum besteht ein erhöhter Bedarf)
- blasse Haut und Schleimhäute (Lippen/Bindehaut)
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Infektanfälligkeit, in einigen Fällen wiederkehrende Cheilitis (siehe oben)
- Therapie: ausgewogene Ernährung, (rotes) Fleisch, Blattgemüse, Hülsenfrüchte, in Absprache mit dem behandelnden Arzt ggf. Eisengabe (Tabletten, Tropfen), begleitend auf eine ausreichende Vitamin C Zufuhr achten
Epilepsie im Kindes- und Jugendalter
Unter dem Begriff Epilepsie werden Krankheitsbilder zusammengefasst, bei denen es, aufgrund unterschiedlichster Ursachen, zum wiederholten und spontanen Auftreten epileptischer Krampfanfälle kommt
- die Anfälle äußern sich in einer vorübergehenden Funktionsstörung des Gehirns, die zu einer übermäßigen elektrischen Entladung in den Nervenzellen führt; ähnlich, wie bei einem Gewitter
- je nachdem, welche und wie viele Nervenzellen einer Hirnregion beteiligt sind, kann sich der Anfall in unterschiedlichen Formen äußern
- während einige Anfälle, gerade bei kleinen Kindern, kaum wahrnehmbar sind und sich mitunter nur durch kurzfristige Bewusstseins- oder Empfindungsstörungen (z.B. sog. Absence-Epilepsie) bemerkbar machen, sind die Anfälle mit stereotypen Bewegungsstörungen meist sehr beeindruckend und für den medizinischen Laien häufig leichter zu erkennen
Welche Formen es gibt und wie sie sich äußern können, erfahrt ihr im Artikel Epilepsie im Kindes- und Jugendalter: Gewitter im Kopf
- mit Hilfe geeigneter Medikamente (Antiepileptika) kann bei vielen Epilepsien im Kindesalter (ca. 70%) eine Remission (Anfallsfreiheit) erreicht werden
- bei etwa 50% der Patienten können die Medikamente im Verlauf dauerhaft abgesetzt werden
- die meisten Kinder mit Epilepsie (ca. 2/3 der Fälle) sind kognitiv normal entwickelt
- diese relativ gute Prognose steht im Gegensatz zu der -leider auch heute noch vorkommenden- Stigmatisierung betroffener Patienten
Ertrinkungsunfälle
Ertrinkungsunfälle sind bei Kleinkindern die häufigste nicht-natürliche Todesursache!
- Bei Schulkindern sind Ertrinkungsunfälle die zweithäufigste Todesursache nach Verkehrsunfällen!
- In 50% der Fälle ertrinkt ein Kind, während die Eltern in der Nähe sind, in 10% sieht sogar ein Erwachsener hin, erkennt jedoch den Ernst der Lage nicht!
- Denn: Kinder ertrinken in der Regel nicht laut. Sie strampeln nicht, sie rufen nicht um Hilfe, sie gehen meist einfach unter
- Im Jahr 2019 ertranken in Deutschland 417 Menschen! Das sind 417 Tote zu viel!
Mehr zum Thema Ertrinkungsunfälle erfahrt ihr im Artikel Ertrinkungsunfälle: der „lautlose Tod“ (nicht nur bei Kindern)
Fieber
Fieber ist bei Kindern ein sehr häufig auftretendes Symptom
- Das Fieber ist keine Erkrankung, sondern stellt eine natürliche Schutzreaktion des Körpers gegen Krankheitserreger dar; es ist ein häufiges Symptome vieler Ekrankungen
- Die Temperaturerhöhung bewirkt, dass der Körper seine Abwehrkräfte mobilisiert und die Krankheitserreger daran hindert, sich zu vermehren; somit heizt der Körper den Erregern durch das Fieber ordentlich ein
-
Von Fieber spricht man bei Säuglingen ab 38 °C Körpertemperatur und bei Kleinkindern und Erwachsenen ab 38,5 °C 36,5 bis 37,5° Celsius: normale Körpertemperatur eines gesunden Kindes
37,6 bis 38,5° Celsius: erhöhte Temperatur
> 38,5° Celsius: Fieber
> 39° Celsius: hohes Fieber - Bei fiebernden Neugeborenen und Säuglingen sollte frühzeitig ein Arzt aufgesucht und das Fieber nicht selbständig mit Medikamenten behandelt werden, da einige fiebersenkende Mittel für Säuglinge und Kleinkinder nicht geeignet sind!
-
Die häufigste Ursache von Fieber bei Kindern sind Viren! In diesen Fällen erfolgt die Therapie meist symptomatisch, das heißt, man versucht durch fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente die Symptome der Viruserkrankung, wie
Unwohlsein
Kopf- und Gliederschmerzen
Halskratzen
Husten und Schnupfen
vielleicht Ohrenschmerzen (mehr dazu im Artikel Ohrenschmerzen bei Kindern: eine fiese Qual; auch bei Erwachsenen) zu lindern
- Fieberhafte Erkrankungen durch Bakterien sind seltener als virale Infektionen. In diesen Fällen wird der Kinderarzt vermutlich ein Antibiotikum verordnen. Sollte dies erforderlich sein, ist es wichtig, sich an die Dosierempfehlungen zu halten und die Hinweise auf dem Beipackzettel zu beachten. Wichtig ist außerdem, die empfohlene Therapiedauer einzuhalten
- Wichtig bei Fieber: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, da der Körper bei Fieber einen höheren Flüssigkeitsbedarf hat
- Bei unzureichender Flüssigkeitsaufnahme, Begleitsymptomen (unklarer Hautausschlag, Schmerzen o.ä.), schlechtem oder sich im Verlauf verschlechterndem Allgemeinzustand und bei jeglicher Form von Unsicherheit, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden!
Mehr zum Thema Fieber erfahrt ihr im Artikel Hohes Fieber beim Kleinkind: ein häufiges Symptom, das viele Eltern in Sorge versetzt
Fieberkrampf
Ein bei Kindern und in Verbindung mit Fieber auftretender Krampfanfall (häufigste Form eines Krampfanfalls im Kindesalter, hinterlässt in der Regel keine Folgeschäden, genaue Ursache bisher unklar, jedoch familiäre Häufung bekannt)
- entsteht meist durch einen schnellen Fieberanstieg im Rahmen von Virusinfekten
- äußert sich durch: plötzlichen Bewusstseinsverlust, ggf. sehr flache / fehlende Atmung mit Blaufärbung der Lippen, meist rhythmische Muskelzuckungen beider Arme und Beine, gelegentlich auch allgemeine Muskelverspannung oder komplette Erschlaffung der Muskeln, begleitend: schmatzende oder gurgelnde Laute, Verdrehen der Augen, nach dem Krampfanfall oft: Müdigkeit / Tiefschlaf
- Meist hört ein Krampfanfall nach einigen Minuten von alleine wieder auf. Gerade beim ersten Mal wird er von den Angehörigen als sehr bedrohlich empfunden.
- Wichtig: Ruhe bewahren, Umgebung sichern, Notarzt rufen, Zeit stoppen, Symptome beobachten (wichtig für die spätere Beurteilung durch den Arzt).
- Therapie: bei Bedarf und für erneute Fieberkrämpfe: krampflösendes Medikament, das vom Arzt verordnet wird
Mehr zum Thema Fieberkrampf erfahrt ihr im Artikel Fieberkrampf beim Kind: ein bedrohliches, jedoch meist „harmloses“ Schreckgespenst
Fluoride in der Kariesprophylaxe
Fluoride spielen bei der wirkungsvollen Vorbeugung von Karies eine wesentliche und wichtige Rolle; darin sind sich sowohl Zahnärzte als auch Kinderärzte einig.
Die Wirkung der Fluoride beruht auf folgenden Mechanismen:
- es werden größere und stabilere Kristalle im Zahnschmelz gebildet
- der Bakterienstoffwechsel wird gehemmt
- Säureangriffe werden gestoppt
- das Auflösen des Schmelzes wird verhindert
- die Wiedereinlagerung von Mineralien wird verbessert
- somit schützt Fluorid den Zahn vor Karies und deren Folgen
- bei der Anwendung gibt es -seit Kurzem (endlich!)- eine einheitliche Empfehlung der zahn-und kinderärztlichen Fachgesellschaften:
Bis zum Durchbruch des ersten Zähnchens
- Ab dem Durchbruch des ersten Zähnchens bis zum 1. Geburtstag:
Versorgung mit Fluorid durch zwei Optionen:
- 1. Fortführung der Vitamin-D und Fluorid-Gabe in Tablettenform und zweimal tägliches Putzen der Zähne mit Fluorid-FREIER Zahnpasta oder
- 2. Fortführung der Vitamin-D Gabe in Tablettenform und Zufuhr von Fluorid über: bis zu zweimal tägliches Zähneputzen mit Fluorid-HALTIGER Zahnpasta: 1000 ppm zweimal am Tag reiskorngroß.
Ab dem 1. Geburtstag:
- zweimal tägliches Zähneputzen mit Fluorid-haltiger Zahnpasta: 1000 ppm fluoridhaltiger Kinderzahnpasta reiskorngroß
Ab dem 2. Geburtstag:
- zweimal tägliches Zähneputzen mit Fluorid-haltiger Zahnpasta: 1000 ppm fluoridhaltiger Kinderzahnpasta erbsengroß
Nach Durchbruch der ersten bleibenden Zähne:
- zweimal tägliches Zähneputzen mit Fluorid-haltiger Zahnpasta: 1450 ppm Fluorid
Allgemeine Empfehlungen
- Da fest angebrachte Dosierspender, die für eine zuverlässige Dosierung benötigt werden, bislang noch nicht zur Verfügung stehen, sollten Zahnpasten verwendet werden, die durch kleinere Tubenöffnungen oder Veranschaulichung der empfohlenen Menge auf der Tube das Risiko einer Überdosierung verringern
- Eltern putzen solange nach, bis das Kind die Schönschrift beherrscht
- Ob ihr euch im ersten Lebensjahr für die Anwendung in Tablettenform oder für die Anwendung in Form von fluoridierter Zahnpasta entscheidet, bleibt euch überlassen. Wichtig ist nur, dass ihr das Fluorid täglich und in der jeweils empfohlenen Dosis verabreicht
- Wenn ihr euch gegen die Gabe von Fluorid in Tablettenform entscheidet, solltet ihr dennoch die Verabreichung von Vitamin D zur Vorbeugung der Rachitis im ersten bzw. in den ersten beiden Lebensjahren (bei im Winter geborenen Kindern zumindest bis zum zweiten Sommer des Kindes) nicht vernachlässigen! Das heißt, ungeachtet des Fluorids, sollte euer Baby ab der 2. Lebenswoche an täglich das Vitamin D (in Tabletten oder Tropfenform) erhalten.
Gehirnerschütterung (Commotio cerebri)
durch äußere Krafteinwirkung (Schlag / Sturz auf den Kopf) verursachte Schädelverletzung, die zu einer „Erschütterung“ und Funktionsstörung des Gehirns führt
- Symptome: typisch ist die Erinnerungslücke (direkt vor, während und/oder nach dem Unfall = sog. retrograde bzw. anterograde Amnesie) sowie in den meisten Fällen (nicht immer) eine Bewusstseinsstörung, die wenige Sekunden bis zu maximal 15 Minuten dauern kann; dies erklärt, warum die Unfallopfer den Unfallhergang normalerweise nicht wiedergeben und erklären können
- begleitend treten meist Symptome, wie Schwindel, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf
- zusätzlich kann es, als Ausdruck einer Fehlfunktion des Gehirns, zu einer veränderten Sinnes-Wahrnehmung (Licht-/Geräuschempfindlichkeit, veränderter Geruchs- bzw. Geschmackssinn) kommen
- bei Kleinkindern kann es zu längeren Schreiattacken kommen
- Nach einer Schädelverletzung sollte unbedingt eine ärztliche Untersuchung erfolgen
- kein Essen oder Getränke anbieten; solange, bis der Arzt Entwarnung gibt
- bei Bewusstlosigkeit: Kind in die stabile Seitenlage bringen und
- den Notarzt rufen
- im Falle eines Kreislaufstillstandes: mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen
Mehr zum Thema Kopfverletzungen erfahrt ihr im Artikel Kopfverletzungen bei Kindern.
ald geht es weiter mit Teil 2 im Kinderkrankheitslexikon.
Anmerkung: Alle medizinischen Beiträge, die ich zu gesundheitlichen Themen auf meinem Blog verfasse, dienen ausschließlich der Information. Sie ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch bei gesundheitlichen Beschwerden.
Bleibt gesund und munter. Bis bald
Eure
Snježi